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ACM: Cannabis-Patienten sollen Eigenanbau beantragen

Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin fordert anerkannte Cannabis-Patienten in Deutschland dazu auf, beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen Antrag auf Anbau der eigenen Medizin zu stellen. Kurz vor dem Beginn eines Prozesses um den Anbau von medizinischem Cannabis vor dem Bundesverwaltungsgericht wächst der Druck auf die Regierung dadurch weiterhin.

Am 06.April geht der Fall von Michael F., der seit 12 Jahren für sein Recht auf Medizinal-Hanfblüten gegen die Bundesrepublik Deutschland prozessiert, in die vorerst letzte Runde. Dann entscheidet das Gericht, ob der seit 1985 an MS erkrankte Mann in seiner Wohnung Cannabis zur Linderung seiner Symptome anbauen darf. Der Patient klagt, weil er trotz der bisherigen Gesetzesänderungen nicht regelgerecht mit Cannabis-Blüten versorgt wird.  Ein Grund sind immer wieder auftretende Lieferengpässe, hauptsächlich aber weil er die immens hohen Kosten immer noch selbst tragen muss.

“Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, der Cannabisblüten verschreibungsfähig machen sowie die Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen zur Übernahme der Kosten verpflichten soll. Damit soll unter anderem vermieden werden, dass Patienten, die Cannabis benötigen, weil andere Therapieverfahren besagen, vor den Gerichten den Eigenanbau von Cannabis für ihre eigene Behandlung ihrer Erkrankung durchsetzen können. Der ACM-Vorstand rät allen Erlaubnisinhabern nun, den Eigenanbau von Cannabis bei der Bundesopiumstelle zu beantragen. Sollte später die eigene Krankenkasse entgegen den Hoffnungen der Bundesregierung die Kosten der Behandlung nicht übernehmen, so werden wir den Antragstellern helfen, den Eigenanbau juristisch durchzusetzen. Gleichzeitig wird die Bundesregierung durch die Anträge motiviert, das Gesetz wirklich auch so zu formulieren, dass Ihre Krankenkasse in Ihrem konkreten Fall die Kosten nach Verabschiedung des Gesetzes auch tatsächlich übernimmt” heißt es auf der Homepage der ACM.

Wir vom DHV unterstützen diesen Aufruf. Jeder Betroffene sollte jetzt den bürokratischen Weg gehen, um dem BfArM und damit auch der Regierung klar zu signalisieren, wie dramatisch die Lage ist. Auch wer noch keine Ausnahmegenehmigung für den Besitz von Cannabis, aber eine entsprechende Indikation hat, sollte den Weg zum Arzt nicht mehr scheuen. Gerade in Anbetracht der geplanten Gesetzesänderung durch die Regierung ist dies besonders wichtig, denn von Seiten der Ärzte- und Pharmavertreter kommt starker Widerstand gegen eine Kostenübernahme für natürliche Cannabisblüten.


Kommentare

3 Antworten zu „ACM: Cannabis-Patienten sollen Eigenanbau beantragen“

    1. Hans-Martin

      Stimmt !
      Stimmt !
      Aber was will man von der BILD auch schon erwarten ?!
      Das ist nichts anderes als Beihilfe für die krude Prohibitionspolitik der CDU, welche ja seit je her von der BILD-Presse gefördert wird !
      Ich erinnere nur dran, wie Sie ja auch Hr. Wulf medial “mitzerstört” haben bzw. dazu beigetragen haben, das dieser sein Amt niederlegt, während Sie auf der anderen Seite selbst nach bestätigten Plagiatsvorwürfen gegen Hr. Guttenberg, weiter an diesem fest hielten und selbst heute noch auf dessen Comeback warten.

      Ein Schundblatt sonders gleichen eben…..

    2. Slate

      Wobei so ein BILD-Artikel vor
      Wobei so ein BILD-Artikel vor ein paar Jahren noch ganz, ganz anders geklungen hätte.
      Selbst bei denen hat sich einiges bewegt.

      Was mich besonders rührt:
      Nachdem man im Artikel Dr. Grotenhermen ordentlich zu Wort kommen lässt, darf dann aber doch der Ausgewogenheit zuliebe der “Sucht-Experte” Tomasius das letzt Wort haben, der allerdings auch ein wenig über den Widerspruch stolpert, der zwischen der immer wirkungsloser werdenden der Angst-Propaganda und dem nicht wegzudiskutierenden therapeuthischen Nutzen bei Cannabis besteht.
      Er zieht sich so aus der Affäre:

      „Bei der Behandlung mit Marihuana besteht natürlich das Risiko, dass der Patient eine Sucht entwickelt. Wenn man es täglich zu sich nimmt, kann man bereits nach drei bis vier Wochen abhängig sein. Darüber sollte sich jeder Arzt im Klaren sein, der Cannabis-Produkte als Medikament bei seinen Patienten anwendet und begleitet.“
      „Gerade bei Patienten mit Multipler Sklerose würden sich eher die bewährten und erforschten Antispastika kombiniert mit Antidepressiva anbieten, um den krampflösenden und stimmungsaufhellenden Effekt von Marihuana zu erzielen“, gibt der Experte zu bedenken.”

