Cannabis selbst anbauen

Der private Anbau von Cannabis stellt neben der Mitgliedschaft in einer Anbauvereinigung die bisher einzige Möglichkeit dar, sich legal mit Cannabis für Genusszwecke zu versorgen. Auf dieser Seite erläutern wir euch die rechtlichen Grundsätze, die ihr befolgen solltet, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten und geben zudem einen sehr kurzen Einblick in die praktische Welt der Cannabiskultivierung.

Gesetzliche Bestimmungen zum privaten Eigenanbau laut CanG

Laut Gesetz ist der Anbau von nicht mehr als drei Cannabispflanzen für jeden Erwachsenen an seinem Wohnsitz gestattet. Dieser umfasst neben der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus auch den dazugehörigen Garten. Der Eigenanbau im Kleingarten ist laut BMG nur in den seltenen Fällen möglich, in denen die Betroffenen ein Wohnrecht in ihrem Garten haben. Wochenendgrundstücke, die bebaut sind, gelten meist als Nebenwohnsitz. In diesen Fällen sollte Cannabisanbau dort möglich sein.

Eine Obergrenze für den Besitz von Samen und Stecklingen (Vermehrungsmaterial) existiert nicht.

Stecklinge definiert das Gesetz als “Jungpflanzen oder Sprossteile von Cannabispflanzen, die zur Anzucht von Cannabispflanzen verwendet werden sollen und über keine Blütenstände oder Fruchtstände verfügen” – CanG § 1 (6).

Die Obergrenze von drei Pflanzen gilt laut dieser Definition nur für (nicht junge) blühende Pflanzen! Allerdings gibt es unterschiedliche Interpretationsansätze für die Unterscheidung von (unbegrenzt legalen) Stecklingen und Jungpflanzen sowie (auf drei begrenzte) Cannabispflanzen. 

Veranschaulichung von Vermehrungsmaterial und einer Cannabispflanze

Woher Samen und Stecklinge beziehen?

Samen dürfen explizit aus dem EU-Ausland bezogen werden. Eine Abgabe von Samen und Stecklingen ist zudem durch die Anbauvereinigungen gestattet. Wir vertreten die Auffassung, dass auch der Verkauf von Samen und Stecklingen durch deutsche Händler legal ist. Ein explizites Verbot ist im Gesetz nicht angelegt, denn es handelt sich bei Samen und Stecklingen laut CanG ausdrücklich nicht um Cannabis. Das BMEL stimmt dieser Auffassung in einem Schreiben an den BvCW bezüglich Samen zu, verneint aber ohne weitere Begründung die Legalität von Produktion und Handel mit Stecklingen durch deutsche Händler. 

Weitere gesetzliche Bestimmungen zum Eigenanbau

Sowohl die Cannabispflanzen als auch das Vermehrungsmaterial müssen vor dem Zugriff durch Dritte, insbesondere Kinder und Jugendliche, geschützt werden. Daher dürften sich in der Praxis unterschiedliche Anforderungen an die Sicherungsmaßnahmen stellen, je nachdem, ob beispielsweise Minderjährige eurem Haushalt angehören, ihr in einer WG, allein oder in einer Partnerschaft lebt. Für den Anbau im Garten ohne Minderjährige im Haushalt sollte die Einzäunung des Grundstückes ausreichend sein. Wenn ihr in einer WG lebt, solltet ihr eure Pflanzen besser in eurem privaten Zimmer anbauen. Das Gesetz ist hinsichtlich der erforderlichen Sicherungsmaßnahmen wenig konkret. Ein Rechtspraxis wird sich erst mit der Zeit entwickeln. Wer indoor in einem Zelt anbaut, könnte pro forma ein Vorhängeschloss am Reißverschluss anbringen, falls Dritte (insb. Minderjährige) in der Wohnung sind.

Die Pflanzen dürfen sichtbar sein. Das heißt, ihr müsst eure Pflanzen rein rechtlich nicht verstecken. Um Diebstähle zu vermeiden, könnte ein Sichtschutz dennoch sinnvoll sein.

Eine Weitergabe von selbst angebautem Cannabis an Dritte ist verboten, auch wenn diese unentgeltlich ist. Also kein Verschenken oder Abgabe gegen Kostenbeteiligung!

Wie baue ich Cannabis an?

Der private Anbau von Cannabis ist keine Raketenwissenschaft und gelingt auch Neulingen. Besonders im Außenbereich lassen sich mit geringem Aufwand schöne Ergebnisse erzielen. Selbst ohne Garten, kann dies z.B. auf dem Balkon oder gar einem sonnigen Platz auf der Fensterbank (mit entsprechender Sicherung!) gelingen. Wer Cannabis im Innenanbau anpflanzen möchte, sollte sowohl die Anschaffungskosten für Equipment als auch ein wenig Zeit, um sich in die Materie einzulesen, einkalkulieren. Nachfolgend findet ihr ein paar grundsätzliche Tipps.

