Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2023 liegt vor und damit die letzten Daten vor der Entkriminalisierung. Die Zahlen zeigen, wie in den letzten beiden Jahren, einen leichten Rückgang des Verfolgungsdrucks gegen einfache Konsumenten. Die vorgestellten Zahlen sind eine Datenbasis für die Auswirkungen des CanG.
Insgesamt weist die PKS 2023 215.865 Verstöße im Zusammenhang mit Cannabis aus. Dies entspricht einem leichten Anstieg von +0,8% gegenüber dem Vorjahr. Den überwiegenden Anteil an diesen machen allgemein Verstöße, also konsumnahe Delikte, mit 173.945 Fällen aus. Hier ist, wie auch in den beiden Jahren zuvor, ein leichter Rückgang um -0,5% (-931 Fälle) zu beobachten. Da es sich um so genannte Kontrolldelikte handelt, verdeutlichen diese sehr gut den Verfolgungsdruck gegen einfache Konsumenten. Denn ohne polizeiliche Maßnahmen würden diese Delikte nicht angezeigt und nicht in der Statistik auftauchen. Mehr als 80% aller Cannbis-Delikte sind Rechtsverstöße ohne Opfer oder Schädigung Dritter. Dass diese trotz aller politischer Bekenntnisse zur Entkriminalisierung der Konsumenten weiter massiv durch die Polizei verfolgt wurden, lässt sowohl an der Priorisierung als auch an der Verwendung von knappen polizeilichen Ressourcen Zweifel aufkommen.
Auffällig bei den letztjährigen Zahlen ist zudem die deutliche Zunahme an Delikten im Grenz-Kontext. So stiegen unerlaubter Handel und Schmuggel um +6%, Schmuggel um +19,2% und unerlaubte Einfuhr in nicht geringer Menge um + 36%. Dies lässt auf verstärkte Grenzkontrollen oder Zollkontrollen schließen. Einfache Handelsdelikte nahmen leicht ab (-0,8%), der Handel in nicht geringer Menge stieg um 3,5% an. Mit Ausnahme der erwähnten Delikte im Grenzbereich sind die Zahlen für Cannabis fast unverändert im Vergleich zu denen der beiden Vorjahre.
Dies gilt auch für die meisten anderen “Rauschgiftdelikte” mit der Ausnahme von Kokain (einschließlich Crack). Bei diesen kam es zu einem Anstieg um +29,1% auf 36.890 Fälle insgesamt. Auch hier war die Mehrzahl der Delikte mit 27.224 konsumnah. Das BKA spekuliert über die Gründe für diese Zunahme:
“Trotz der hohen Sicherstellungsmenge mit einer Rekordsicherstellungsmenge von mindestens 35 Tonnen Kokain scheint 2023 so viel Kokain auf dem deutschen Markt gewesen zu sein, dass dies zu einem solch hohen Anstieg bei den Handels- und konsumnahen Delikten geführt hat.
Auch wenn zur Motivation eines zunehmenden Kokainkonsums dem BKA keine Informationen vorliegen, lässt sich sicherlich feststellen, dass Kokain keine „Elitedroge“ mehr ist, sondern offensichtlich – trotz des vergleichsweise hohen Preisniveaus – für viele Menschen in Deutschland und den westlichen Industriestaaten bezahlbar und deshalb mittlerweile gesellschaftlich weit verbreitet ist.
Die ausführlichen Zahlen zu den Cannabisdelikten:
Delikte | Anzahl 2023 | Anzahl 2022 |
Veränderung zum Vorjahr | prozentuale Veränderung |
---|---|---|---|---|
Alle Verstöße Cannabis | 215.865 | 214.242 | 1.623 | +0,8% |
Allgemeine Verstöße | 173.945 | 174.876 | -931 | -0,5% |
Unerlaubter Handel und Schmuggel | 32.610 | 30.777 | 1.833 | +6,0% |
Unerlaubter Handel | 20.209 | 20.370 | -161 | -0,8% |
Schmuggel | 12.401 | 10.407 | 1.994 | +19,2% |
Unerlaubte Einfuhr in nicht geringer Menge | 1.008 | 741 | 267 | +36,0% |
Unerlaubte Abgabe und Besitz in nicht geringer Menge | 2.055 | 1.794 | 261 | +14,5% |
Unerlaubter Handel in nicht geringer Menge | 5.753 | 5.560 | 193 | +3,5% |
Unerlaubte Herstellung in nicht geringer Menge | 494 | 494 | 0 | – |
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