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Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes: Januar 2010

Newsletter des Deutschen Hanf Verband: Januar 2010

Newsletter vom 14.01.2010


  1. Aktuelles aus dem Gesundheitsministerium
  2. Neue Drogen kommen und bleiben auf dem Markt
  3. China & Mexiko: Prohibition ist tödlich
  4. Beschlagnahmungen
  5. Was hat der DHV 2010 vor?
  6. Bilanz Weihnachtsspendenkampagne
  7. Termine

1. Aktuelles aus dem Gesundheitsministerium

Im Dezember 2009 schlug Gesundheitsminister Rösler in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Gesundheitsausschusses vor, den Zugang zu Cannabis als Medizin zu erleichtern. Leider ist noch immer unklar, wie dieser Vorstoß zu werten ist und welche Schritte konkret geplant sind. Die Drogenbeauftragte Dyckmans bekannte sich ebenfalls auf abgeordnetenwatch.de zu Cannabis als Medizin, Zitat: “Dies heißt vor allem, wirkungsvolle und qualitätsgesicherte Arzneimittel für die Patienten verfügbar zu machen, die nicht die unerwünschte Rauschwirkung hervorrufen.”

Die angestrebte Rauschfreiheit von Cannabismedikamenten ist für sie essenziell, denn sie meint: “Ich möchte zunächst daran erinnern, dass Cannabis nicht die harmlose Droge ist, als die Sie sie in Ihrem Schreiben darstellen möchten. Eine Cannabisintoxikation führt nach anfänglicher Euphorie zu Müdigkeit, motorischen Störungen, beeinträchtigt Konzentration, Reaktionszeit und Gedächtnis, Wahrnehmungsstörungen, Gleichgültigkeit, Panikreaktionen, manchmal auch zu psychotischen Reaktionen, Verwirrtheit, Gedächtnisverlust und Halluzinationen. Es senkt bei Dauerkonsum die Lern- und Gedächtnisleistung, belastet bei Inhalation die Atemwege und kann zu einer psychischen Abhängigkeit führen. Besonders bei Konsum im Jugendalter kann die Hirnentwicklung beeinträchtigt werden.

Zu den hohen Kosten einer Behandlung mit natürlichem Cannabis aus der Apotheke erklärt sie lapidar:

“Da Cannabinoide in Deutschland nicht als Medikament zugelassen sind, besteht grundsätzlich auch keine Verpflichtung der Krankenkassen, für die Behandlungskosten mit Cannabinoiden aufzukommen. Wenn Sie sich die Behandlungskosten nicht leisten können, haben Sie leider nur die Möglichkeit, mit Ihrem behandelnden Arzt zusammen nach Therapiealternativen mit zugelassenen Medikamenten zu suchen.”

Die kompletten Antworten sowie weitere Fragen & Antworten sind auf abgeordnetenwatch.de nachlesbar.

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2. Neue Drogen kommen und bleiben auf dem Markt

Spice war vor einem Jahr das zentrale Thema in der Drogenpolitik. Die Bundesregierung entschied sich damals mit ihrem schärfsten Schwert, der Aufnahme der Wirkstoffe ins Betäubungsmittelgesetz, zuzuschlagen. Bisher haben nur Deutschland, Österreich, Estland und Frankreich, Luxemburg, Großbritannien, Schweden und Litauen mit Verboten reagiert. Spice blieb allerdings auch in Deutschland weiterhin verfügbar, im europäischen Ausland wo es mitunter legal ist, sowieso.

So fanden Ende letzten Jahres Polizeibeamte rund 1,3 Kilogramm der Droge in einem Auto. Die beiden Insassen waren von Belgien aus unterwegs nach Spanien und Marokko. Im Schlimmsten Fall blüht ihnen nun ein Strafverfahren wegen der Einfuhr einer nicht geringen Menge Spice, Mindeststrafe nicht unter zwei Jahren…

Zudem gibt es inzwischen zahlreiche Nachfolger von Spice, die nicht die verbotenen Wirkstoffe CP-47,497, JWH-018 und HU-210, sondern andere synthetische Cannabinoide enthalten. So “musste” der Gesetzgeber im Sommer mit der vierundzwanzigsten Betäubungsmittelrechts-Änderungsverordnung weitere Substanzen (JWH-019 und JWH-073, letzteres ist im Spice Nachfolger “Forest Humus” gefunden worden sowie Mephedron) verbieten, das Verbot gilt ab dem 22. Januar 2010.