Samen und Stecklinge

Es gibt mittlerweile eine riesige Auswahl an Saatgut für Cannabis. Dieses Sortiment lässt sich grundlegend in drei Kategorien einteilen. Reguläres Saatgut kann sowohl weibliche als auch männliche Hanfpflanzen hervorbringen. Für die Gewinnung von Cannabisblüten werden jedoch nur die weiblichen Pflanzen benötigt. Daher werden die männlichen Pflanzen nach erfolgter Anzeige ihrer Geschlechtsmerkmale meist vernichtet, um eine Versamung der weiblichen Blüten zu verhindern. Wem dies zu viel Aufwand ist oder wer unsicher bei der Geschlechtsbestimmung ist, kann feminisiertes Saatgut verwenden. Diese Samen bringen ausschließlich weibliche Pflanzen hervor.

Männliche Cannabisblüte erkennbar an den Pollensäcken.
Weibliche Cannabisblüte mit charakteristischen Blütenfäden.

Zudem existiert noch sogenanntes „automatisches“ Saatgut. Dieses wird sowohl in regulärer aber meist in feminisierter Form angeboten. Die Besonderheit der automatischen Sorten liegt darin, dass die Blüte lichtunabhängig nach einem bestimmten Alter der Pflanze ausgelöst wird, während normale Sorten erst im Spätsommer bzw Herbst anfangen zu blühen, wenn die Tage kürzer werden. Automatischen Sorten macht auch nächtliches Streulicht nichts aus und eignen sich daher auch für den Anbau dort, wo nachts künstliche Beleuchtung (z.B. Straßenlaternen) vorhanden ist. Für absolute Anfänger könnte daher einer feminisierte automatische Sorte ein guter Einstieg sein, wenn aus Samen die Pflanzen gezogen werden sollen.

Weiterhin bieten einige Anbieter darunter auch Anbauvereinigungen Stecklinge an. Beim Steckling handelt es sich um einen Klon einer Cannabispflanze. Stecklinge werden gewöhnlich nur von weiblichen Pflanzen geschnitten, die häufig über vorteilhafte Charakteristika verfügen. Mit Stecklingen spart man sich den Prozess der Keimung der Samen, startet gleich mit einer kleinen Pflanze und kann sich des späteren Geschlechts sicher sein. Seriöse Anbieter garantieren, dass keine Schädlinge an den Pflanzen sind und testen die Mutterpflanzen regelmäßig auf Krankheiten.

Aussaat und Anzucht

Wenn Cannabis im Freien angepflanzt werden soll, empfiehlt sich eine Aussaat, nach den Eisheiligen. Alternativ kann man die Keimung und Anzucht auch an einem hellen Fenster oder einer Anzuchtlampe vornehmen und die Jungpflanzen nach dem letzten Frost ins Freie setzen. Die Anzucht der Keimlinge kann auch in kleineren Töpfen stattfinden. Sobald diese komplett durchwurzelt sind, sollte man die Pflanzen in größere Töpfe umpflanzen. Eine Ausnahme bilden hier die bereits angesprochenen “automatischen” Sorten. Diese sollten direkt in den endgültigen Topf gepflanzt werden. Hanf wurzelt stark und mag große Töpfe oder im besten Fall eine direkte Pflanzung ins Erdreich, sofern dies möglich ist. Als Mindestgröße für die Außenanbau empfiehlt sich ein 10 l Blumentopf – ein größerer Topf bringt größere Pflanzen.   

Indoor oder Outdoor

Hanf gedeiht sowohl im Haus als auch draußen in unseren Breitengraden prächtig. Die Pflanze ist ziemlich genügsam, robust und verzeiht einiges an Fehlern. Ein großer Vorteil des Anbaus im Freien und auf Erde ist die Tatsache, dass die Natur vieles für uns von allein regelt. Dies gilt besonders in Bezug auf Schädlinge und Krankheiten. Meist genügt es, die Pflanzen nach Bedarf zu gießen und hin und wieder Dünger zu geben.  

