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Bleitest -was erzähle ich dem Arzt?

Ich will mein Blut auf Blei testen lassen.
Wie ist das mit der Schweigepflicht?
Was erzähle ich dem Arzt?

In Bayern ist nachweislich bleiverseuchtes Gras unterwegs, das bei Konsumenten zu einer Vergiftung führt. Und obwohl von diesem Material sehr wahrscheinlich mehr Leute geraucht haben, sind nur zwei Betroffene zum Arzt gegangen und haben ihr Blut untersuchen lassen.

Warum gehen nicht mehr Betroffene zum Arzt, seit die Meldung vom bleiversuchten Gras die Runde gemacht hat?
Einige haben vielleicht noch gar nicht davon gehört, da trotz der Bemühungen des DHV bisher keine Tageszeitung über die Gefahr berichtet hat. Dennoch dürfte die Information bei den meisten Betroffenen angekommen sein.
Da aber einige von ihnen bisher möglicherweise keine Beschwerden haben und den Konsum des kontaminierten Grases hoffentlich eingestellt haben, nehmen sie die Sache auf die leichte Schulter. “Mir geht´s doch gut.” Schwermetallvergiftungen können aber auch Langzeitwirkungen haben und noch viele Jahre später für erhebliche Probleme sorgen.
Oft reagieren Ärzte auch hilflos. Sie haben einfach keine Ahnung von Bleivergiftungen, da diese praktisch als ausgestorben galten. Sie haben nur ganz nebenbei im Studium mal davon gehört. Von der Bleiepidemie Ende 2007 in Leipzig wegen gestrecktem Gras haben viele Ärzte gar nichts mitbekommen und nehmen die Betroffenen nicht ernst. Mir ist ein Fall zu Ohren gekommen, bei dem ein Arzt gesagt hat, der Betroffene müsse sich keine Sorgen machen, da könne nichts Schlimmes passieren. Wenn solche Informationen dann weitergetragen werden, lässt sich natürlich erst recht keiner mehr untersuchen. Das ändert aber nichts daran: Eine Bleivergiftung ist eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit und muss behandelt werden!

Das größte Problem für viele ist aber sicherlich, ihrem Arzt überhaupt vom Marihuana-Konsum zu erzählen. Wie überall in der Gesellschaft haben sie auch beim Arzt Angst, offen über ihren Konsum zu sprechen. Schon Alkohol- und Zigarettenkonsum ist sicher nicht das Lieblingsthema der Patienten, bei einer verbotenen Substanz, von der der Arzt möglicherweise gar keine Ahnung hat, ist das natürlich noch ausgeprägter. Dabei ist der Cannabis- bzw. Drogenkonsum eines Patienten für den Arzt natürlich eine fachlich wichtige Information und es herrscht die Schweigepflicht. Der Arzt darf also weder Eltern, noch Krankenkasse oder sonst jemandem vom Cannabiskonsum des Patienten berichten. Aber es tauchen auch immer wieder Berichte auf von einer Verletzung der Schweigepflicht; wenn z.B. nach einem Drogennotruf mit dem Krankenwagen auch gleich die Polizei auftaucht. Viele trauen ihrem Arzt vielleicht auch nicht, weil sie in einem kleinen Dorf wohnen und die Eltern den Arzt schon seit dem Kindergarten kennen. Oder die Mutter arbeitet bei der Krankenkasse, die den Bleitest womöglich gemeldet bekommt und bezahlt. Was also tun? In manchen Fällen macht es z.B. Sinn, zu einem anderen Arzt zu gehen, vielleicht in einem anderen Ort. Es ist aber auch gar nicht nötig, den Cannabiskonsum zu beichten und von möglichen Streckmitteln zu erzählen. Ein allgemeiner Test auf Schwermetalle im Blut ist nämlich gar nicht so ungewöhnlich. Und es gibt noch andere Möglichkeiten, wie man sich damit vergiften kann.
“Können Sie mal mein Blut auf Schwermetalle testen?”
“Mir ist ein Quecksilberthermometer im Bad runtergefallen und jetzt will ich mal meine Werte prüfen.”
oder noch besser:
“Ich habe eine Weile mit billigen Ölfarben gemalt und hatte damit auch öfters Hautkontakt. Nun habe ich gelesen, dass diese Farben mit Schwermetallen belastet sein können, z.B. Blei.”
Wenn der Konsum des vermutlich kontaminierten Stoffes schon eine Weile her ist, kann es auch sein, dass das Blei schon in Gewebe und Knochen übergegangen und kaum noch im Blut nachweisbar ist. In solchen Fällen ist auch eine Gewebeprobe nötig.

