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Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes: März 2010


  1. taz Drogerie – Aufklärung über Drogen
  2. Spice in den USA angekommen
  3. 100 Tage Drogenbeauftragte Dyckmans – 100 Tage Stillstand & Lobbyismus
  4. Bürgermeister von Amsterdam wirbt für globale Cannabisreformen
  5. Führt Langzeit-Cannabis-Konsum zu Psychosen oder umgekehrt?
  6. DHV-Flugblatt-Aktion
  7. Meldungen des DHV in Kürze
  8. Termine

1. taz Drogerie – Aufklärung über Drogen

Die taz betreibt seit Mitte Februar ein Blog über “Drogen, die legalen und illegalen Highs & Downs und die Politik, die damit gemacht wird.” Unter dem Titel “taz Drogerie – Aufklärung über Drogen” schreiben sowohl szenebekannte als auch noch eher unbekannte Autoren wie Mathias Broeckers, Hans Cousto, Steffen Geyer, Martin Schwarzbeck sowie Julia Seeliger. Die taz ist eines der wenigen Blätter in Deutschland, in denen Drogenpolitik als wichtiges Thema betrachtet wird. Schon in den 80ern erschien der “taz-Schwarzmarkt” mit Preisen für illegale Drogen und “Ronald Rippchen” alias Werner Pieper schrieb eine Kolumne mit dem Namen “KPD” für Kräuter, Pillen, Drogen. In Europa gibt es sonst nur den Guardian sowie dessen Sonntagszeitung Observer, in dem regelmäßig Debatten zur britischen und internationalen Drogenpolitik veröffentlicht werden.

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2. Spice in den USA angekommen

Die Debatte um Spice hat inzwischen Nordamerika erreicht. Während die Drogen aus bestimmten synthetischen Cannabinoiden in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern inzwischen verboten sind, finden sie in den USA noch weite Verbreitung. Unter dem Namen “K2” können – frei von jeder Regulierung – selbst Minderjährige die mit “JWH-018” und anderen Chemikalien getränkten Kräutermischungen in Tabakläden erwerben. Während die Konsumenten sich über die legale und bei Drogentests nicht nachweisbare Cannabisalternative freuen, denkt der Gesetzgeber in einigen Bundesstaaten nun über ein Verbot und eine mit Cannabis vergleichbare Bestrafung nach. Wissenschaftliche Studien über die Neben- und Langzeitwirkungen existieren bisher noch nicht.

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3. 100 Tage Drogenbeauftragte Dyckmans – 100 Tage Stillstand & Lobbyismus

Seit der Ernennung der Drogenbeauftragten Dyckmans sind inzwischen mehr als 100 Tage vergangen, Zeit eine erste Bilanz ihrer “Arbeit” zu ziehen. Der DHV Mitarbeiter und Mitglied im Bundesvorstand der Grünen Jugend, Maximilian Plenert tat dies in einem Blogbeitrag:

Am 19. November 2009 ernannte Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Roesler die Abgeordnete Mechthild Dyckmans (beide FDP) zur Drogenbeauftragten. Viele dachten nach der Moralapostelin der Nation, Sabine Bätzing, kann es nur noch besser werden ebenso bestand die Hoffnung innerhalb der FDP könnte sich eine Liberale finden, der Eigenverantwortung und Wahlversprechen zu Cannabis als Medizin wichtig sind. Nun sind 100 Tage vergangen und… ja, was eigentlich? Nicht viel wäre noch euphemistisch.

Einzig im Bereich Alkoholpolitik war Dyckmans zu hören, mit dem FDP-üblichen wirtschaftliberalen Mantra: Selbstverpflichtung des Handels, keine verschärften Gesetze — verkündet wird so was im besten Mövenpickstil auf einer Pressekonferenz des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure (BSI). Nachdem Dyckmans bei der Abstimmung um die Diamorphinabgabe in der letzten Legislaturperiode eine der beiden FDP Bundestagsabgeordneten war, die nicht dafür stimmten, besuchte sie nun einmal brav Frankfurt und nickte die bestehende Regierungspolitik ab… Man kann über ihre Vorgängerin Bätzing ja sagen was man will, aber hier war selbst die SPDlerin progressiver und engagierter.

