Ein Fall von Junk Science zu Skunk geisterte im Februar durch die nationale und internationale Presse. “Erhöht Kiffen das Risiko für eine Psychose?” fragte der Spiegel. Er fasste das Ergebnis des Artikels “Proportion of patients in south London with first-episode psychosis attributable to use of high potency cannabis: a case-control study” im”The Lancet Psychiatry” mit den Worten zusammen: “Menschen, die gelegentlich Cannabis konsumieren, haben laut einer britischen Studie kein erhöhtes Risiko, eine Psychose zu entwickeln. Anders sieht es jedoch bei regelmäßigem Konsum besonders THC-reicher Varianten aus.” Leider wird diese Message in den Köpfen hängen bleiben, die Kritik an der Studie findet sich erst im dritten Abschnitt des Artikels. Artikel in anderen Zeitungen erwähnten die eingeschränkte Aussagekraft der Studie leider gar nicht, auch das nicht erhöhte Risiko bei Gelegenheitskonsumenten wird nicht erwähnt.
Wie schon bei einer Studie zu einer IQ Minderung durch jahrelangen Cannabis-Konsum im Jahr 2013 ist das Studiendesign nicht geeinget, um einen ursächlichen Zusammenhang zu belegen. Damals wurde der für den IQ wichtige Faktor “sozioökonomischer Status” nicht beachtet. Die Studienautoren räumen selbst diesen Mangel ein und schränken auch Schlussfolgerungen ihrer Studie mit einem “if a causal role for cannabis is assumed” ein. In unkritischen Zeitungsartikeln wurde daraus ein “Wie die «Mail on Sunday» berichtet, haben Forscher am King’s College in London herausgefunden, dass ein Viertel der psychischen Neuerkrankungen im Süden Londons auf den Konsum von starkem Gras zurückzuführen sind.”
Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin schreibt in ihren IACM-Informationen vom 21. Februar 2015 dazu: Kritiker der Studie weisen jedoch darauf hin, dass nur, weil Patienten, die wegen einer Psychose behandelt werden, wahrscheinlicher Cannabis regelmäßig konsumiert hatten, nicht bedeutet, dass die Droge diese geistige Störung verursacht hat. […] “Ökologische Studien wie diese sind nur ein sehr geringer Hinweis auf Kausalität – wenn man sich nur die Informationen zum Niveau in der Bevölkerung anschaut wie hier, dann kann man nicht sicher sein, dass die gleichen Leute, die Cannabis konsumieren, die sind, die auch eine Psychose entwickeln“, erklärte Suzi Gage, eine Forscherin, zum Zusammenhang zwischen Drogenkonsum und Psychosen an der Universität von Bristol gegenüber der Washington Post.
Schreibe einen Kommentar