Am 03. Juli war Georg Wurth als einer der “Gewinner” bei Merkels Zukunftsdialog im Kanzleramt, um mit ihr über die Legalisierung von Cannabis zu sprechen. Hier eine Zusammenstellung der Pressereaktionen.
Die Märkische Allgemeine war früh dabei, berichtete am 03.07.2012 schon im Vorfeld und griff dabei die Überschrift der DHV-Pressemitteilung auf (“Merkels Bürgerdialog dauert 4,5 Minuten”):
Viereinhalb Minuten mit der Kanzlerin
Der Dialog zwischen Angela Merkel und Bürgern über Deutschlands Zukunft bringt sonderbare Ergebnisse
von Jan SternbergBERLIN – Viereinhalb Minuten Zeit hat Georg Wurth heute Nachmittag im Kanzleramt, um Angela Merkel davon zu überzeugen, dass Cannabis legalisiert werden muss. Der Vertreter des Deutschen Hanfverbandes ist einer von zehn Gewinnern des Online-Bürgerdialogs der Bundesregierung. Mehr als 152 000 Internetnutzer fanden, dass legale Joints ein wichtiger Bestandteil von Deutschlands Zukunft seien.
(…) „Viereinhalb Minuten, das riecht doch sehr nach PR-Gag“, meint Hanf-Lobbyist Wurth und will Merkel heute fragen, ob der Dialog denn weitergeführt wird oder es bei dem Blitzgespräch bleibt. Ernstnehmen wird er die Veranstaltung dennoch, „schließlich ist es auch PR für uns“. Den Vorschlag, der Kanzlerin einfach einen Joint anzubieten, weist Wurth zurück. „Ich mache keinen Klamauk.“
Die Kanzlerin versucht, den Erfolg der Cannabis-Freunde kleinzureden: „Bestimmte Gruppen setzten sich sehr intensiv ein, das führt zu Missverständnissen über die eigentlichen Mehrheiten in der Gesellschaft“, sagte sie. (…)
Sehr erfreulich war der Artikel auf Spiegel online, der den Bericht über die Runde bei Merkel an mir bzw. dem DHV und der Forderung nach Cannabislegalisierung aufgehängt und mit einem schönen Bild garniert hat:
Merkels Bürger-Dialog im Kanzleramt
“Insgesamt sind wir ja sehr tolerant durchgekommen”
Von Florian Gathmann, 03.07.2012
Cannabis-Legalisierung, Gesetze gegen Sex mit Tieren, mehr Islam-Kritik: Angela Merkel hatte es mit einigen schrägen Forderungen zu tun beim Bürger-Dialog im Kanzleramt. Doch die Regierungschefin war gut vorbereitet – den Ideen der Hanffreunde will sie sich sogar “erneut öffnen”.
(…) Selbst einer wie Georg Wurth, der Merkel an diesem Nachmittag seine Argumente für die Legalisierung von Cannabis überbracht hat, steht für ein von ihr signiertes Buch an.
(…) Man war einigermaßen froh, dass am Ende wenigstens die Islamkritiker noch von Platz 1 verdrängt wurden. Aber nicht von den Freunden des legalen Cannabis-Konsums, die landeten am Ende mit 152.056 Votes auch nur auf dem zweiten Platz.
(…) Die meisten allerdings bekommen von Merkel eine Antwort dieser Art: “Ich will das mit dem Minister X und Y noch mal besprechen.” Oder: “Wir werden das noch mal ganz genau anschauen.” Und selbst dem Cannabis-Lobbyisten Wurth gibt sie mit, “dass ich mich dem Thema erneut öffnen werde”. Zu große Hoffnungen solle er sich allerdings nicht machen: “Ich kann nicht zusagen, dass ich meine Meinung ändere.” (…)
Bei dieser Veranstaltung war wenig zu erwarten für den DHV, hatte die Kanzlerin doch schon im Herbst deutlich gemacht, dass sie keine Liberalisierung beim Thema Cannabis will. Die beiden Texte der Märkischen Allgemeinen und von Spiegel online machen aber deutlich, dass es doch einen kleinen Erfolg gab. Im Vorfeld der Veranstaltung war nicht davon auszugehen, dass es nach diesem Termin irgendwelche weiteren Schritte der Kanzlerin in Sachen Hanf geben würde. Merkels Zusage, doch noch einmal mit Experten über das Thema reden zu wollen, ist nun aber doch ein Ansatzpunkt weiter nachzuhaken. Welche Experten wird sie fragen? Mit welchem Ergebnis? Die Antworten werden vermutlich wenig befriedigend sein, aber zumindest bleibt das Thema vorerst lebendig.