Wie auch immer, wenn tatsächlich eine Bleivergiftung vorliegt, ist das mit Sicherheit ein größeres Problem für die Betroffenen als das Bekanntwerden des Cannabiskonsums beim Arzt.



Meldung des DHV vom 20. 02. 2009; Bleiverseuchtes Marihuana in Bayern aufgetaucht


Blogpost von Donnerstag, 26. Februar 2009; Blei und Quecksilber im Gras – Konsumenten vergiftet

Meldung des DHV vom 28. 09. 2007; Bundesregierung sieht in Warnung vor Streckmitteln Verharmlosung des Cannabiskonsums


Kommentare

17 Antworten zu „Bleitest -was erzähle ich dem Arzt?“

  1. Georg Dienemann

    Mein Mann hat viele Jahre auf
    Mein Mann hat viele Jahre auf der Bleihütte in Eisleben gearbeitet, er hat schweren Bleischlamm gefahren und jeden Arzt den er darauf anspricht windet und wendet sich keiner will davon was wissen. Seine Krankheit sind aber genau die Symtome wie sie beschrieben wurden. Was können wir tun und vor allem brauch er dringend einen Arzt der sich damit auskennt. Gruß Herr Georg Dienemann

    1. Florian Rister

      Hallo Herr Dienemann,

      Hallo Herr Dienemann,

      versuchen sie es mal in Leipzig, zum Beispiel beim Uni Klinikum oder anderen Krankenhäusern. Fragen sie ggf. gezielt nach Leuten, die schon 2007 dort gearbeitet haben. Siehe:
      https://hanfverband.de/nachrichten/news/bleivergiftungen-durch-cannabis-in-leipzig

      Ansonsten könnte evtl. auch die Gewerkschaft, Berufsgenossenschaften oder andere arbeitnehmernahe Organisationen aus der Metall- und Bergbaubranche passende Ärzte kennen.

      Mit freundlichen Grüßen

      Florian Rister (Deutscher Hanfverband)

  2. Anonymous

    RE: Bleitest -was erzähle ich dem Arzt?
    [b]ICH KANN BETROFFENEN NUR EINEN RAT GEBEN![/b]

    Nach langer Zeit werden die Symptome bei mir staerker, es ist mir erst gestern in den Sinn gekommen betrachtet man die Rauchsucht (nicht Nikotin, generell!!!)und das ich mich genauso fühle wie die vergiftung beschrieben wird. Seine Idee ist plausibel und homöopathisch!

    [url]http://www.power-for-life.com/Schwermetall-Ausleitung/vortrag2.html[/url]

  3. Ich rede generell immer mit
    Ich rede generell immer mit dem Arzt über alle Sachen, die ich zu mir genommen habe. Selbst beim Zahnarzt gebe ich Auskunft, denn es kann ja mal eine Unverträglichkeit auftreten

  4. ja, genau, billige Ölfarben
    ja, genau, billige Ölfarben aus China. Ich habe ja auch geschrieben “billige Ölfarben” (die tatsächlich meist aus China und anderen Billiglohnländern kommen) und nicht “alte Ölfarben”.