Abgeordnetenwatch ist watching Dyckmans

Beim Onlineportal Abgeordnetenwatch wurden Dyckmans zahlreiche Fragen gestellt und ihr Gelegenheit gegeben ihre realtiätverzerrten Ansichten zu verbreiten: Bei Fragen zu einer möglichen Cannabislegalisierung unterstellt sie den Fragestellerinnen pauschal, sie würden die Droge verharmlosen: “[…] und Sie darüber informiert, dass die oft behauptete völlige Unbedenklichkeit des Cannabiskonsums nicht den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen entspricht.” Eine Kriminalisierung von Kiffern sei auch kaum vorhanden, denn “der weitaus größte Teil der Verfahren gegen Cannabiskonsumenten wird entsprechend dieser Vorschrift eingestellt, wenn die genannten Voraussetzungen zutreffen.” Führerscheinentzug bei Cannabiskonsumentinnen? Da gibt’s doch schon Urteile dagegen.. Ja, aber die werden nicht umgesetzt, Frau Juristin!

Ferner kämpft sie wacker für “wirkungsvolle und qualitätsgesicherte [Cannabis-]Arzneimittel […], die nicht die “‘unerwünschte Rauschwirkung”‘ hervorrufen”, natürlich von der Pharmaindustrie und nicht aus dem eigenen Garten, denn “vor einem Selbstanbau von Cannabis zur Selbsttherapie kann ich nur warnen. Wer Cannabis selbst anbaut, setzt sich dem Risiko einer Strafverfolgung aus.” Der Cannabisrausch ist für sie etwas gar Gruseliges, denn “eine Cannabisintoxikation führt nach anfänglicher Euphorie zu Müdigkeit, motorischen Störungen, beeinträchtigt Konzentration, Reaktionszeit und Gedächtnis, Wahrnehmungsstörungen, Gleichgültigkeit, Panikreaktionen, manchmal auch zu psychotischen Reaktionen, Verwirrtheit, Gedächtnisverlust und Halluzinationen.” Die Millionen Kiffer Deutschlands sind also in Wirklichkeit panikattackengeplagte Zombies, von Euphorie keine Spur… bei mir auch nicht, aber nur im Bezug auf die Drogenbeauftragte.

Zu den hohen Kosten einer Behandlung mit natürlichem Cannabis aus der Apotheke erklärt die Parteikollegin Westerwelles lapidar: “Da Cannabinoide in Deutschland nicht als Medikament zugelassen sind, besteht grundsätzlich auch keine Verpflichtung der Krankenkassen, für die Behandlungskosten mit Cannabinoiden aufzukommen. Wenn Sie sich die Behandlungskosten nicht leisten können, haben Sie leider nur die Möglichkeit, mit Ihrem behandelnden Arzt zusammen nach Therapiealternativen mit zugelassenen Medikamenten zu suchen.” — So sieht die Umsetzung des Wahlversprechens “Außerdem setzen sich die Liberalen dafür ein, Cannabis in der medizinischen Verwendung zur Schmerzlinderung zuzulassen” in der Realität aus!