Die Berliner Zeitung schreibt in einem auch ansonsten sehr interessanten Artikel über eine Umfrage zu Cannabispolitik und -konsumerfahrungen sowie die Diskussion in Berlin über eine Verschärfung der Eigenbedarfsregelungen für Cannabis:
Einer der rührigsten Cannabis-Lobbyisten in der Stadt ist Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband (DHV). Er hat schon eine Petition für die Legalisierung in den Bundestag eingebracht. Jüngst saß er auf Einladung der Justizverwaltung in einem Expertengremium, das die Eigenbedarfsgrenze debattierte. Am Dienstag brachte Wurth sein Anliegen beim Bürger-Dialog im Bundeskanzleramt an die Frau. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte zu einem runden Tisch mit 20 Bürgern eingeladen, die je viereinhalb Minuten Zeit hatten, ihr Anliegen vorzubringen. „Sie hat sich meine Argumente für eine Liberalisierung angehört und immerhin versprochen, da ,noch mal Experten drübergucken’ zu lassen“, sagt Wurth.
„Mal sehen, ob ich noch mal von ihr hören werde.“ Durch die Ergebnisse des Berlin-Barometers fühlt sich Wurth in der Annahme bestätigt, dass eine Verschärfung des Umgangs mit Cannabis keinesfalls notwendig oder etwa auch gesellschaftlich gewollt sei. „Ich hoffe, dass das ein weiterer Punkt mehr ist, der den Politikern zeigt: Haltet die Füße still.“
Die Mainpost schrieb:
Sie versucht sogar Georg Wurth, der Cannabis legalisiert sehen will, Mut zu machen. „Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass ich meine Meinung ändere…“ – Wurth unterbricht sie und sagt: „Davon gehe ich aus“. Merkel fährt fort „…aber ich öffne mich dem Thema noch einmal insoweit, dass ich mich damit noch einmal intensiver beschäftige.“
Auch die Passauer Neue Presse greift in einem ausführlichen Bericht über das Treffen neben dem Cannabisthema die vom DHV in Spiel gebrachten 4,5 Minuten auf:
Nicht die gesamte Gemeinde von Merkels neuen “Online-Bürgern” empfindet das als Ehre. In einigen Kommentaren wird der Vorwurf einer Farce laut. So haben einige Beitragschreiber errechnet, dass der Termin nur zweieinhalb Stunden dauert. Eine Stunde entfalle auf eine Führung durch das Kanzleramt. Somit blieben pro Ideengeber lediglich viereinhalb Minuten Gesprächszeit – brutto. Ob der Bürgerdialog bei der Kanzlerin nachhaltig Gehör findet, erscheint unklar. (…)
Die Top 3:
-Platz zwei fordert die Legalisierung von Cannabis und vereint 152.056 Stimmen auf diesen Vorschlag. Der bestehende Schwarzmarkt solle durch einen regulierten Markt mit Jugend- und Verbraucherschutz ersetzt werden. Mit einer Steuer auf Cannabis, so der Ideengeber, könnten Maßnahmen zur Suchtprävention gefördert werden. Fachgeschäfte oder Cannabis-Clubs sollen die Droge nur an Erwachsene verkaufen. (…)
Relativ ausführlich geht auch die Nachrichtenagentur Reuters auf das Thema ein:
FEATURE-Cannabis, Sodomie, Hebammen – Oberkümmerin Merkel
(…) Am Dienstag hat sie jedenfalls einen absoluten Rekord als vielfältigste Kanzlerin in der deutschen Geschichte und wahrscheinlich auch als Regierungschefin der EU aufgestellt. Sie hat sich mit Themen wie Sodomie, Cannabis, Hebammen, Internet-Sicherheit, dem Völkermord an den Armeniern 1915, der doppelten Staatsbürgerschaft, künstlicher Befruchtung, einem Wiedervereinigungsdenkmal und dem Ausbau der Hospize für Todkranke beschäftigt – und das alles innerhalb von zwei Stunden. (…)
