2018 war wieder ein Jahr voller Veränderungen in Bezug auf Cannabis. Der CBD-Hype lässt auch hanfkritische Menschen das Positive am Cannabis erkennen und weltweit weckt der Anbau von medizinischem Cannabis Hoffnungen bei Patienten, Unternehmern und Staatslenkern. Deutschlands Veränderungen im Bereich Medizinalhanf werden in ganz Europa genau beachtet. Zehntausende Patienten erhalten mittlerweile Cannabis auf Rezept. Es geschehen Dinge, die man noch vor wenigen Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Hier der DHV-Jahresrückblick 2018:
Januar: Kalifornien geht vorwärts, Österreich zurück
Das Jahr 2018 begann mal wieder mit einer Legalisierung: In Kalifornien trat das neue Gesetz in Kraft, wonach Erwachsene bis zu eine Unze (~28,5 g) Cannabis in Geschäften erwerben oder bis zu 6 Pflanzen pro Haushalt selbst anbauen dürfen. Der US-Bundesstaat an der Westküste hat etwa 38 Millionen Einwohnern und ist alleine gerechnet schon die sechstgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Ein echtes Schwergewicht unter den “Legal States”.
In Österreich startete das Jahr dagegen unter dem Eindruck einer neu gewählten rechtskonservativen Regierung. Diese kündigte an, den Verkauf von Hanfsamen und -stecklingen zu verbieten. Die Angst in der florierenden Industrie bleibt weiter groß, bis zum Ende des Jahres war jedoch keine neue Regelung in Kraft.
Unter dem Eindruck der neuen Gesetzeslage in Deutschland kündigte auch der nördliche Nachbar Dänemark ähnliche Änderungen an. Die Vergabe von Lizenzen zum Anbau von Cannabis war jedoch deutlich erfolgreicher und der Export in andere Länder wurde direkt mit eingeplant.
Die DHV-Weihnachtsspendenaktion endete mit dem Rekordergebnis von 49.199,- Euro. Sowohl die Anzahl der Spenden als auch die Höhe der größten Spenden wurde im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Eine gute Starthilfe ins Jahr, die unter anderem zur Finanzierung der großen wissenschaftlichen Studie von Dr. Justus Haucap zu Kosten der Cannabisprohibition genutzt wurde.
Im Rahmen der Führerscheinkampagne “Klarer Kopf! Klare Regeln!” waren Georg Wurth und Mariana Pinzon als DHV-Vertreter auf dem Deutschen Verkehrsgerichtstag, um sich für die Forderung nach einem gerechten Grenzwert für Cannabis im Straßenverkehr einzusetzen. Tatsächlich beschloss der Verkehrsgerichtstag dann die gemeinsame Forderung nach einer Erhöhung des Grenzwerts auf 3 Nanogramm / ml Blutserum. Nicht genug, aber immerhin ein positives Signal.
Februar: Neue drogenpolitische Sprecher & drei verschiedene Cannabis-Vorgänge im Bundestag
Im Laufe von Februar und März verkündeten diverse Parteien ihre neuen drogenpolitischen Sprecher: Kirsten Kappert-Gonther (Grüne), Niema Movassat (Linke), Dr. Wieland Schinnenburg (FDP), Dirk Heidenblut (SPD) und Stephan Pilsinger (CDU/CSU) traten ihren Dienst an. Auch für den DHV eine Umstellung nach vier Jahren des Austauschs mit den jeweiligen Vorgängern. Mittlerweile konnten aber auch hier wieder viele Gespräche geführt und Kontakte geknüpft werden.
Drei bedeutende parlamentarische Vorgänge rund um Cannabis begannen in gewisser Hinsicht im Februar. Anträge der FDP für Cannabis-Modellprojekte und der Linken, den Besitz von Cannabis zum Eigenbedarf zu erlauben, sowie ein Gesetzentwurf von Bündnis 90/Die Grünen für ein Cannabiskontrollgesetz standen am 22. Februar 2018 im Zentrum einer 45-minütigen Debatte. Alle drei Vorlagen wurden anschließend zur federführenden Beratung an den Gesundheitsausschuss überwiesen, wo im weiteren Verlauf auch Georg Wurth vom DHV als Sachverständiger eingebunden war.