  5. Hi,

    Hi,

    ich habe meinem Arzt Symptome geschildert und gemeint, dass ich vor etwas Zeit mit alten Farben gearbeitet hätte. Die Antwort war, dass da eine Schwermetallvergiftung nur passiert bei Farben aus dem Mittelalter oder aus China (haha, was haben wir gelacht..)

    grüße

  6. Nur so als Idee: Man kann dem
    Nur so als Idee: Man kann dem Arzt auch einfach sagen, dass bei der Renovierung des Hauses Wasserleitungen aus Blei entdeckt wurden und man sich nun Gedanken machen würde, weil man jahrelang Wasser daraus genutzt hat. Kommt bei Altbauten immer wieder vor, obwohl schon längst alle Rohre ausgetauscht sein sollten.

  7. früher hieß es ja auch immer,
    früher hieß es ja auch immer, dass das Hasch eher gestreckt ist und dass man eher sichergeht, wenn man Gras kauft. Das hat sich fast gedreht. Aber klar, Hasch ist leicht zu strecken und wird sicher auch… Wer Hinweise hat, immer her damit!

    Übrigens sind die Tips für den Arztbesuch vielleicht nicht in allen Fällen so perfekt. Derjenige, der mir diesen Eintrag so vorgeschlagen hat, hat das jetzt etwas relativiert und war nicht sicher, dass z.B. beim Verdacht auf ein Schwermetall (z.B. Quechsilber wg. Thermometer) gleich mal alle gecheckt werden (z.B. auch Blei) – so hatte ich das erst verstanden.

    Es kann auch sein, dass ein Arzt so eine Geschichte nicht für besonders glaubwürdig hält – sicher auch abhängig davon, wie man sie vorträgt. Letztendlich ist es halt vor allem wichtig, dass die Leute bei Verdacht auf jeden Fall zum Arzt gehen, mit den Langzeitfolgen einer Schwermetallvergiftung ist nicht zu spaßen! Derjenige, an den ich bei diesem Blogeintrag vor allem dachte, ist jedenfalls zwischendurch beim Arzt gewesen. Ohne Ausrede. Ihm geht es gut. Sein Kumpel hat hohe Bleiwerte.

  8. Anonymous

    da hat er recht… sein
    da hat er recht… sein argument sticht dich irgendwie^^
    wer weiß was alles im piece drin ist. fängt ja bei henna und plastik an und hört bei ratten gift auf…
    wieso eigentlich?
    ich meine piece müsste sich doch leichter strecken lassen als gras, oder net??
    und danke für die tipps mit dem arzt

  9. äh, ja. 🙂

    äh, ja. 🙂

    Aber die Frage war ja auch, ob es aufgetaucht sei. Und wenn`s auftaucht, ist es zumindest dem DHV bekannt, sonst ist es nicht aufgetaucht. Oder weiß du was anderes? Dann immer her mit der Info.

  10. Anonymous

    > Weiss eigentlich jemand, ob
    > Weiss eigentlich jemand, ob auch schon Hasch mit Blei aufgetaucht ist?

    >>nein, bis jetzt nicht.

    da fehlt vll. noch:

    Zumindest wurde dem Deutschen Hanfverband davon noch nicht berichtet!

  11. > Weiss eigentlich jemand, ob
    > Weiss eigentlich jemand, ob auch schon Hasch mit Blei aufgetaucht ist?

    nein, bis jetzt nicht.

  12. Anonymous

    Kann fnords Kommentar nur
    Kann fnords Kommentar nur zustimmen.
    Unabhängig davon dürften die Notrufzentralen nicht einer strengen Schweigepflicht unterliegen, weil die dort kein “Heilberuf” ausgeübt wird (im Gegensatz zu Sanität, Krankenhaus, etc.).

    Vermehrt werden auch allgemeine Notrufzentralen eingerichtet (wie 9-1-1 oder 1-1-2) bei der in der Zentrale entschieden werden muss, welche Organisation aufzubieten ist…es ist klar, dass dann die Polizei anrücken wird, da der unberechtigte Besitz von “Betäubungsmitteln” ein Offizialdelikt darstellt.

