Wir vom Deutschen Hanfverband warnen bereits seit Jahren vor dem Konsum von Mischungen mit unbekannten, chemischen Substanzen. Auf Grund einer Vielzahl von aktuellen Vorfällen wollen wir aber an dieser Stelle noch einmal eine explizite und aktuelle Warnung aussprechen.
In den letzten Wochen und Monaten erreichten uns viele Berichte von Betroffenen, aber auch Zeitungsberichte, die teilweise sehr dramatisch sind. Am 24. Januar raste an einer Autobahnraststätte im Raum Würzburg ein LKW in eine Tankstelle. Im LKW wurde ein Tütchen mit einer “Kräutermischung” gefunden. Wenige Tage zuvor entdeckten Mitarbeiter der Bahn im Bahnhof Nürnberg zwei hilflose, junge Männer, die mit Muskelkrämpfen am Boden lagen. Anfang Januar war ein junger Mann mit seinem Auto auf der Autobahn nahe Würzburg aufgefallen: Er hatte sein Fahrzeug auf der linken Spur abgestellt.
Ein erheblicher Teil der aktuellen dramatischen Berichte kommt aus Bayern, wahrscheinlich, weil dort der Druck für Konsumenten von Cannabis deutlich größer ist, sich Alternativen zu beschaffen.
Beim DHV gehen viele ähnliche Berichte ein. Menschen brechen in aller Öffentlichkeit zusammen, erleben komplette Ich-Verluste und bei vielen Konsumenten setzen sehr schnell Entzugssymptome ein, wenn sie die Substanz absetzen. Einige berichten von Herz-Kreislaufstörungen und unangenehmen Horrotrips oder psychischen Problemen beim Konsum selbst, sowie teilweise noch Wochen nach dem Konsum. Die Polizei in Bayern erwähnt in einer aktuellen Warnung bereits zwei Todesfälle. Die langfristigen Auswirkungen eines regelmäßigen Konsums dieser völlig unerforschten Substanzen lassen sich dabei unmöglich abschätzen.
Scheinbar werden seit einigen Monaten in manchen kommerziell vertriebenen Mischungen chemische Substanzen eingesetzt, die deutlich stärkere Nebenwirkungen haben, als es bei früheren Legal Highs der Fall war. Die staatliche Verbotsoffensive, die seit dem 2008 berühmt gewordenen Spice und seinem Wirkstoff JWH-018 mit immer höherer Geschwindigkeit immer mehr Substanzen ins Betäubungsmittelgesetz aufnimmt, hat damit die Risiken für Konsumenten von legalen Alternativen weiter gesteigert. Das Cannabisverbot ist die Ursache des ganzen Problems, aber durch die Verbote von JWH-018 und anderen, nebenwirkungsarmen Substanzen, wurden die Produzenten im Prinzip dazu gedrängt, neue und potentiell gefährlichere Substanzen in ihre Mischungen zu packen, um weiterhin legale Geschäfte betreiben zu können.
Weitere Verbote werden dieses Problem nicht lösen. Nur eine vernünftige Drogenpolitik und ein legaler Markt für Cannabis kann die Nachfrage nach synthetischen Räuchermischungen effektiv eindämmen. Solange der Staat nicht klug genug ist, eine solche Politik umzusetzen, müssen wir euch bitten, klug zu sein: Verzichtet auf Mischungen, deren Inhalte ihr nicht kennt. Wenn ihr nicht darauf verzichten wollt, z.B. weil ihr Drogentests machen müsst, oder nicht an natürliches Cannabis herankommt, dann informiert euch wenigstens ausführlich über enthaltene Wirkstoffe, Dosierungsangaben und Risiken und Nebenwirkungen. Das Projekt Legal-High-Inhaltsstoffe bietet euch dazu viele Analyseergebnisse zu handelsüblichen Mischungen, sowie zur Wirkung der enthaltenen Substanzen.
Ergänzung: Auch erprobte Konsumenten solcher Mischungen sollten sehr vorsichtig sein! Die Substanzen in den einzelnen Marken werden teilweise ausgetauscht. Eine Mischung, die euch heute sicher erscheint, kann bei einem späteren Kauf schon völlig andere Wirkstoffe enthalten, und damit völlig andere Wirkungen und Nebenwirkungen haben.
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