Nachdem Deutschland und andere Länder die ersten Chargen medizinisches Cannabis aus Kanada importiert hatten, wuchs weltweit das Interesse an diesem spannenden neuen Markt. Mehrere Länder kündigten im Laufe des Jahres 2018 an, ebenfalls medizinisches Cannabis herstellen zu wollen. Im Februar machte das kleine afrikanische Land Lesotho damit viel Aufsehen. Als erstes afrikanisches Land kündigte es an, Lizenzen für den Anbau und Export von Cannabis zu vergeben. Heute wachsen bereits legale Hanfpflanzen in diversen Gewächshäusern in dem traditionellen Cannabis-Anbauland.
In Israel dagegen stoppte der amtierende Premierminister Netanjahu bestehende Pläne für die Legalisierung des Exports von Cannabis, obwohl Israel über eines der ältesten Medizinalhanfsysteme der Welt und einen starken Forschungssektor in diesem Bereich verfügt. Für viele Unternehmen ein unangenehmer Schlag, da der Export insbesondere nach Europa massive Gewinnspannen versprach. Angeblich lag der Entscheidung ein Telefonat mit US-Präsident Donald Trump zu Grunde.
März: Mortler bleibt!
Marlene Mortler hatte sich im Laufe ihrer ersten Amtszeit zum festen Feindbild der Hanffreunde und Legalisierungsbefürworter in Deutschland entwickelt. Immer wieder äußerte sie selbst auch Unzufriedenheit über die viele Kritik an ihrer Person. Zur Überraschung vieler Beobachter wurde dann im März verkündet, dass sie noch eine zweite Amtszeit machen wird.
Die Landesärztekammer Sachsen (SLÄK) äußerte sich in einer Stellungnahme gegenüber einem Arzt, der medizinisches Cannabis verschreiben wollte, extrem kritisch und riet ihm auf Grund von vermeintlicher rechtlicher Risiken von einer Verschreibung ab. Schon früher hatte sich die SLÄK gegen das neue Gesetz für Cannabis als Medizin ausgesprochen. Bis heute zählt Sachsen zu einem der Bundesländer, in denen es für Patienten am schwersten ist einen legalen und sicheren Zugang zu Medizinalhanf zu erhalten.
Trotz solcher Gegenbewegungen stieg der Verbrauch von Medizinalhanf in Deutschland in 2017 auf etwa zwei Tonnen! Eine große Menge, insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache, dass das Gesetz erst im März 2017 in Kraft getreten war.
Der philippinische Präsident Duterte hatte mit seiner verbalen Unterstützung von Morden an Drogenhändlern und -konsumenten eine Welle der Gewalt in dem Inselstaat ausgelöst. Tausende Menschen wurden bedroht, gefoltert oder umgebracht. Auf die weltweite Kritik daran reagierten die Philippinen jetzt mit dem Austritt aus dem internationalen Strafgerichtshof. Von dem Präsidenten der USA, Donald Trump, kam zeitgleich jedoch die Forderung nach Einführung der Todesstrafe für Drogenhändler.
April: Ausschreibung zum Hanfanbau gestoppt
Die Ausschreibung zum Anbau von medizinischem Cannabis in Deutschland hatte viel Interesse geweckt. 118 Unternehmen hatten sich beworben, einige davon aus Deutschland und teilweise auch vernetzt im DHV. Das OLG Düsseldorf stoppte jedoch die Ausschreibung, da die vorgegebene Zeitspanne nicht genügend gewesen sei, um eine erfolgreiche Bewerbung einzureichen. Das BfArM musste nun eine neue Ausschreibung vorbereiten.
Die Deutsche Regierung stellte derweil auf eine Frage der drogenpolitischen Sprecherinder Grünen, Dr. Kirsten Kappert-Gonther, schriftlich fest, dass die Lieferengpässe bei Medizinalhanf der Vergangenheit angehörten. Vorhandene Beschwerden von Apothekern und Patienten über monatelange Lieferfristen sowie die Tatsache, das Patienten häufig auf bestimmte Sorten angewiesen, in den Apotheken jedoch meist nur wenige der über 20 in Deutschland vorhandenen Medizinalhanfsorten lieferbar sind, wurde dabei vollständig ignoriert.