Mephedron gehört zur Gruppe der Amphetamine und wirkt stimulierend sowie stark entaktogen (wie auch MDMA, die eigenen Emotionen werden intensiver wahrgenommen). In Österreich ist Mephedron derzeit noch legal. Dort schlägt die Polizei derzeit Alarm, es gäbe kaum noch eine Diskothek, in der kein Mephedron angeboten wird. Erst kürzlich sei bei einem Händler ein Kilo Mephedron sichergestellt worden. Die Polizei musste ihm die Droge allerdings zurückgeben – obwohl der Wiener zugab, mit der Droge Geld zu verdienen.

Vom Konsum künstlicher Cannabinoide sowie Mephedron ist abzuraten, da ihre Auswirkungen beim Menschen kaum bis gar nicht erforscht sind. Wirkstoffkonzentrationen können zudem schwanken oder Wirkstoffe sogar ohne Ankündigung komplett ausgetauscht werden.

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3. China & Mexiko: Prohibition ist tödlich

Der Brite Akmal Shaikh war Ende 2009 das Thema in der britischen Außenpolitik. China hatte den Briten wegen des Schmuggels von vier Kilogramm Heroin zum Tode verurteilt und kurz vor dem Jahreswechsel in Urumqi in der westlichen Provinz Xinjiang mit der Giftspritze getötet. Seit fünf Jahrzehnten ist dies der erste Europäer, der in China hingerichtet wurde. Regierungschef Gordon Brown reagierte erschüttert und enttäuscht, dass die Gnadengesuche von ihm selbst und Shaikhs Familie nicht gehört worden seien. Der Hingerichtete sei psychisch krank gewesen, was von den chinesischen Gerichten nicht ausreichend beachtet wurde. China ist laut Amnesty International (AI) das Land mit den meisten Hinrichtungen weltweit. Drogenhandel ist neben Mord und Verrat eine der häufigsten Straftaten, die mit Todesstrafen belegt sind. So richtete Singapur in den letzten 19 Jahren mindestens 420 Menschen hin, rund 90 Prozent davon wegen Drogenhandels. Auch der Iran, Indonesien, Malaysia, Vietnam sowie Thailand richten immer wieder Drogenhändler und -schmuggler hin.

Im mexikanischen Drogenkrieg sind im Jahr 2009 insgesamt 7724 Menschen getötet worden. Dies stellt einen neuen Rekord dar, 2005 waren es “nur” 1500 Personen. Der seit 2006 regierende Präsident Felipe Calderón hat in seiner bisherigen Amtszeit 16.000 Drogenkriegstote zu beklagen. Unter seiner Regierung sind inzwischen insgesamt 45.000 Soldaten gegen die Drogenkartelle im Einsatz. Mexiko ist nicht nur Transitland für das südamerikanische Kokain, sondern war auch im Jahr 2007 mit 3% der Weltproduktion das drittgrößte Opiumanbauland nach Birma mit 12% und Afghanistan mit 82%. Zudem fand 2008 18-25% der Weltcannabisproduktion in Mexiko statt. Das mittelamerikanische Land ist weltweit führend bei der Menge beschlagnamten Marihuana, 2008 waren es ca. 2200 Tonnen bzw. 39% der weltweit gefundenen Menge. Auch bei den gefundenen Methamphetaminen ist Mexiko weltweit auf Platz 6. Inzwischen wandern nicht nur Drogen, sondern auch der von Mitgliederm mexikanischer Kartelle betriebene Anbau von Cannabis über die Grenze mit den USA. In Kalifornien wurden alleine im Dezember 2008 2,9 Millionen Cannabispflanzen durch US-Drogenfahnder zerstört.

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4. Beschlagnahmungen

Ende letzten Jahres wurden in Spanien enorme Mengen Kokain beschlagnahmt.

Kurz vor Weihnachten wurde ein ehemaliges Boot der Küstenwache vor der Nordküste Spaniens gestoppt. Im Laderaum wurden 1,5 Tonnen Kokain entdeckt, geschätzter Marktwert: 420 Millionen Euro. Die Polizei verhaftete im Zusammenhang mit diesem versuchten Drogeschmuggel mehrere Personen in Spanien und Großbritannien, die Teil eines internationalen Netzwerks zwischen London, Spanien, der Karibik und Kolumbien sein sollen.

Zwischen den Jahren wurde die Polizei in der baskischen Regionalhauptstadt Vitoria aktiv. Mit einem Flugzeug wurden, versteckt unter 47.000 Rosen und Nelken, mehr als zwei Tonnen Kokain ins Land geschmuggelt – ein neuer Rekord! Trotz des hohen Reinheitsgehalt schätzte die Polizei diesmal den Wert auf “nur” etwa 70 Millionen Euro.