      Tja, Dr. Tomasius, der hier sicher mitlesen lässt, zumindest –
      im konkreten Fall reden wir hier über drei bis vier Gramm pro Tag.
      Die der Patient über einen langen Zweitraum konsumiert.
      Ganz offensichtlich ohne Probleme.
      Sondern, auch nach Ansicht seines Arztes, mit positivem Effekt.
      Drei bis vier Gramm… pro Tag…

      Was bitte muss man denn noch konsumieren, um süchtig und paranoid zu werden???
      Der Patient müsste eigentlich längst schwerstabhängig und mit dem Kopf voller Wahnideen durch die Welt torkeln. Tut er nicht. Offensichtlich nicht.

      Diese Offensichtlichkeit wird zunehmen, unaufhaltsam.
      Dann wird immer klar und deutlicher, dass die Ansichten dieses Sucht-Experte eine Extremsicht und Mindermeinung ist, die von wenigen geteilt und von der Wirklichkeit und den tatsächlichen Erfahrungen widerlegt wird.

      Für den Hinweis aber, man solle bei MS doch lieber auf die die “bewährten und erforschten” Medikamenten-Cocktails zurückgreifen und lieber den üblichen Pillen-Mix schlucken, müsste sich Thomasius aber meiner Meinung nach wirklich schämen!

      Ohne den Fall genau zu kennen, die Krankengeschichte inkl. der Medikamentation in der Vergangenheit, sollte er sich mit Therapievorschlägen wirklich zurück halten.

      Als ob der behandelnde Arzt nicht wüsste, was bei den Apothekern im Regal steht!
      Als ob der Patient vor Cannabis gar keine Medikamente genommen hätte!
      Als ob die Entscheidung gegen diese und für Cannabis leichtfertig getroffen worde wäre!
      Als ob der Sucht-Experten nun auf einmal auch als Experte für MS aus der Fernsicht leichterhand Therapien bewerten könnte!
      Nein, das kann er nicht machen. Das ist am Thema vorbei, das ist am Fall vorbei, das ist eher eine Weigerung etwas zur Kenntnis zu nehmen als ein Argument.

      Passt es nicht in seine Vorstellungswelt, dass diese ärtzlich begleitete Cannabis-Therapie ganz offensichtlich für diesen Patienten Vorteile hat gegenüber der 08/15-Medikamentation?
      Ist das nun die Rückzugslinie, wenn die über Jahre gepredigten Übertreibungen von der Realität und den Patienten widerlegt werden? Dass es ja auch anders, ohne Cannabis, irgendwie ginge?

      Diese Front wird auch nicht zu halten sein.
      Denn der behandelnde Arzt und sein Patient wissen es besser.
      Sonst würden die Pillen geschluckt statt die Blüten verdampft.

      Das ist kein Schlussfolgerung, im Gegenteil.
      Der (Mehr)Nutzen von Cannabis in diesem Fall die Ausgangslage. Die Voraussetzung des ganzen Vorgangs.
      Das unterläuft Dr. Thomasius einfach, er argumentiert ohne die Prämisse des Falls zu berücksichtigen – so bekifft kann ich gar nicht sein, um das zu übersehen.

      Thomasius hat als Argument nicht mehr als einen Vorschlag,
      der mit Sicherheit vom Patienten und vom Arzt in der Zeit vor der Cannabis-Therapie bereits verfolgt und verworfen wurde. Die Entscheidung des Arztes für diese Form von Therapie ist zu respektieren, eine Rückkehr zur offensichtlich verworfenen Medikamentation, die Thomasius meinem Verständnis nach vorschlägt, ist wider die ärztliche Ethik.

      Was soll so ein Unsinn?

      Wie kurzsichtig, wie reflexhaft und vor allem komplett am konkreten Fall vorbei argumentiert!

      Ich verstehe die Rolle eines Menschen wie Thomasius in der Debatte sicher entspannter als viele hier –
      in jeder Debatte muss es Pro und Contra geben. Da hat er seine Rolle, das gesteh ich ihm zu. Einer Legalisierung muss eine breite gesellschaftl. Diskussion voraus gehen, und da braucht es Stimmen beider Seiten. Gegenpositionen zwingen einen auch selbst, den eigenen Standpunkt gründlich zu durchdenken und zu vertreten. Seine Haltung bzw. seine Rolle werde ich Thomasius nicht vor. Im Gegenteil: Das ist notwendig.

      Aber dass er sich jetzt so verreitet und letztlich eine funktionierende und gegenüber Alternativen offensichtlich vorteilhafte Therapie so pauschal abwertet – das kann er nicht machen, da muss bei ihm schon auch so etwas wie Respekt dem Patienten, dem behandelnden Arzt und deren Erfahrungen mit der Therapie gegnüber ins Spiel kommen.