Die zweite International Cannabis Business Conference fand am vom 11. bis 13. April in Berlin statt. Mehrere hundert Teilnehmer diskutierten in schickem Ambiente die internationale Entwicklung und die Chancen des deutschen Marktes. Georg Wurth hielt eine Eröffnungsansprache und der Deutsche Hanfverband war als enger Partner bei der Konferenz beteiligt. Auch bei der ICBC Berlin 2019 wird der DHV wieder mit dabei sein.
Die Firma Bionorica vertreibt neben vielen anderen Medikamenten auch das THC-Präparat Dronabinol. Nun mehrten sich die Belege dafür, dass die Firma eindeutige und offene Lobbyarbeit gegen die Verwendung von Cannabisblüten betreibt, obwohl diese kostengünstiger und dank der Vielfalt an Cannabinoiden oftmals auch wirksamer sind als Dronabinol. Neben Statements in Medien organisiert Bionorica auch Fortbildungen für Ärzte, bei denen die Verschreibung von natürlichen Cannabisblüten kritisiert wird.
Seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsident und spätestens seit der Ernennung des erzkonservativen Cannabisgegners Jeff Sessions zum Justizminister fürchteten viele Beobachter, die US-Regierung könne versuchen das Rad der Zeit in den mittlerweile 10 legalen US-Bundesstaaten zurückdrehen. Doch eine Äußerung gegenüber dem republikanischen Senator Cory Gardner aus Colorado sorgte für erste Beruhigung: Trump wolle nicht gegen Colorados Cannabisprogramm vorgehen und unterstütze grundsätzlich Schritte um den Widerspruch zwischen Landes- und Bundesgesetzen aufzulösen. Im November trat dann Jeff Sessions auf Druck von Trump von seinem Posten zurück, Nachfolger William Barr gilt jedoch ebenfalls als wenig Cannabisfreundlich, er hatte bereits unter George W. Bush senior als Justizminister gedient.
Genauso wie im Vorjahr trübte auch in diesem Jahr ein neuer Repressionsrekord die grundsätzlich gute Stimmung in der Hanfszene: 204.904 Verfahren wegen Cannabis gab es laut Polizeilicher Kriminalstatistik im Jahr 2017, davon 166.236 wegen konsumnaher Delikte. Erneut ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr, vermutlich auf gesteigerte Maßnahmen der Polizei zurückzuführen.
Der Hype um CBD-Blüten hatte in der Schweiz schon 2016 begonnen und bereits ein hohes Niveau erreicht, als Lidl Schweiz überraschenderweise verkündete, ab sofort CBD-Blüten anbieten zu wollen. Auch in den Nachbarländern Italien und Österreich boomt das Business mit den nicht berauschenden Cannabisblüten. In Deutschland macht eine unklare Rechtslage den Händlern jedoch das Leben schwer, wie sich im weiteren Verlauf des Jahres noch zeigen sollte.
Wie jedes Jahr gab es auch 2018 in vielen Teilen der Welt Smoke-Ins zum “Welt-Cannabis-Tag”. Im Görlitzer Park in Berlin trafen sich ebenfalls mehrere hundert Verfechter der Hanfkultur, um bei einer durch die DHV-Ortsgruppe Berlin angemeldeten Veranstaltung ihr legales Cannabis zu konsumieren.
Ende April gerät dann die Cannabis-Community auf Youtube in Aufruhr. Grund dafür ist Youtubes rigoroses Entfernen von jahrealten Videos und ganzen Kanälen, die aus Sicht des Unternehmens plötzlich gegen interne Richtlinien verstoßen. Diverse bekannte Kanäle wie Open Mind, Pot TV oder Exzessiv werden zunächst gelöscht, teilweise nach Beschwerden jedoch wieder reaktiviert. Der DHV selbst ist nur geringfügig betroffen, durch Einstufung einiger Videos als “ab 18”. Die bis dato gelebte Liberalität auf YouTube ist jedoch damit Vergangenheit.