  13. Anonymous

    Hallo fnord, super Hinweis,
    Hallo fnord, super Hinweis, werde ich mir gut merken!

    Ein guter Kumpel von mir hat mir mal von seinen Erlebnissen beim Zahnarzt erzählt. Er hatte den Doktor gefragt, ob das Betäubungsmittel für die Zahnbehandlung Prokain enthält, und ob das ein Bestandteil von Kokain wäre, der da verwendet wird. Der Doktor war ziemlich angepisst und hat unwirsch eine ausweichende und nichtssagende Antwort gegeben.

    Seinem Hausarzt hat er sich frank und frei zu mässigem Konsum von Hanf und Alk bekannt, und bis jetzt hatte er noch keine Hausdurchsuchung. Ich glaube, dass kommt auch ganz speziell auf den jeweiligen Arzt an, die sind ja auch nur Menschen. Es gibt bestimmt eine Menge Ärzte, die über Hanf Bescheid wissen, aber nicht Ihre Zulassung riskieren wollen, da Ihnen positive Aussagen zu Hanf verboten sind.
    Es ist vermutlich Glücksache, auf welchen Arzt man gerade tifft und ob er schweigen kann…

    Mein Kumpel hat aber noch eine andere Frage:
    Er raucht eigentlich nur Hasch, kein Gras. Weiss eigentlich jemand, ob auch schon Hasch mit Blei aufgetaucht ist?

  14. Newsletter des Deutschen Hanf
    Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes – Ausgabe März 2009 http://hanfverband.de/letter/20_03_2009.html 1. Natürliches Cannabis legale Medizin 2. USA: Der Schwimmstar, sein Müsli und verdächtige …

  15. Hallo,

    Hallo,

    *folgendes wird in dem Artikel nicht erwähnt*:

    der Drogennotruf verständigt immer die Polizei.
    Das ist ein muss, und die Polizei ist quasi mit auf dem Telefon aufgeschaltet.

    Der Tipp an dieser Stelle ist, beim (normalen) Notruf anrufen und die Symptome schildern, aber keinen Drogenvorfall melden. Dann kommt nur der Arzt.

  16. Anonymous

    Hallo,

    Hallo,

    also ich persönlich habe seit jeher immer offen mit meinem Umgang bzw. Konsum mit dem Arzt geredet, sei es beim Zahnarzt wegen eventuelle Probleme mit der Narkose, auch beim Allgemeinmediziner, nie wurde ich mit Geringschätzung oder Desinteresse bestraft ,-)und ich hatte auch nie anderweitig Probleme deswegen. Die meisten Ärzte stehen dem Thema eher offen gegenüber und haben meiner Meinung garkein Interesse daran das weiterzugeben. Ob es mal eine Erwähnung bzzgl. Krankenkassen Unterlagen gibt, kann ich natürlich nicht nachvollziehen.
    Generell halte ich es auch so, wenn ich Zweifel über eine Diagnose hätte, würde ich einen zweite Meinung hinzuziehen, wenn ich den Verdacht haben würde, ich hätte ” vergiftetes Gras ” konsumiert, würde ich umgehend einen Arzt konsultieren, das ist absolut empfehlenswert, den eure Gesundheit ist das wichtigste.
    Das einzige was ich glaube mal gelesen zu haben ist, wenn ein Verdacht auf eine Straftat oder Gefährdung eines Lebens besteht, muss der Arzt ähnlich wie ein Anwalt dies weitergeben, ob dies jetzt 100% korrekt ist kann ich nicht sagen also bitte nicht steinigen.
    Sollte eine schwere Krankheit wie zum Beispiel Krebs vorliegen, kommt es in eine Statistik, einzig und allein bei Geschlechtskrankheiten muss das Gesundheitsamt informiert werden.