Dagegen erscheinen die 681 Kilogramm Cannabis, die in der nordwestgriechischen Präfektur Thesprotia am Tag vor Weihnachten beschlagnahmt wurden, wie Peanuts. Beeindruckender war der Neujahrsfund von einheimischen und ausländischen Soldaten in Afghanistan. Sie stellten 800 Kubikmeter Marihuana sicher, laut Spiegel entspricht dies dem Inhalt von sieben Lastwagenanhängern.

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5. Was hat der DHV 2010 vor?

Der DHV startet guter Dinge ins Legalize-Jahr 2010. Zumindest international gibt es einige positive Signale. Wir werden wieder versuchen, unser Möglichstes dazu beizutragen.

Mit Manchem sind wir zufrieden, damit wollen wir weitermachen. So haben wir zum Beispiel im letzten Jahr 390 Anfragen per Email beantwortet. Das ist eine gute Zahl für unser kleines Team. Auch unsere direkte Zusammenarbeit mit hanffreundlichen Politikern lässt aus unserer Sicht keine Wünsche offen, auch wenn wir das eher diskret handhaben. Dasselbe gilt für die Vernetzung mit diversen Akteuren in der Drogenpolitik. Es gelingt uns ganz gut und immer mehr, als Experten und Kooperationspartner wahrgenommen zu werden.

Einiges lief nicht schlecht, aber da wollen wir besser werden.

So möchten wir unseren Protestmailer in diesem Jahr wieder öfter nutzen. Das ist ein schönes Instrument, um Protest und Vorschläge sehr direkt unterzubringen. Die wachsende Teilnahme von Hanffreunden am Protestmailer mit mittlerweile zum Teil über 1.000 Teilnehmern zeigt uns, dass darin noch eine Menge Potential steckt.

Auch unsere Pressearbeit wollen wir gezielt ausbauen und verbessern. Mehr prägnante Pressemitteilungen sollen dazu beitragen, um öfter in den großen Zeitungen, Funk und Fernsehen für unsere Anliegen werben zu können.

Es gibt auch Bereiche, die wir völlig neu in Angriff nehmen wollen.

So wollen wir langsam damit beginnen, freiwillige Helfer einzubinden. Als ersten Schritt planen wir, fertige Flugblätter zum Selbstkostenpreis zu verschicken, die dann an Briefkästen und in Einkaufszentren etc. verteilt werden können, um verstärkt bei der “unaufgeklärten Normalbevölkerung” für unsere Anliegen zu werben. Wir hoffen, die ersten 50 – 100.000 Flugblätter unter die Leute zu bringen. Wir werden also zunehmend neben der finanziellen auch tatkräftige Unterstützung gebrauchen können.

Außerdem werden wir versuchen, mit Aufsehen erregenden Aktionen zusätzlich Öffentlichkeit für unsere Forderungen herzustellen. Wie wäre es mit einem Linienbus in München mit der Aufschrift: “Die schlimmste Nebenwirkung ist die Strafverfolgung! hanfverband.de” ?

Schon jetzt schaffen wir mit kleinem Team und Budget eine Menge. Und wir haben uns viel vorgenommen. Wie viel wir schaffen, hängt direkt damit zusammen, wie viele Menschen uns finanziell unterstützen, als Spender oder Privatsponsoren.

6. Bilanz Weihnachtsspendenkampagne

Die diesjährige Weihnachtsspendenkampagne des DHV neigt sich dem Ende zu. Bisher sind 1.818 Euro zusammen gekommen, immerhin 418 Euro mehr als letztes Jahr. Überweisungen, die bis zum 15.01. getätigt werden, kommen nächste Woche noch ins Spendenbarometer. Ende nächster Woche packen wir die “Spendenbalken” dann wieder bis zum Jahresende beiseite. Aber auch bis dahin sind spontane Kleinspenden natürlich willlkommen und auch weiterhin gibt es ab 10 Euro Spende 6 Monate lang unsere umfangreichen monatlichen Infos für DHV-Unterstützer per Email.


7. Termine

Dieses Jahr werden in Deutschland wieder zwei große Hanfdemos stattfinden, der Hanftag im Rahmen des Global Marijuana March sowie die Hanfparade. Das Motto des diesjährigen Hanftags ist “Natur pur”, das der Hanfparade lautet “Cannabis ist Weltkultur!”. Zudem feiert die CannaTrade ihr 10jähriges Jubiläum und auch die Thcexpo findet wieder statt. Das Hanfjournal berichtete vor einer Woche umfangreich über diese kommenden Events.


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