Mai: Endlich Bewegung in der Jungen Union
Über 9.000 Teilnehmer beteiligten sich Anfang Mai an den bundesweiten Demonstrationen zum Global Marijuana March. In 30 deutschen Städten forderten sie unter dem Motto “Gesundheit statt Strafverfolgung” ein Ende der Repression gegen Konsumenten und Patienten. Denn die Strafverfolgung richtet bei den Betroffenen nur Schäden an und der Staat hat die Pflicht, sich um das Wohlergehen seiner Bürger zu bemühen!
Auch das verarmte afrikanische Land Simbabwe legalisierte im Mai medizinisches Cannabis in der Hoffnung auf sprudelnde Gewinne durch den Export. Bis zum Ende des Jahres ist die Lizenzvergabe jedoch noch nicht sehr weit vorangeschritten.
Die Jugendorganisation der CDU, die Junge Union im Berliner Bezirk Steglitz Zehlendorf überraschte am 25.Mai 2018 mit einem Antrag beim Landesausschuss der Jungen Union Berlin zur bedingten Freigabe von Cannabis. Noch überraschender: die Delegierten stimmten dem Antrag zu! Eine kontrollierte Ausgabe über Apotheken sei der nötige Schritt, um die organisierte Kriminalität zu bekämpfen und den Schutz von Minderjährigen zu gewährleisten.
Juni: Cannabispetition im Bundestag, Justizminister fordern 6 Gramm bundesweit
In einer scheinbar abgestimmten Kampagne sprachen sich die Drogenbeauftragte Marlene Mortler, Minister aus diversen Bundesländern und schließlich auch die Justizministerkonferenz in Eisenach für eine bundesweit einheitliche “Geringe Menge” von 6 Gramm Cannabis aus, bis zu der Verfahren durch die Staatsanwaltschaft eingestellt werden können. Dies wäre für viele liberale Bundesländer ein deutlicher Rückschritt und für repressivere Ländern wie Bayern oder Sachsen wohl keine Verbesserung, da auch weiterhin die Entscheidung bei der jeweiligen Staatsanwaltschaft läge.
Am Montag dem 11. Juni durfte DHV-Geschäftsführer Georg Wurth die DHV-Cannabispetition im Petitionsausschuss des Bundestages vorstellen und damit die Forderungen des Deutschen Hanfverbands nach einer Legalisierung von Cannabis vertreten. Ein großer Tag für den DHV, nachdem die Petition durch die vorbildliche Beteiligung von Ortsgruppen, Ehrenamtlern, Firmensponsoren und der geballten Kraft der gesamten Online-Community zur erfolgreichsten Bundestagspetition des Jahres 2017 geworden war.
In Kanada beschloß das Abgeordnetenhaus am 19.06. endgültig den Gesetzentwurf zur Legalisierung. Mit einer deutlichen Mehrheit von 205 zu 82 Stimmen sprachen sich die Abgeordneten dafür aus, zukünftig erwachsenen Kanadiern das Recht zu geben, bis zu 30 Gramm Cannabis in Geschäften bzw. online zu erwerben oder sich bis zu vier Pflanzen selbst anzubauen. Am nächsten Tag stimmte auch der Senat mit 52 zu 29 Stimmen für Bill C-45. In Kraft treten sollte das Gesetz jedoch erst am 17. Oktober.
Währenddessen kam in dem kleinen europäischen Staat Luxemburg der zentrale europäische Wertpapier-Abwickler Clearstream auf die Idee, den Handel mit Aktien von Unternehmen zu blocken, die mit Cannabis handeln. Viele deutsche Kleinanleger gerieten daher in Panik, ob sie ihre erworbenen Aktien noch würden verkaufen können. Innerhalb kürzester Zeit reagierte die luxemburgische Regierung mit der Ankündigung, medizinsches Cannabis zu legalisieren. Clearstream reduzierte daraufhin die Zahl der von seinem Bann betroffenen Unternehmen massiv.