Ein großer Nachteil des Anbaus im Freien ist jedoch die Beschränkung durch die Jahreszeiten, denn Hanf ist nicht frosthart und kann in Deutschland daher nur von Frühjahr bis Herbst angebaut werden. Beim Anbau im Haus existieren diese Einschränkungen nicht und der Anbau ist ganzjährig möglich. Allerdings ist er auch deutlich komplizierter und kostenintensiver als der Außenanbau, da sowohl Lampen, ein Growzelt und Klimaregeltechnik angeschafft werden müssen und der Strom für diese Gerätschaften anfällt. Dafür lassen sich im Innenanbau auch exotische Hanfpflanzen kultivieren, die im Außenanbau aufgrund des deutschen Winters nicht möglich wären. Der Innenanbau ist bei Weitem kein Hexenwerk, erfordert jedoch, dass sich Interessierte ausführlich mit der Materie auseinandersetzen (z.B. bei Youtube) und etwas Geld und Zeit investieren. Daher würde sich für den Anfang ein Anbau im Garten oder auf dem Balkon oder gar Fensterbrett (automatische Sorten!) empfehlen, um erste Erfahrungen zu sammeln. Die meisten werden überrascht sein, welch tolle Ergebnisse sich dort mit minimalem Aufwand erzielen lassen!  

Welche Pflege benötigt Cannabis?

Hanf ist generell sehr pflegeleicht und robust. Wer in der Lage ist, Tomaten oder anderes Gemüse anzubauen, schafft es auch mit Sicherheit, Hanf anzubauen. Die Pflanzen vertragen allerdings keine Staunässe, übermäßiges Gießen sollte daher vermieden und auf eine gute Drainage im Blumentopf geachtet werden. Zusätzlich Düngen kann man Hanf natürlich, gerade bei einem Anbau auf Erde in einem großen Topf oder direkt im Erdreich ist dies allerdings keinesfalls unbedingt erforderlich. Zumal zu viel Dünger wie bei allen Pflanzen auch schädlich sein kann. Weniger ist vor allem bei Anfängern meist mehr!

Ein weiterer Feind der Hanffreunde ist der Grauschimmel zum Ende der Blüte. Dieser tritt vor allem bei nasskaltem Herbstwetter auf und lässt sich im Außenanbau in einigen Jahren kaum vermeiden. Zur Vorbeugung von Schimmel ist es sehr hilfreich, auf eine gute Belüftung durch Wind/Zugluft zu achten (Hanf also vllt nicht in eine windgeschützte Ecke pflanzen) und regelmäßig abgestorbenes, welkes Blattmaterial zu entfernen. Auch ein Schutz vor Regen durch eine Überdachung auf der Terrasse oder Balkon kann im Herbst helfen. Falls Ihr dennoch graue Schimmelstellen in den Blüten finden sollten, so müssen diese großzügig herausgeschnitten werden, um eine Ausbreitung zu verhindern. Im Innenanbau ist die Klimakontrolle einfacher möglich aber auch mit Kosten verbunden. Zudem sollte ebenfalls für einen ausreichenden Luftaustausch mittels Zu- und Abluft gesorgt werden. Es empfiehlt sich ein Aktivkohlefilter an der Abluft zu verwenden, um den typischen Cannabisgeruch zu verringern.

Wann kann ich ernten?

Bei einem normalen Außenanbau mit einer für Deutschland geeigneten Sorte kann man mit einer Ernte im September oder Oktober rechnen, wenn die Tage wieder deutlich kürzer werden, denn Hanf blüht normalerweise abhängig von der Lichtdauer. Eine Ausnahme stellen hier wieder die bereits erwähnten automatischen Sorten dar, die meist 100 bis 120 Tage nach der Keimung der Samen erntereif sind. 

Im Innenbereich kann nach der Anzucht der Pflanzen die Blüte mittels einer Umstellung der künstlichen Beleuchtung auf einen 12 Stunden Licht / 12 Stunden Dunkelheitszyklus eingeleitet werden. Die Blüte dauert meist zwischen 60 und 90 Tagen. Exotische Sorten können aber auch mehr als 120 Tage blühen und sind daher in Deutschland ausschließlich im Innenanbau realisierbar, da sie im Freiland bis tief in den Winter blühen würden.

Ernte und Trocknung

Zur Ernte werden die Pflanzen über dem Boden abgeschnitten. Je nach Größe der Pflanze kann es sinnvoll sein, diese in weitere kleine Teile zu zerlegen, um sie besser handhaben zu können. Blätter können (müssen aber nicht!) zu diesem Zeitpunkt entfernt werden. Je mehr Blätter entfernt werden, desto schneller trocknet die Pflanze. Anschließend sollten die Zweige samt Blüten am besten zwischen 16 und 20 Grad bei niedriger Luftfeuchtigkeit und guter Umluft getrocknet werden, bis die Stängel der Blüten hörbar knacken. Spätestens jetzt sollten auch die letzten Blätter zumindest grob von den Blüten entfernt werden. Der Grad dieser „Blütenmaniküre“ ist Geschmackssache und wird individuell gehandhabt. Anschließend können die Blüten in ein Einmachglas oder eine Tupperdose und müssen anfangs täglich später nur noch ab und zu gelüftet werden. Dunkel und kühl lassen sich die Blüten so ohne große Qualitätseinbußen bis zu 12 Monate lagern!