In diesem Jahr ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland zum zweiten Mal in Folge gestiegen. Hauptgrund dafür sind die laut aktuellem Bericht zur Rauschgiftlage zwei Dutzend Toten durch “Neue Psychoaktive Substanzen”, mehr als die 5 im Vorjahr. Solche teilweise legalen psychoaktiven Substanzen werden von Konsumenten unter anderem als Ersatz für illegales Cannabis genutzt, um sich nicht strafbar zu machen oder um bei Drogentests nicht aufzufallen.
Auch wir warnen eindringlich vor dem Konsum von Mischungen mit unbekannten Wirkstoffen und Dosierungen. Wer beim Konsum von legalen psychoaktiven Substanzen die Risiken minimieren will, sollte sich diese in Reinform bei vertrauenswürdigen Händlern beschaffen und sich gut über Dosierungshinweise und mögliche Nebenwirkungen informieren. Räuchermischungen, Kräutermischungen, Badesalze usw. sind auf Grund ihrer unsicheren und für den Kunden undurchschaubaren Zusammensetzung grundsätzlich sehr riskant. So wechseln die Hersteller teilweise bei gleichbleibenden Marken und Verpackungen die Wirkstoffe aus, oder die Dosierungen schwanken je nach Produktionscharge. Dass mittlerweile sogar potentiell tödliche Substanzen für die Produktion solcher Mischungen verwendet werden, ist ein direkter “Erfolg” der Verbotspolitik, die die deutsche Regierung in diesem Bereich seit Jahren durchführt. Mit jedem Verbot von neuen psychoaktiven Substanzen fangen die Hersteller an, nach Alternativen zu suchen, und auf andere, noch weniger erforschte und potentiell riskantere Substanzen auszuweichen.
Eine andere Zahl aus dem aktuellen Bericht ist ebenfalls interessant: Während die Zahl der Drogentoten dank der zunehmenden Verbreitung von Drogenkonsumräumen und der Abgabe von Methadon, Heroin und anderen Substitutionsmitteln an Abhängige im bundesweiten Trend sinkt, steigen die Zahlen in Bayern seit 2011 deutlich an. Über 250 Menschen starben im Jahr 2014 in Bayern an illegalen Drogen, ungefähr ein Viertel aller Drogentoten in Deutschland. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl ist die Wahrscheinlichkeit an illegalen Drogen zu sterben im repressiven Bayern damit fast doppelt so hoch wie im bundesweiten Durchschnitt. Die bayrische Stadt Nürnberg ist mittlerweile trauriger Spitzenreiter bei den deutschen Großstädten. Selbst altbekannte Heroinhochburgen wie Frankfurt am Main oder Berlin weisen für 2014 deutlich niedrigere Zahlen aus, als Nürnberg.
Die Zahl der Strafanzeigen wegen illegalen Drogen stieg laut aktuellem Bericht weiter, um fast zehn Prozent auf knapp 277 000 Fälle. Hier dürfte verstärkter Kontrolldruck eine entscheidende Rolle spielen. Auf welche Drogen und Deliktgruppen sich der Anstieg verteilt ist aktuell noch nicht bekannt, dies wird erst in der Polizeilichen Kriminalstatistik zu lesen sein.
Die Drogenbeauftragte Marlene Mortler will aber natürlich nichts gegen die kostspielige und schädliche Repression machen, die in ihrem Heimatland Bayern und in ganz Deutschland vorherrscht. Weder soll der Druck auf Cannabiskonsumenten sinken, sich hochgefährliche legale Ersatzstoffe zu beschaffen, noch soll es mehr Drogenkonsumräume geben, die in vielen Bundesländern nachgewiesenermaßen Menschenleben retten, aber in Bayern nicht erlaubt werden.
Stattdessen kündigte sie bei der Präsentation des Berichts ein neues Gesetz an, mit dem neue psychoaktive Substanzen schneller verboten werden können. Es werde eine “mutige Lösung” geben. Wahrscheinlich meint sie damit eine verfassungsrechtlich bedenkliche Lösung. Bisher muss der Bundestag das Verbot einer jeden neuen Substanz einzeln prüfen. Kleinste Veränderungen an der chemischen Struktur können genügen, um ein Verbot zu umgehen. Ein Stoffgruppenverbot oder andere Gesetze, die es ermöglichen ohne Einzelprüfung Substanzen zu verbieten, wäre aus Sicht von führenden Rechtsexperten klar verfassungswidrig.
Das Videomagazin Jung&Naiv war bei der Vorstellung des Berichts in der Bundespressekonferenz dabei und hat dabei einige offensive Fragen gestellt.
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