Eine repräsentative Umfrage in den USA zeigte neue Rekordwerte bei der Zustimmung zur Cannabis Legalisierung. 68 % der Befragten gaben an, für die Legalisierung zu sein. Sogar 57% der Republikaner äußerten sich dahingehend. Die real existierende Legalisierung in vielen US-Bundesstaaten und die daraus resultierenden Entwicklungen wie Steuereinnahmen und Jobwachstum scheinen von der US-amerikanischen Bevölkerung positiv bewertet zu werden.
Nachdem 2017 bereits Griechenland und Polen Gesetze für medizinisches Cannabis angekündigt hatten, zog auch Portugal nach. Im Unterschied zu vielen anderen europäischen Ländern gab es dort jedoch schon vorher legalen Anbau von Medizinalhanf – allerdings nur zum Export. Nun will Portugal auch ein System zur sicheren Versorgung der eigenen Versorgung entwickeln.
Juli: Mehrheiten in Frankreich und Großbritannien
Während sich in in der deutschen Bevölkerung bisher keine Mehrheit für eine Legalisierung von Cannabis finden ließ, kamen aus Frankreich und Großbritannien zukunftsweisende Umfrageergebenisse die erstmals knappe Mehrheiten aufzeigen. In beiden Ländern zeigen die Regierungen jedoch zunächst kaum Intentionen, reale Änderungen durchzuführen.
Die bekannte deutsche Drogeriekette DM begann ohne großes Aufsehen mit dem Vertrieb von CBD-Öl. Über eine mögliche Beteiligung der großen Drogerieketten am CBD-Geschäft wurde schon lange gemutmaßt, da dies in anderen europäischen Ländern wie der Schweiz oder Großbritannien bereits länger der Fall ist.
August: Ein klein bißchen Legalisierung in Georgien
Bei bestem Wetter zogen am 11. August über 6000 Demonstranten durch Berlin, um bei der alljährlichen Hanfparade die Legalisierung von Cannabis zu fordern. Unter dem diesjährigen Motto “Aufklärung statt Verbote” beteiligten sich viele Politiker und Szene-Promis an der Veranstaltung. Der DHV organisierte einen Grünen Block, bei dem Demonstranten geschlossen in grünen Farben liefen. DHV-Geschäftsführer Georg Wurth und sein Stellvertreter Florian Rister beteiligten sich mit Reden.
Im osteuropäischen Georgien kam es zu einem spektakulären Gerichtsentscheid. Das Verfassungsgericht entschied auf Antrag, dass der Konsum von Cannabis keine Bedrohung für die Gesellschaft darstellt und somit nicht strafbar ist. Der Handel mit Cannabis bleibt jedoch weiterhin illegal, lizensierte Geschäfte für den Verkauf wird es weiterhin nicht geben.
Ende des Monats kam dann die lang ersehnte neue Ausschreibung zum Medizinalhanf-Anbau in Deutschland. Die ausgeschriebene Menge wurde zwar leicht erhöht und die Teilnahme für deutsche Unternehmen auch ohne frühere Cannabisreferenz möglich, dennoch konnten damit nur Teile der Kritik des DHV ausgeräumt werden. Die Ausschreibung bevorzugt weiterhin große, etablierte Unternehmen gegenüber neu gegründeten Start Ups.
September: CDU-Mann für Modellprojekte, Kampf um CBD-Blüten in Braunschweig
Nachdem zuletzt 2015 der CDU-Mann Joachim Pfeiffer mit einem ökonomisch begründeten Statement für die Legalisierung von Cannabis für Aufsehen gesorgt hatte, gab es jetzt endlich wieder eine progressive Äußerung von einem bedeutenden CDU-Politiker. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, Erwin Rüddel sprach sich gegenüber dem DHV für die Erprobung der Abgabe von Cannabis an Erwachsene über ein Modellprojekt aus. Er begründet seine neue Haltung durch Erfahrungen aus anderen Ländern. Auch in der SPD gibt es vermehrt Stimmen für entsprechende Pilotversuche.
