Wie jedes Jahr erschien vor einer Woche der Weltdrogenbericht. Dieses Mal wurde er in trauter Einigkeit von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, dem UNODC- (United Nations Office on Drugs and Crime) Geschäftsführer Yury Fedotov, dem Präsidenten der UN-Generalversammlung Joseph Deiss und Viktor Ivanov, dem Leiter der russischen Drogenbehörde präsentiert.
Echte Neuigkeiten enthält der Bericht in diesem Jahr nicht, aber gleich zu Beginn zeigt er das Versagen der Politik seiner Urheber: Während auch UN-Drogenpolitik seit Jahrzehnten eine drogenfreie Gesellschaft oder wenigstens eine massive Verringerung des Drogenkonsums vor allem mit repressiven Mitteln erreichen will, zeigt die Realität ein anders Bild. Von einer Senkung der Zahl der Drogenkonsumenten kann nicht die Rede sein. Der Bericht widerlegt einmal mehr die Wirksamkeit der Drogenverbote und macht deutlich, wie realitätsfern die Pläne zur Schaffung einer Welt ohne Drogen sind.
Die Drogenbeauftragte reagierte in einer Pressemitteilung auf den Bericht und schrieb:
Der Weltdrogenbericht 2011 zeigt, dass der Konsum synthetischer Drogen, wie Ecstasy, Speed oder Chrystal, und auch der Handel mit diesen Substanzen global zunimmt. Zusätzlich legt der Bericht dar, dass das Auftreten neuer synthetischer Drogen viele Länder dieser Welt vor große Herausforderungen stellt. Es ist daher Aufgabe aller Staaten sich dieser Problematik anzunehmen und grenzübergreifend zusammen zu arbeiten. Verbote und Strafverfolgung können aber nicht das alleinige Mittel sein. An vorderster Stelle muss die Aufklärung über die Gefahren dieser Substanzen stehen. […]
Nur seltsam dass sie in Deutschland primär auf die Verfolgung der Drogenkonsumenten setzt. Gerade bei den neuen Drogen wie Spice und Co. gab Dyckmans Konferenzen gemeinsam mit den Säbelrasslern vom BKA und setzte auf das scharfe Schwert des Betäubungsmittelgesetzes.
In Deutschland haben neben der Drogenbeauftragten sonst nur die Grünen auf den Bericht reagiert, Harald Terpe, Sprecher für Drogen- und Suchtpolitik, und Tom Koenigs, Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, schreiben in einer Pressemitteilung dazu:
Der UN-Weltdrogenbericht 2011 zeigt deutlich, dass die bisherige vor allem auf Repression setzende Drogenpolitik gescheitert ist. Trotz Prohibition ist der weltweite Drogenkonsum in den letzten 20 Jahren erheblich angestiegen. Wir fordern das UNODC auf, endlich die nötigen Schlüsse daraus zu ziehen und eine Reform der internationalen Drogenpolitik auf Grundlage der Vorschläge der Global Commission on Drug Policy anzustoßen. Behandlungsangebote für Abhängige müssen verbessert, den Drogengebrauch entkriminalisiert und Modelle zur legalen Regulierung von Drogen entwickelt werden. Erfolge in der Drogenpolitik sollen nicht mehr nur anhand von Festnahmen oder Konsumraten gemessen werden, sondern etwa auch am sozialen und politischen Entwicklungsniveau in Drogenanbaugebieten. […]
Dem ist eigentlich nicht viel hinzuzufügen…
- World Drug Report: Drug markets stable but consumption of synthetic and prescription drugs rises, UNODC, 23. Juni 2011
- Internationaler Tag der Vereinten Nationen gegen den Drogenkonsum und den illegalen Drogenhandel, Pressemitteilung der Drogenbeauftragten vom 22. Juni 2011
- Reform der internationalen Drogenpolitik nötig, Pressemitteilung von Tom Koenigs und Harald Terpe, 24. Juni 2011
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