Diagnose: Merkbefreit

Merkbefreit immer heiter weiter, heißt die Devise, egal ob da Professoren vom Schildower Kreis, einem Netzwerk von Experten aus Wissenschaft und Praxis im Bereich Drogen, erklären, dass es “notwendig ist, Schaden und Nutzen der Drogenpolitik ideologiefrei wissenschaftlich zu überprüfen.” oder ein Polizeipräsident die Entkriminalisierung von Cannabiskonsumenten fordert — von den zahlreichen Ereignissen im Ausland einmal ganz abgesehen. In der Schweiz hat die Politik keine Lust mehr auf Strafverfolgung von Kifferinnen, die tschechische Regierung entkriminalisiert den Besitz von zahlreichen Drogen sowie den Anbau von Cannabis und Zauberpilzen und wird als die neuen Niederlande gefeiert, in den USA befürwortet eine Mehrheit der Amerikaner die Legalisierung von Cannabis, in Seattle lässt ein neu gewählter Staatsanwalt die Verfolgung von Cannabisbesitzern ganz sein, in Kalifornien stimmt der Parlamentsausschuss für öffentliche Sicherheit gar dem Antrag AB390 zu, der vorsieht Cannabis für Erwachsene zu legalisieren und zu besteuern.

Während Deutschland in anderen Bereichen den Anspruch hat, in der internationalen Politik global mitzuwirken, ist im Bereich internationale Drogenpolitik ebenfalls nichts zu hören. In Mexiko tobt einer brutaler Drogenkrieg, die Opiumfrage bleibt trotz ihrer enormen Bedeutung für Afghanistan unbeantwortet und die europäische & globale Reformstimmung, die echte Änderungen in der Drogenpolitik — und sei es nur Entkriminaliserung & Harm Reduction weltweit — möglich machen könnte, zieht an der deutschen Regierung vorbei.

Der Status Quo = Verfolgung & Leid & Tod

Das wäre ja alles nicht so schlimm, würden nicht Menschen wegen der Untätigkeit der Drogenbeauftragten leiden, schwerste Verletzungen erleiden oder gar sterben. Stichwort Gestrecktes Cannabis: “In einigen Regionen gibt es kaum noch sauberes Marihuana. Millionen Deutsche rauchen Kunststoff, Zucker und Schlimmeres”, schreibt der Deutsche Hanfverband. Oder Cannabis als Medizin: “Die generelle Situation ist aber weiterhin dramatisch, so Dr. Franjo Grotenhermen, Vorsitzender der “Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin” (ACM). Ferner geht die Kriminalisierung von Ärzten, die Methadon abgegeben, weiter und der Erfolg der Heroinabgabe wird noch immer durch restriktive Regelungen gehemmt, die Suchtprävention und Drogenarbeit wird bundesweit kaputt gespart und beim Thema problematischer Alkoholkonsum ist auch nichts substanziell neues zu hören. #100tage #dyckmans #fail

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4. Bürgermeister von Amsterdam wirbt für globale Cannabisreformen

Job Cohen, der Bürgermeister der niederländischen Hauptstadt, rief die Regierung des Landes auf, eine “internationale Offensive” für eine Liberalisierung von Cannabis und anderen “Softdrogen” zu starten. Eine staatliche Regulierung helfe, kriminellen Strukturen den Boden zu entziehen sowie Justiz und die Polizei enorm zu entlasten. Die Niederlande sollten eine dahingehende Entwicklung – welche in den USA und Lateinamerika derzeit ebenfalls angedacht würde – beispielsweise in europäischen Nachbarländern fördern. Die Drogenpolitik des eigenen Landes nannte er halbherzig, da die Coffeeshops auch nur geduldet seien und deren Versorgung weiterhin verboten sei.

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5. Führt Langzeit-Cannabis-Konsum zu Psychosen oder umgekehrt?

Der Konsum von Cannabis kann zu psychotischen Symptomen führen und wohl auch bislang verborgene Psychosen früher zum Ausbruch bringen. Einig sind sich die Wissenschaftler auch, dass Cannabiskonsum bei Menschen mit psychischen Störungen häufiger vorkommt als bei anderen. Unklar ist allerdings, ob es so etwas wie eine eigenständige “Cannabispsychose” gibt, ob Cannabis also auch Psychosen bei Menschen verursachen kann, die dazu keine Veranlagung haben (was z.B. bei Alkoholikern im späten Stadium nicht selten ist) – oder ob umgekehrt Menschen mit psychischen Störungen eher zum Cannabiskonsum neigen. Dieser Stand der wissenschaftlichen Diskussion wurde jetzt erneut bestätigt.