Der Verkauf von Hanfblüten unter 0,2% THC an Privatleute ist in Deutschland ein heikles Thema. Einerseits gibt es viele Händler, die dies ungestört machen. Andererseits gibt es Fälle wie die Hanfbar Braunschweig. Nach ersten Razzien verkauften die Betreiber weiter ihren Cannabis-Tee, was die Polizei zu weiteren Durchsuchungen und schließlich sogar zur U-Haft für den Betreiber Marcel führte. Eine Welle der Solidarität und eine Petition mit über 18.000 Unterschriften waren die Folge. Nach 36 Tagen Haft kommt Marcel wieder auf freiem Fuß, die Hanfbar Braunschweig erhält ein kommunales Verkaufsverbot für ihren Hanftee und hält sich zunächst daran. In vielen anderen deutschen Städten werden jedoch weiter genau solche Cannabisblüten verkauft.
In Malaysia erhielt ein Mann, der kostenlos Cannabisöl an schwerkranke Patienten verteilt hatte, die Todesstrafe. Muhammad Lukman ist Cannabisaktivist und bot über eine Website anderen Leuten seine Hilfe an. Das Urteil sorgte für viel Aufsehen und erzeugte in Malaysia eine Debatte über Cannabis als Medizin und die repressiven Drogengesetze des Landes.
Ein seit Jahren laufendes Verfahren kam schließlich in Südafrika zum Erfolg. Das Verfassungsgericht entschied, dass die Regierung den privaten Gebrauch und Anbau von Cannabis erlauben muss. Die maximal zulässige Menge Cannabis müsse nun vom Gesetzgeber festgelegt werden, erklärte der Vorsitzende Richter.
Oktober – Oh Canada!
Die Legalisierung in Kanada war wohl für Hanffreunde das bedeutendste internationale Thema des Jahres. Ein kompletter G7 Staat hat Cannabis legalisiert und der Präsident Trudeau unterstützt diesen Kurs sogar offenherzig und mutig. Im Oktober tritt das Gesetz endgültig in Kraft und die ersten Cannabiskäufe können getätigt werden. International gibt es kaum Kritik, die Entscheidung Kanadas für diesen neuen Weg wird weitgehend respektiert.
Nachdem mehrere Fälle von schwerkranken Patienten durch die Medien gegangen waren, die sich illegal mit Cannabis behandelten, entstand im Vereinigten Königreich eine Debatte über die Legalisierung der Droge zu medizinischen Zwecken. Schnell kündigte die Regierung eine Gesetzesänderung an, wonach Cannabisextrakte in ganz bestimmten Ausnahmefällen angewendet werden dürfen. Für die meisten Betroffenen bleibt aber weiterhin nur die Möglichkeit, das in Großbritannien kommerziell hergestellte Cannabispräparat Sativex zu verwenden, welches sehr teuer und teilweise recht unbeliebt ist.
November: SPD kommt in Bewegung, CaNoKo rockt Berlin
Der Oberste Gerichtshof in Mexiko verkündete Anfang November eine spektakuläre Entscheidung: Das Verbot des Besitzes und Anbaus von Cannabis verstoße gegen die Verfassung des zentralamerikanischen Landes. Die Regierung ist jetzt aufgefordert, eine Neuregelung zu erlassen. Wie schnell das passieren wird, ist derzeit unsicher. Der amtierende Präsident Andres Manuel Lopez Obrador steht jedenfalls der Legalisierung grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.
Die Arbeitsgemeinschaft Gesundheit der SPD-Gesundheitspolitiker sprach sich für die Einrichtung von Modellprojekten aus und bezeichnet dies als ersten Schritt einer Neuausrichtung der Cannabispolitik, die “Konsumentinnen und Konsumenten wirksam schützt, den Handel mit Cannabis reguliert und gesellschaftliche Realitäten im 21. Jahrhundert anerkennt“
Auch in Berlin gab es gleichzeitig Umwälzungen in der SPD: Dort entschied sich der Landesparteitag nach jahrelangen Diskussionen und einer nur knapp verfehlten Mehrheit bei einer Mitgliederbefragung endlich dafür, einen modernen Ansatz inklusive eines zeitnah umzusetzenden Berliner Modellprojekts zur Cannabisabgabe zu wählen. Damit steht die Rot-Rot-Grüne Regierung jetzt geschlossen hinter dieser Forderung!
