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Prominente Prohibitionskritiker

Meldung des DHV vom 09.02.2011


Erneut meldet sich ein prominenter Befürworter einer humanen Drogenpolitik in der deutschen Presse zu Wort. Die Tageszeitung „Welt“ veröffentliche einen Artikel des brasilianischen Ex-Präsident Fernando Henrique Cardoso. Cardoso ist Vorsitzenden der im Januar in Genf neugegründeten „Global Commission on Drug Policy“.

Es ist gar nicht mehr so erstaunlich, wenn ranghohe Politiker oder Ex-Politiker für ein radikales Umdenken in der Drogenpolitik plädieren. In Deutschland forderte erst im November 2010 der Grüne Bundestagsabgeodnete Königs in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau die Legalisierung aller Drogen. Auf internationalem Parkett finden momentan die Thesen des ehemaligen brasilianischen Staatschefs Fernando Henrique Cardoso Wiederhall. In einem Artikel, der am 06.02.2011 in der „Welt“ erschienen ist, schreibt Cardoso über das Scheitern des „War on Drugs“: „Dieser Krieg ist nämlich endgültig verloren.“

Seine Vorstellung einer wissenschaftlich fundierten Drogenpolitik legt er offen auch anderen Politikern ans Herz:

„Eine Lehre für politische Entscheidungsträger besteht darin, dass es von zentraler Bedeutung ist, die neuen Programme auf Grundlage strenger wissenschaftlicher Überprüfung – und nicht auf Basis populistischer Rhetorik, religiösem Moralismus und Großstadtlegenden – durchzuführen.“
Schon Ende Dezember schrieb Cardoso im konservativen Springerblatt „Welt“, das sich drogenpolitisch in letzter Zeit erstaunlich fortschrittlich zeigt:
„Der prohibitionistische Ansatz, der auf der Unterdrückung der Produktion und der Kriminalisierung des Konsums beruht, ist ganz klar gescheitert.“

 

Dort äußert er sich ebenfalls eindeutig zur schlimmsten Nebenwirkung von Cannabiskonsum:

 

“Marijuana ist die bei weitem
Fernando Henrique Cardoso, Bild von Agência Brasil
Fernando Henrique Cardoso, Bild von Agência Brasil

am häufigsten konsumierte Droge. Es gibt zunehmende Belege dafür, dass der Schaden, den es verursacht, schlimmstenfalls dem ähnelt, der von Alkohol oder Tabak ausgeht. Darüber hinaus sind die meisten mit dem Konsum von Marijuana verknüpften Schäden – von der wahllosen Inhaftierung der Konsumenten bis hin zur mit dem Drogenhandel verknüpften Gewalt und Korruption – das Ergebnis der aktuellen prohibitionistischen Politik.“

Cardoso ist nun Vorstizender der im Januar in Genf gegründeten „Global Commission on Drug Policy“. Auf der ersten Versammlung der Kommission nahmen neben Cardoso unter anderem der ehemalige kolumbianische Präsident Cesar Gaviria, die ehemalige sozialdemokratische Bundespräsidentin Ruth Dreyfuss aus der Schweiz und Marion Caspers-Merk teil. Caspers-Merk war von 2001 bis 2005 Bundesdrogenbeauftrage. Sie hatte sich in dieser Zeit zwar für Druckräume und Heroinvergabe eingesetzt, wurde aber für ihre harte Hand in Sachen Cannabis und Drogenpolitik mehrfach vom Deutschen Hanf Verband und anderen kritisiert. Auch der wegen des Vorwurfs der „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ scharf in die Kritik geratene ehemalige mexikanische Staatschef Ernesto Zedillo Ponce de León war in Genf dabei. Zahlreiche weitere ehemalige Amtsträger, NGO-Vertreter und Menschenrechtsaktivisten aus Ländern wie Peru, Parkistan, USA, Norwegen, Spanien, Frankreich und Großbitannien sitzen nun in der Kommission.

Die Kommssion fordert, die Schwerpunktsetzung der Drogenpolitik zu ändern. Statt auf Repression gegen Süchtige zu setzten sollen die Regierungen Prävention und medizinische Hilfe stärker in den Vordergrund rücken. Als Beispiele dienen der Kommission Entwicklungen wie die ärztliche Heroinabgabe in der Schweiz oder die Entkriminalisierung von Drogenkonsum in Portugal. Repressive Maßnahmen sollen sich in erster Linie gegen die organisierte Drogenkriminalität richten. Eine völlige Legalisierung strebt die Kommission nach eigenen Angaben nicht an. Die „Global Commission on Drug Policy“ möchte international vernetzten, Diskussionen anregen und überzeugen.

Auch wenn hier keine Maximalforderungen artikuliert werden: der DHV wünscht gutes Gelingen.

Bildquelle: Agência Brasil via Wikipedia

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Kommentare

9 Antworten zu „Prominente Prohibitionskritiker“

  1. Anonymous

    RE: Prominente Prohibitionskritiker
    Zur Glaubwürdiegkeit der Politik!

