Der ehemalige US-Präsident und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter forderte vor einer Woche in der New York Times eine Beendigung des Drogenkriegs. Morgen findet auf SWR2 eine sehr empfehlenswerte Diskussion zum Thema “Abrüstung im Drogenkrieg” statt.
Der War on Drugs, der 1971 von Richard Nixon begonnen wurde, muss beendet werden, fordert Carter als Reaktion auf den Bericht der Global Commission on Drug Policy. Carter war war zwischen 1977 und 1981 der 39. Präsident der Vereinigten Staaten. Weiter schreibt er:
“Penalties against possession of a drug should not be more damaging to an individual than the use of the drug itself.”
“Strafen für den Besitz einer Droge sollten nicht mehr Schaden anrichten als der Konsum der Droge selbst.”
Der Konsum von Opiaten, Cannabis und Kokain sei zwischen 1998 und 2008 global weiter gestiegen und die Gefängnisse in den USA seien immer voller geworden. 743 von 100.000 US-Amerikaner säßen im Gefängnis, das seien mehr als in jedem anderen Land der Welt und sieben Mal mehr als in Europa. Auch die enormen Kosten für diese Strafverfolgung wurden erwähnt. Kalifornien habe 1980 10% seines Haushaltes für Bildung ausgegeben und 3% für Gefängnisse, aktuell seien es 11% für Gefängnisse und nur noch 7,5% für die Bildung. Deswegen sollte die US-Regierung ihre Drogenpolitik ändern und den Vorschlägen der Global Commission folgen.
In Deutschland wird es morgen auf SWR2 eine spannende Diskussion zum Bericht der Global Commission geben. Geladen sind:
- Marion Caspers-Merk, SPD, ehem. Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mitglied der “Global Commission On Drug Policy”
- Tom Koenigs, Bundestagsabgeordneter Bündnis 90/Grüne, Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe
- Prof. Dr. Rainer Thomasius, Psychiater, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kinder- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Marion Caspers-Merk ist in Deutschland nicht gerade als progressive Drogenbeauftragte aufgefallen. Sie hat sogar die deutsche Verbotspolitik immer wieder verteidigt, bis hin zur Verfolgung von Cannabiskonsumenten. Es wird spannend werden, ihre Motivation dafür zu erfahren, bei der Global Commission mitzuwirken.
Tom Koenigs ist der einzige deutsche Politiker der sich bisher zum Bericht der Kommission in einer Pressemitteilung geäußert hat. Ende letzten Jahres forderte er bereits in einem Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau ein Ende des Drogenkrieges und schrieb in einem umfangreichen Thesenpapier: “Der Drogenkrieg lässt sich nicht mit militärischen Mitteln gewinnen – wir müssen ihn mit Entkriminalisierung beenden”.
Rainer Thomasius ist als äußerst einseitiger Prediger der Gefahren von Cannabis und anderen Drogen bekannt.
Psychiatrieprofessor Rainer Thomasius, Leiter der Drogenambulanz am Hamburger Universitätsklinikum, sorgt sich, daß durch positive Meldungen über Cannabis und andere Rauschmittel diese erst richtig hoffähig gemacht, ihre gefährlichen Wirkungen weiter bagatellisiert werden könnten.
Welt online, 28.08.2005: Haschpillen gegen Migräne
Dennoch – oder gerade deshalb – bekam er 2005 vom Bundesgesundheitsministerium den Auftrag, in einem Gutachten den aktuellen Forschungsstand zu Cannabis darzulegen. Marion Caspers-Merk war damals die zuständige Drogenbeauftragte…
Die Sendung läuft am Mittwoch, 22.06.2011, 17.05 bis 17.50 Uhr.
- Jimmy Carter sieht “War on Drugs” gescheitert, Telepolis vom 21.06.2011
- Call Off the Global Drug War, New York Times vom 16. Juni 2011
- SWR2 Forum – Abrüstung im Drogenkrieg
- Internationale Kommission: “Der Kampf gegen Drogen ist gescheitert”, Meldung des DHV vom 17. Juni 2011
- Forschungsskandal bei Cannabis, (Thomasius), DHV-Meldung vom 25.11.2005
- Dr. med. Franjo Grotenhermen klärt auf – Was ist von den Ausführungen von Prof. Thomasius zum Thema Cannabis zu halten?, Hanf Journal, 30.07.05
war zwischen 1977 und 1981 der 39. Präsident der Vereinigten Staaten.
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