Zwar noch keine Mehrheit, aber doch immerhin fast: 46 % der Deutschen sprechen sich in einer aktuellen Umfrage von infratest Dimap im Auftrag des Deutschen Hanfverbands für die Legalisierung von Cannabis aus. Ein echter Rekordwert! Bei der Entkriminalisierung gibt es sogar eine klare Mehrheit von 59%. Damit ist der Handlungsbedarf für die Politik eigentlich eindeutig.
Cannabis Normal! ist nicht nur das Motto beim Deutschen Hanfverband, so heißt auch unsere im Jahr 2017 erstmals durchgeführte Konferenz rund um Cannabis & Legalisierung. In diesem Jahr war die CaNoKo (Cannabis Normal! Konferenz) mit 300 Besuchern komplett ausverkauft und nach einhelliger Meinung der von uns Befragten ein voller Erfolg. Teilnehmer wie Dr. Justus Haucap, Jugendrichter Andreas Müller, YouTuberin Suzie Grime, Szenekenner Micha Knodt und viele weitere gaben sich in der urbanen Location der Alten Münze Berlin die Klinke in die Hand.
Neben der Veröffentlichung der mit der Weihnachtsspendenkampagne 2017 finanzierten wissenschaftlichen Studie von Dr. Justus Haucap war auch die Verleihung des Hanf-Adlers ein weiteres Highlight. Dieser Ehrenpreis des Deutschen Hanfverbands ging in diesem Jahr an Prof. Stephan Quensel (Kategorie Wissenschaft), Micha Greif (Kategorie Aktivismus) und Hans-Christian Ströbele (Kategorie Politik). Sie alle haben sich in besonderer Art und Weise für die Legalisierung von Cannabis eingesetzt und dienen uns allen als Vorbild, weiter für eine sinnvolle Drogenpolitik einzutreten.
Dezember: Ausschreibung für Anbau verzögert sich weiter!
Pünktlich wie immer startete am 01. Dezember die DHV-Weihnachtsspendenaktion. Das Ziel in diesem Jahr: Eine professionelle Justizkampagne für eine Verfassungsklage zur Legalisierung von Cannabis inklusive einer soliden Richtervorlage dafür. Die Unterstützung der Community ist überwältigend. Bis zum Jahresende sind bereits über 81.000 € zusammengekommen und die Aktion geht noch bis zum 15. Januar. Neben dem Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, winkt als Belohnung eine Reihe von tollen Gewinnen für alle Spenden ab 10,- €. Legalisieren & Gewinnen!
Nach einer erfolgreichen Petition und der Wahl einer neuen Regierung mit Beteiligung der Grünen kündigte diese überraschend an, Cannabis als Genussmittel vollständig legalisieren zu wollen. Bisher sind genaue Details noch nicht bekannt, doch die Entscheidung könnte ein echter Meilenstein für die europäische Cannabispolitik werden. Ähnlich wie Uruguay ist Luxemburg klein genug, um mit seiner Entscheidung wenig Kritik abzubekommen aber groß genug, um damit europaweit wahrgenommen zu werden.
Die geplante Ausschreibung für den Anbau von Medizinalhanf in Deutschland verzögerte sich derweil erneut. Das für die Regulierung des Anbaus verantwortliche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte will die Zuschläge bei der Ausschreibung für mögliche Produzenten von Medizin-Cannabis erst im zweiten Quartal 2019 bestimmen. Geerntet werden soll dann frühestens 2020. Deutsche Patienten schauen solange weiter in die Röhre bzw. ins Ausland. Dänemark, Portugal, Italien und die Niederlande produzieren bereits medizinisches Cannabis.
Der Marlboro-Hersteller Altria kündigte zum Jahresende sein Interesse an einer Beteiligung beim Cannabisproduzenten Cronos Group an. Nachdem bereits in der Mitte des Jahres Coca Cola in Gesprächen mit dem Cannabisproduzenten Aurora gewesen war, ist somit klar: Die Berührungsängste von Big Business sinken, das Stigma Cannabis wirkt nicht mehr so abschreckend oder das Marktpotential wird als groß genug eingeschätzt, diese einzugehen. Weltweit diskutieren Unternehmer offen über Beteiligungen in der Cannabisindustrie. Ein Stück Normalität, das vielleicht nicht jedem gefällt, aber irgendwie wohl auch zur neuen Realität dazugehört.