    Wessen Brot ich Esse
    Dessen Lied ich Singe….
    Unklahrheiten.de 😉

  2. RE: Prominente Prohibitionskritiker
    Der Link ist nicht geschaltet worden. Weiss nicht, ob das jetzt funktioniert.
    Googlet einfach mal “Drogen bleiben verlogen”. Ihr werdet einen sehr erbaulichen Artikel Caspers-Merks vom letzten Jahr finden.
    Gerade die soll jetzt gegen den Drogenkrieg sein?

  3. Anonymous

    Casper-Merk tnix
    Casper-Merk, egal wer in dem Amt sitzt, in welchem Amt auch immer es geht immer zum Nachteil der Bürger. Es könnte alles einfacher sein, man könnte sogar noch daran verdienen, es is doch nur Gras. Warum haben die Angst das Pharmaindustrie zu kurz kommen könnte, die haben doch genug Opfer die ihre Chemie fressen. Ich bin kein Graskonsument, aber hab erlebt wie die Zukunft einiger Bekannter wegen sehr geringen Mengen zerstört wurde. Aber das is in Bayern eh normal, man kauft auch Banken für viel Geld das man selbst besser brauchen könnte. In den Ämtern sitzen die falschen Leute, so siehts aus. Die ham sich dämmlich stutiert, deren Sprache verstehen sie selbst nichtmehr. Erinnert mich an die Geschichte “Turmbau zu Babel” 😆 😆

  4. Artikel Caspers-Merck
    Kommt es Euch nicht spanisch vor, dass die Marion(ette) Caspers-Merck mit an Bord ist? Schaut Euch den obigen Link an. Auch diese “Elder Statesmen” sind alles andere als koscher.
    Wollt Ihr Euch wirklich erzählen lassen, dass die gegen den Drogenkrieg sind?
    Einziger Zweck dieser Kommission ist es, eine VOLLE LEGALISIERUNG ZU VERHINDERN. Die dahinterstehenden Interessenverbände haben wohl erkannt, dass das Totalverbot dem öffentlichen Druck nicht mehr lange standhalten wird und sehen ihre Felle davonschwimmen. Entkriminalisierung kann ein Schritt sein, löst aber nur einen geringen Teil der verbotsassoziierten Probleme. Da wollen ein paar schlaue Köpfe weiter auf unser aller Kosten an Chemie, Pharmazeutik, Sicherheitspolitik , Öl etc. verdienen. DIE LEGALISIERUNG MUSS KOMMEN!

  5. Anonymous

    RE: Prominente Prohibitionskritiker
    [quote name=”Hirnloser”]Es ist doch auffällig, dass Politiker sich immer erst dann in einer Sache positionieren, wenn sie gar nicht mehr im Amt sind. Das ist sehr einfach. So eine Quasselrunde, die auch schon gemerkt hat, dass der “War on drugs” gescheitert ist, aber auf der anderen Seite nicht legalisieren will und stattdessen Drogengebrauch lieber problematisiert, hilft nicht weiter.[/quote]

    Tja, die Lösung hieße: imperatives Mandat

  6. Anonymous

    RE: Prominente Prohibitionskritiker
    Die fühlen sich ohne Posten nicht wohl in ihrer Haut. Oder ihnen wirds in ihrer Villa schnell langweilig. :zzz

    Andererseits finde ichs eigentlich gut und ein Denkanstoß für die Kleingeister sprich Prohibitionsbefürworter.

    Aber viel erwarte ich nicht von denen. 😮

  7. Anonymous

    RE: Prominente Prohibitionskritiker
    Es ist doch auffällig, dass Politiker sich immer erst dann in einer Sache positionieren, wenn sie gar nicht mehr im Amt sind. Das ist sehr einfach. So eine Quasselrunde, die auch schon gemerkt hat, dass der “War on drugs” gescheitert ist, aber auf der anderen Seite nicht legalisieren will und stattdessen Drogengebrauch lieber problematisiert, hilft nicht weiter.

  8. Anonymous

    RE: Prominente Prohibitionskritiker
    Jetzt wird eine Global Commission on Drug Policy gegründet mit hoch dekorierten Mitgliedern, die wissen von was sie reden und wir (Deutschen) schicken Frau Caspers-Merk hin – Mann, Mann, Mann

  9. Anonymous

    RE: Prominente Prohibitionskritiker
    Schön dass langsam mal auch auf globaler Ebene Schwung in die Sache kommt. Würde sagen die Commission on Drug Policy hat nen riesen Haufen Arbeit vor sich und keine Zeit zu verlieren. Aber mal etwas Offtopic und ohne klugscheißerisch wirken zu wollen 8) : Da is ein Fehler drin: “…weitere eheRmalige Amtsträger, NGO-Vertreter…” sollte wahrscheinlich ja ehemalige -ohne R- heißen…

    Mfg Andreas

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