Immer mehr Drogen werden in Europa hergestellt und noch nie wurde so viel Kokain sichergestellt. Aber auch um die Verbreitung von Cannabis geht es im heute von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) vorgelegten Europäischen Drogenbericht 2020. Cannabis ist gemäß der Schätzungen der EBDD nach wie vor die mit Abstand verbreitetste Droge mit Blick auf die Jahres- und Lebenszeitprävalenzen. Zudem geht die EBBD anhand von Bevölkerungsumfragen davon aus, dass
“Cannabis von schätzungsweise rund 1 % aller Erwachsenen in der Europäischen Union täglich oder fast täglich konsumiert [wird], genauer gesagt an mindestens 20 der letzten 30 Tage. Die Mehrzahl davon (60 %) sind unter 35 Jahre alt und rund drei Viertel sind männlich.”
Auch bei der Strafverfolgung liegt Cannabis in der Europäischen Union weiterhin an der Spitze: 2018 wurden insgesamt 3,3 Millionen Cannabispflanzen sichergestellt (in Deutschland 101.598). Von den insgesamt rund 1,3 Millionen Sicherstellungen von Drogen allgemein entfielen 71 Prozent (!) auf sichergestellte Cannabisprodukte. Der Anstieg des THC-Wirkstoffgehalts wird ebenfalls thematisiert:
“Ferner enthalten Cannabisharz und Cannabiskraut heute im Schnitt doppelt so viel THC wie noch vor zehn Jahren. Insgesamt gesehen heißt das, dass die dringende Notwendigkeit besteht, diesen Bereich stärker zu überwachen. Diese und andere Fragen wie beispielsweise die Verfügbarkeit von Produkten mit wenig THC, die wegen ihres hohen CBD-Gehalts (Cannabidiol) angepriesen werden, sind Gegenstand der Untersuchung in einer der nächsten Ausgaben der EMCDDA-Informationsreihe „Cannabis: controversies and challenges“.
Ein klares Zeichen für die gescheiterte Verbotspolitik im Bereich Cannabis liefert der Bericht ebenfalls: Im Bereich der neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) machten 2018 vor allem synthetische Cannabinoide und Cathinone mit 77% aller sichergestellten NPS aus.
Daniela Ludwig und der Fokus auf das Koks
Nach der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Chef des BKA zur Vorstellung des Lageberichts Rauschgiftkriminalität legt die Drogenbeauftragte in ihrer aktuellen Pressemitteilung den Fokus auf Kokain:
Der Europäische Drogenbericht zeigt, dass der zunehmende Kokain-Konsum nicht nur ein deutsches, sondern auch ein europäisches Problem ist. Die europäischen Strafverfolgungsbehörden müssen stärker zusammenarbeiten bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität, die massiv Kokain nach Europa einführt und zum Teil auch hier produziert. Gleichzeitig muss klar sein: Die große Nachfrage nach Kokain hier in Europa ist Teil des Problems, ohne gezielte Prävention geht es nicht!
Kokain made in Europa? Angesichts der sichergestellten Kokablätter (243 kg in 2018) und Kokapaste (184 kg) sicherlich möglich, allerdings eher eine Randerscheinung, da absolut unwirtschaftlich. So oder so ist Kokain auf dem Vormarsch, gezielte Prävention soll es auch hier richten. Ob demnächst auch eine Kokain-Präventionskampagne unter der Federführung der Rosenheimerin an den Start gehen wird, bleibt abzuwarten. Vorher sollte ja eigentlich “Mach Dich Schlau” kommen, ihre für September 2020 angekündigte Cannabis-Präventionskampagne.
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