Der DHV in Zahlen
Nicht alles was wir beim DHV so tagtäglich machen, lässt sich in Zahlen fassen oder öffentlich benennen. Viele Einzelgespräche und kleine Aktionen sind es entweder nicht wert darüber zu berichten oder müssen diskret behandelt werden. An dieser Stelle wollen wir dennoch einige Zahlen zusammenfassen, die uns zum Jahr 2018 vorliegen.
So konnten wir 287 Termine rund um das Thema Hanf bewerben. Neben unzähligen Telefonaten beantworteten wir genau 3.339 E-Mails allein über unser Kontaktformular und unsere öffentliche Adresse kontakt (at) hanfverband.de. Unsere Abonnentenzahl auf YouTube stieg auf 84.000. Das sind ganze 27.000 mehr als im vergangenen Jahr! Die Zahl unserer Facebook-Likes sank um etwa 1.500 auf 166.500, ein Effekt den momentan auch andere Organisationen auf Facebook erleben. Auch unsere durchschnittliche Reichweite auf Facebook ist gesunken. Auf Twitter konnten wir 6.800 Follower erreichen, etwa tausend mehr als im Vorjahr. Unser Instagram-Account wuchs von 6.800 auf 15.100 Follower. Durch euer Teilen und Liken können wir diese Zahlen weiter steigen lassen und damit mehr Menschen für die Legalisierung mobilisieren! Der neu gegründete Linked In Account ist dagegen noch weitgehend unentdeckt.
In mindestens 294 Presseberichten wurde der DHV 2018 erwähnt oder zitiert, deutlich mehr als im Vorjahr. Unter anderem gab es dabei Artikel im Spiegel, der Süddeutschen Zeitung und einen Auftritt von Georg Wurth bei ARD Brisant. Neben dem Klassiker GMM war vor allem die Haucap Studie ein echter Zieher. Aber auch unsere verstärkte Pressearbeit mit 16 Pressemitteilungen sowie die besonders aktive Arbeit einiger Ortsgruppen spielte sicher eine Rolle für die gestiegene Zahl.
Bei den Ortsgruppen gab es einige Bewegung. Aktuell haben wir 14 aktive und 5 in Gründung befindliche Ortsgruppen. Insgesamt haben sich diese Ortsgruppen im letzten Jahr 170 Mal getroffen sowie 58 Infostände und 27 Veranstaltungen und Podiumsdiskussionsteilnahmen durchgeführt! Dies führte zu insgesamt 56 Presseechos durch Aktivitäten Ortsgruppen. Auf Facebook haben alle Ortsgruppen zusammen etwa 12.000 Follower.
Auch im Bereich Software hat sich etwas getan: Das DHV-Forum wurde komplett geupdated, die 2017 installierte Mitgliederverwaltungssoftware läuft nun weitgehend reibungslos.
Ausblick für 2019: Es geht so richtig los…
Natürlich wird das Thema Cannabis als Medizin weiterhin international und vor allem in Deutschland dominierend sein. Die Zahl der Cannabispatienten mit Rezept wird 2019 weiter steigen, auch wenn viele Ärzte sich immer noch scheuen die Möglichkeiten des Gesetzes zu nutzen. Da die Lizenzvergabe zum Anbau in Deutschland sich immer weiter hinauszögert, wird die BRD mittelfristig der größte Importmarkt für Medizinalhanf weltweit bleiben und Unternehmer weltweit reiben sich die Finger beim Gedanken an die Preise, die in Deutschen Apotheken bezahlt werden.
Wir werden 2019 neben unserer tagtäglichen Arbeit vor allem die große Justizkampagne forcieren, für die wir im Rahmen unserer Weihnachtsspendenaktion sammeln. Beteiligt euch daran und macht uns stark für das, was da sonst noch kommen mag. Bei voller Fahrt und gesetzten Segeln kann es manchmal stürmisch werden!
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