Meldung des DHV vom 06.12.2010
Prof. David Nutt, der ehemalige oberste Drogenberater der britischen Regierung, sorgt einmal mehr für Wirbel. In einer neuen Studie kommt er zusammen mit anderen Drogenexperten zum Schluss: “Alkohol ist die schädlichste Droge, noch vor Crack und Heroin”
Eine Gruppe Drogenexperten um Professor David Nutt (Independent Scientific Committee on Drugs, ISCD) und Dr. Leslie A. King (Fachberater der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, EMCDDA) haben vor einem Monat in London eine Studie zur Gefährlichkeitsbewertung von Drogen vorgestellt. Auf Grundlage von 9 Kriterien zur Gefährdung des einzelnen Konsumenten und 7 Kriterien in Zusammenhang mit den Gefährdungen anderer erstellten sie eine Skala von 0 bis 100. Der Anspruch der Forscher ist zusätzlich der, dass diese Skala proportional zur Gefährlichkeit der Drogen ist, also eine Drogen mit 50 Punkten halb so gefährlich wie eine mit 100 Punkten ist. Das Ergebnis ist in folgender Tabelle dargestellt und spricht für sich selbst. Die Studie “DJ Nutt and others. Drug harms in the UK: a multicriteria decision analysis. Lancet 2010; 376: 1558 ” kann hier kostenlos eingesehen werden.
Ranking der wichtigsten Drogen nach einer Gefährlichkeitsbewertung von David Nutt, Bild von Maximilian Plenert
Bereits im Jahr 2007 hatte Nutt in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift The Lancet eine ähnliche Untersuchung vorgestellt. Nutt und seien Kollegen hatten zwei unabhängige Expertengruppen gebeten, die häufigsten legalen und illegalen Rauschmittel hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit zu bewerten. Die legalen Rauschmittel Alkohol und Nikotin landeten damals auf Platz 5 bzw. Platz 9, während die illegalisierten Drogen Cannabis und Ecstasy als vergleichsweise ungefährlich eingestuft wurden. Auf Grundlage dieser Daten kritisierte Nutt als Vorsitzender des Advisory Council on the Misuse of Drugs (ACMD) wiederholt die Drogenpolitik der britischen Regierung. Die Einteilung und Bewertung der Drogen sei „schlecht durchdacht und willkürlich“ („The current drug system is ill thought-out and arbitrary”). Insbesondere störte ihn die Umstufung von Cannabis von der Drogenklasse C nach B. In der Kategorie B befindet sich Cannabis nun wieder in der Gesellschaft mit Drogen wie Amphetamin, während die Kategorie C eher Medikamente wie Diazepam und Schlaftabletten beinhaltet. Die Strafen für Besitz und Handel sind natürlich auch entsprechend unterschiedlich. Cannabis wurde erst 2004 – auf Empfehlung des ACMD – von der Kategorie B nach C umklassifiziert, um so Cannabiskonsumenten weniger stark zu verfolgen und den überschaubaren Auswirkungen der “weichen Droge” eher gerecht zu werden. 2007 erfolgte dann auf Anweisung von Premierminister Gordon Brown die Rückumstufung. Vor einem Jahr wusste sich der damalige Innenminister Alan Johnson nicht mehr anders zu helfen als Nutt von seinem Amt zu entheben…
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