Nachdem das Western Cape High Court im südafrikanischen Kapstadt am 31. März das Cannabisverbot in seiner derzeitigen Form als nicht verfassungskonform erklärt hatte, war die Freude unter den Cannabis-Aktivisten groß. Das Gericht hatte Strafen für den privaten Anbau sowie Besitz und Konsum zum Eigenbedarf für nicht vereinbar mit der Landesverfassung erklärt. Die Regierung und das Parlament wurden im Urteil aufgefordert, die entsprechenden Gesetze binnen zweier Jahre anzupassen. Da es in Südafrika jedoch auch beim “High Court” eine Berufungsmöglichkeit gibt und mit dem Verfassungsgericht noch eine andere zuständige Instanz offen stünde, haben Südafrikas Cannabis-Freunde ein wenig zu früh gefeiert.
Die Regierung hat drei Wochen nach Verkündung des Urteils angekündigt, in Berufung zu gehen. Die Richter hätten sich auf das Recht der Privatsphäre bezogen, obwohl dieser Aspekt in der Klageschrift nicht thematisiert wurde, argumentieren die Regierungsvertreter in der Begründung ihrer Berufung. Das Gericht lehne zudem die vom Staat vorgelegten Beweismittel ab, insbesondere die Stellungnahme eines Apothekers mit fünf akademischen Graden. Was dabei herraus kommt, wenn ein Staat ohne den politischen Willen zu einer Liberalisierung gerichtlich dazu verdonnert wird, Cannabis zu entkriminalisieren, hat man in Deutschland bereits vor 24 Jahren leidvoll erfahren müssen. Hier wurde Ende der 1990er Jahre mit einer aus wissenschaftlich-medizinischer Sicht unhaltbaren Verschärfung des Führerscheinrechts auf die Liberalisierung beim Besitz kleiner Mengen Gras und Haschisch reagiert. Seitdem dient das Verwaltungsrecht als eine Art Ersatzstrafrecht, um Cannabiskonsumenten trotz Einhaltung des Nüchterheitsgebots zu maßregeln und abzustrafen.
Medizinisches Cannabis ist bald legal
Anders als bei Cannabis zum Freizeitkonsum sieht es bei der medizinischen Verwendung in Südafrika aus. Hier steht die Verabschiedung eines Gesetzes kurz bevor. Mit Planadai Biotechnology gibt es dort eine Firma, die bereits eine Anbaulizenz für Uruguay besitzt und auch in Südafrika schon in den Startlöchern sitzt, um medizinische Cannabis-Extrakte zu produzieren. Jamen Shively, Ex-Microsoft Manager Mitbegründer der Cannabis Lifestyle-Marke Diego Pellicer, hatte mit 2014 Plandai Biotechnology einen Partner gefunden, der den wissenschaftlichen Hintergrund und das seriöse Firmenprofil für den medizinischen Markt, das Diego Pellicer nicht hatte, bieten konnte. Shively war von 2014 bis 2016 Vize-Präsident von Plandai. Die Cannabis-Extrakte von Plandai sollen zukünftig unter dem Namen “Phytofare” vertrieben werden. Diego Pellicer betreibt in Washington State und Colorado mehrere Cannabis-Shops. Pellicer hatte sich bereits Anfang 2014 im Zuge einer Kooperationsvereinbarung die Vermarktungsrechte für Plandais “Phytofare”-Extrakte gesichert. Das Hauptprodukt von Plandai sind bislang Grüntee-Extrakte, deren Bioverfügbarkeit einem Firmenvideo zufolge durch GMO-Techniken verbessert werden sollen. Hierzu nutzt die Firma selbst angebaute, nicht genmanipulierte Teepflanzen, deren Inhaltsstoffe bei der Weiterverarbeitung durch Protein-Biosynthese besser verfügbar sein sollen. Durch Menschenhand künstlich herbeigeführte Protein-Biosythnese ist das, was man umgangssprachlich unter Genmanipulation versteht.
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