Die niederländische Regierung hat am Freitag angekündigt, die Coffeeshops in geschlossene Clubs für in Holland wohnende Personen umzuwandeln. Geht jetzt die Ära des Coffeeshop-Tourismus zuende?
In der Diskussion war diese Idee schon lange. im Dezember 2010 hatte der europäische Gerichtshof grundsätzlich grünes Licht dafür gegeben, die Coffeeshops nur noch für Niederländer zu öffnen. Bisher ging es dabei aber nur um den Wunsch einzelner Kommunen, die den Kiffertourismus eindämmen wollten, z.B. Maastricht.
Mit der Ankündigung der Regierung am Freitag, das Club-System für alle Coffeeshops einführen zu wollen, hat sich die Entwicklung dramatisch zugespitzt. Nach der Sommerpause soll zunächst in den grenznahen Regionen Limburg, Noord Brabant und Zeeland damit begonnen werden, Touristen auszuschließen. Bei der Frage, wann die Umwandlung aller Coffeeshops beendet sein soll, sind unterschiedliche Varianten in den Medien zu lesen. Einige sprechen von Ende 2011, andere von Ende 2012. Spätestens dann sollen aber alle Coffeeshops in Clubs mit bis zu 1.500 Mitgliedern mit niederländischem Wohnsitz umgewandelt sein. Dann ist Schluss mit lustig für Reisende.
Ob das alles wirklich so kommt und der Zeitplan eingehalten wird, ist angesichts kommunaler Proteste, z.B. aus Amsterdam, und der Unwägbarkeit niederländischer (Cannabis-)Politik fraglich. In einem Bericht (HNA.de) ist auch die Rede davon, dass noch ein Urteil dazu aussteht: “Wim van der Weegen, Sprecher des Justizministeriums, sagte, ein Urteil des Obersten Gerichtshofs, darüber, ob Ausländer generell vom Verkauf ausgeschlossen werden können, stehe noch aus.”
Aber zur Zeit hat sich die Mehrheit scheinbar auf diese Marschrichtung geeinigt und die Ankündigung der Regierung bzw. des Justizministeriums, wohin die Reise gehen soll, ist klar.
Man wolle vor allem die organisierte Kriminalität eindämmen, die sich mittlerweile im Umfeld der Coffeeshops gebildet habe – was nicht verwunderlich ist, wenn man nur den Endverkauf, nicht aber Produktion und Großhandel in legale Bahnen lenkt. Dass die Maßnahme offensichtlich die Zahl der Touristen verringern wird, nimmt die Regierung in Kauf. Immerhin fühlen sich scheinbar nicht wenige Niederländer von den kiffenden Touristenströmen gestört. Größer dürfte das Problem sein, dass sich damit der Verkauf von Cannabis wieder völlig unkontrollierbar auf die Straße verlagern wird. Ob das zu weniger Belästigungen führt, selbst wenn weniger Cannabistouristen kommen, kann wohl bezweifelt werden. Allerdings dürfte die Maßnahme tatsächlich zumindest teilweise auch zu dem führen, was sich Justizminister Ivo Opstelten laut Süddeutsche.de wünscht: “Die sollen in Zukunft bei sich zu Hause von den dortigen illegalen Märkten Gebrauch machen”.
Wer nicht nach Holland auswandern will, hat also wahrscheinlich bald ein Argument mehr, hier in Deutschland aktiv zu werden, damit Cannabis endlich legal wird. Zum Beispiel als DHV-Privatsponsor.
Hanfjournal, 30.05.2011: Coffeeshops: Rechts-Regierung reicht’s
Niederlande-netz.de, 30.05.2011: Ausländer in Coffeeshops der Niederlande unerwünscht
Spiegel online, 28.05.2011: Niederlande unterbinden Haschisch-Tourismus
Reuters.com, 27.05.2011: Dutch government to ban tourists from cannabis shops
DHV-Meldung vom 24.06.2011: Amsterdam will weiter Ausländer in Coffeeshops lassen
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