Eine neue Studie der Universität Queensland hat hierzu mehr als 3.800 junge Erwachsene untersucht und festgestellt, dass das Risiko für psychotischen Symptomen bei Langzeit-Konsumenten doppelt so hoch ist wie bei Abstinenten. Die Forscher nehmen an, dass das Risiko mit der Dauer des Cannabis-Konsums steigt. Ob nun Cannabiskonsum zu mehr Erkrankungen führt oder ob vulnerable (anfällige) oder erkrankte Personen eher und öfter Cannabis konsumieren, ließ sich nach Angabe der Forscher nicht feststellen.

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6. DHV-Flugblatt-Aktion

Jetzt braucht der DHV die Hilfe vieler Hanffreunde! Wir verschicken Legalize-Flyer zum Selbstkostenpreis zum Verteilen an Briefkästen und in Einkaufstraßen.

Die Aktion wird von DHV-Mitarbeiter Denis koordiniert. Hier sein Info-Text zur Kampagne:

Der DHV informiert regelmäßig Besucher von Head- & Growshops, Leser von Hanfzeitungen und interessierte Internet-Nutzer. An diejenigen, deren Meinung zu Cannabis von Vorurteilen geprägt ist und die eher klassische Medien konsumieren, kommt der DHV mangels großem Werbebudgets und wegen der Ignoranz der Medien eher nicht so gut heran.

Deshalb bietet der DHV in diesem Rahmen allen Interessierten unter euch die Möglichkeit, ihn ehrenamtlich zu unterstützen, indem ihr das DHV-Flugblatt mit dem Thema: “Hanf legalisieren! Aber warum eigentlich?” zum Selbstkostenpreis bestellt und damit die Briefkästen Deutschlands mästet oder die Flugblätter ganz klassisch in Einkaufszonen verteilt.

Dadurch soll erreicht werden, dass mit den gängigen Vorurteilen gegenüber Cannabis in der Gesellschaft endlich aufgeräumt wird. Es soll der völlig szenefremde Ottonormalbürger erreicht und zum Nachdenken angeregt werden.

Falls ihr also interessiert seid, Aufklärungsarbeit in Sachen Cannabis zu leisten, dann bestellt die Flugblätter bei .

80 Stück 3,- €

170 Stück 5,60 €

800 Stück 20,- €

Andere Stückzahlen auf Anfrage.

Das Budget des DHV reicht nicht aus, um unendlich viele Flyer zu drucken. Durch den Unkosten-Beitrag ist gewährleistet, dass wir sofort nachdrucken können, wenn die 50.000 Flugblätter der ersten Auflage verteilt sind. Nun kommt es auf die Hanffreunde an, ob ein paar tausend Flugblätter ihren Weg in die Briefkästen finden oder eine Million…

Wer mitmacht, kann uns gerne auch ein Foto von sich beim Verteilen der Flugblätter schicken. Die werden dann gesammelt im DHV-Blog veröffentlicht.

Legalize it!

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7. Meldungen des DHV in Kürze


8. Termine

Dieses Jahr werden in Deutschland wieder zwei große Hanfdemos stattfinden, der Hanftag im Rahmen des Global Marijuana March sowie die Hanfparade. Das Motto des diesjährigen Hanftags ist “Natur pur”, das der Hanfparade lautet “Cannabis ist Weltkultur!”. Zudem feiert die CannaTrade ihr 10jähriges Jubiläum. Das Hanfjournal berichtete umfangreich über diese kommenden Events.


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  • Die Legalisierung von Cannabis kann man auf vielen Wegen unterstützen, zum Beispiel mit einer Spende an den DHV!
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