      Er wird selbst wissen, dass er auf diesem Feld sich gar nicht auf eine detaillierten Diskussion einlassen kann, da diese auf die Kritik an einer konkreten Therapie eines Arztes hinauslaufen würde, der mit Sicherheit sehr gut weiss, warum er in diesem Falle auf Cannabis zurück greift.
      Das sollte sich Dr. Thomasius schon überlegen, ob er sich auf dieses Feld begeben will.
      Ob er da punkten kann, ob er da mit abstrakten Ferndiagnosen Krankheitsverläufe und Therapieentscheidungen tatsächlich ordentlich bewerten kann.
      Ob das überhaupt noch ethisch vertretbar ist.

      Letztlich ist die Aufgabe des Arztes, die Leiden des Patienten zu lindern.
      Diese Äusserung von Thomasius lässt diese Selbstverständlichkeit hinter seiner dogmatischer Ablehnung verschwinden. Das (in diesem Fall nicht wegzudiskutierende!) Patientenwohl scheint hier weniger die Rolle zu spielen als den Grundsatz “Contra-Cannabis” aufrecht zu erhalten.
      Das geht nicht. Darauf ist hinzuweisen.

      Dass Cannabis als Medizin weniger “erforscht und bewährt” sei, ist auch ein Schuss daneben.
      Nicht nur weil über Jahrzehnte entsprechende Forschung eben gerade durch solche dogmatische Angst-Propagandisten behindert wurde, sondern dieses “Argument” sowieso für jede neue Therapie gilt.
      Die ist stets weniger “erforscht und bewährt” als das bisherige.
      Darauf hinzuweisen ist kein Argument, es ist ein rhetorisches Spielchen.
      Inhaltsleerer wird es noch dadurch, dass ein Dr. Thomasius selbstverständlich weiss, dass die weltweit zunehmende therap. Nutzung von Hanf selbst Ergebnis der med. Forschung ist. Ohne entsprechend positive Ergebnisse gäbe es gar keine Diskussion über Medizinalhanf. Auch hier unterläuft Thomasius schlichtweg die Prämisse – sein Ansatz erklärt nicht ansatzweise, warum die med. Verwendung von Hanf überhaupt zunimmt.
      Er erklärt auch nicht, warum kein Staat, der in dieser Frage die Zügel gelockert hat, sie auf Grund schlechter Erfahrungen wieder angezogen hat.

      Völlig inhaltsleere Aussagen bzw. dreiste Abwertungen einer im konkreten Fall bewährten Therapie verbunden mit einem absurden und offensichtlich obsoleten Therapievorschlag…

      Das soll es jetzt sein, Dr. Thomasius?

      Angesichts dessen, dass die Patentienzahlen zunehmen werden, damit auch die Erfahrungen, ist das keine haltbare Position. Was Thomasius gerade von sich gibt, sind keine Argumente mehr sondern rein Statements, die schon die einfachsten Nachfragen nicht aushalten.

      Ich erwarte mit tatsächlich in der Debatte gehaltvollere Beiträge auch von der Contra-Seite!

      Mittlerweile sind es etliche 10.000 Patienten weltweit, die teilweise seit 20 Jahren aus med. Gründen legal Hanf komsumieren.
      Die Fraktion um Dr. Thomasius könnte also längst, sollte deren Sichtweise authentisch sein, handfest mit Zahlen argumentieren.

      Dass sie es nicht tut, und es auch nicht tun kann weil die Zahlen eben ihre Thesen nicht zu stützen scheinen, wird immer weniger zu verbergen sein.
      Bei dieser arg schmalen Ausgangslage ist es nachvollziehbar, warum die Verborts-Befürworter einer echten Diskussion lieber aus dem Weg gehen.
      Aber auch muss klar sein: Der gesellschaftl. Diskurs ist nicht mehr zu ersticken.
      Man wird in nicht mehr ferner Zukunft bei Illner, Will oä. zu diesem Thema diskutieren.
      Falls die Verbots-Lobby glaubt, da gut vorbereitet zu sein, steht da wohl eine grosse Enttäuschung bevor. Statements wie das von Dr. T. der BILD gegenüber werden da den inneren Widerspruch nicht verborgen halten können. Da muss dringend nachgearbeitet werden!

      Da ist es wohl tatsächlich die beste Strategie die von Fr. Mortler, sich gar nicht erst mit den Kritikern öffentlich an den Tisch zu setzen.
      Aber – mal so ganz im Ernst – wie lange glaubt man das noch durchhalten zu können?
      Zwei Jahre? Drei?

      Nebenbei freut mich natürlich die Entscheidung des BVerwG sehr!
      Auch mal wieder ein schönes realistisches Zeichen wie Demokratie und das Spiel zwischen den drei Gewalten hierzulande funktioniert.

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