Fast automatisch mutiert Merkel, die von einigen Ministern auch “Mutti” genannt wird, damit zur Ober-Kümmerin der Nation – die jedem mit einem Anliegen das Gefühl geben möchte, ernst genommen zu werden. Mit gutem Grund: Immerhin haben auf den Seiten der Bundesregierung mehr als 150.000 Nutzer für die Legalisierung von Cannabis gestimmt. (…)
CANNABIS-FREIGABE LÄSST AUCH SICH WARTEN
(…) Am Ende verhindert die routinierte Delegation der Themen in weitere Prüfungen und Gespräche sogar bei der geforderten Legalisierung von Cannabis einen Eklat. Dass die Kanzlerin hier ihre ablehnende Haltung ändert, erwartet nicht einmal Georg Wurth, der den Vorschlag gemacht hat. Er gibt sich damit zufrieden, dass sich Merkel erneut bei Experten über die angebliche oder tatsächliche Unschädlichkeit informieren will. Am Ende liefert aber Wurth immerhin den forschesten Beitrag der Runde – und fordert das von Merkel am Dienstag herausgegebene Buch “Dialog über Deutschlands Zukunft”. “Das sollten wir doch auch bekommen”, ruft er dazwischen. Und so wandelt sich der kritische Dialog mit den Internet-Nutzern noch zur Autogrammstunde.
Mit einer englischen Version macht Reuters das Thema auch international bekannt und bringt Cannabis auch dort in die Überschrift:
Germans want dope legalized, bestiality banned
German Chancellor Angela Merkel may spend much of her time trying to solve the euro zone crisis, but drug use, protection of animals and interpretations of history are more pressing issues for some of her compatriots.
More than 152,000 Germans have voted to make cannabis a legal drug in an online poll conducted as part of Merkel’s strategy to bring the German government closer to the people. (…)
Und auch die Meldung der Kanzlerin selbst sei hier erwähnt:
Kanzlerin trifft die Teilnehmer des Online-Bürgerdialogs
(…) Cannabis und GEZ
Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband, ist mit seinem Online-Vorschlag erfolgreich gewesen. Er will Cannabis legalisiert sehen, zweifelt aber an der Ernsthaftigkeit des Dialogs. Obwohl die Kanzlerin ihm nichts versprechen kann, macht sie ihm folgendes Angebot: “Ich öffne mich dem Thema insoweit, als dass ich mir dazu noch einmal Expertenmeinungen einholen werde.” Herr Wurth ist einverstanden. (…)
Etliche weitere Medien haben das Cannabisthema zumindest nebenbei in ihren Berichten über den Bürgerdialog erwähnt. Auch das kann der DHV als Erfolg verbuchen, immerhin war der Hanf nur eins von 20 Themen, die bei Weitem nicht alle in den Artikeln erwähnt wurden.
Fazit:
Dass Frau Merkel wegen des Bürgerdialogs nun fix ihre Meinung ändert und Cannabis legalisieren will, war nicht zu erwarten. Das Ziel des DHV bei der Teilnahme am Bürgerdialog war es vielmehr, das Thema Cannabis in der politischen und öffentlichen Diskussion zu halten. Das ist eindeutig gelungen. Mit Merkels Zusage, sich mit Experten über das Thema auszutauschen, gibt es zudem immerhin einen Ansatz, noch weiter am Ball zu bleiben.
Und nebenbei haben zigtausend Leute über die Medienberichte überhaupt erst erfahren, dass Hanffreunde mit dem DHV eine Lobby haben…
DHV-Pressemitteilung vom 01.07.2012: Merkels Bürgerdialog dauert 4,5 Minuten
DHV-Meldung vom 11.06.12: Dialog über Deutschland – Teil 1
DHV-Meldung vom 21.06.12: Dialog über Deutschland – Teil 2
DHV-Meldung vom 17.04.12: Cannabis-Legalisierung auf Platz 2 bei Merkels Zukunftsdialog
DHV-Meldung vom 23.11.11: Hanfverband rockt Merkel auf youtube
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