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420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?

Der 20. April ist mittlerweile in vielen Ländern auf der ganzen Welt zu einer Art inoffiziellem Feiertag für Hanfkonsumenten geworden. Auch in Deutschland gibt es jetzt wachsende Tendenzen, diesen Tag für die Hanfszene zu besetzen.

Jenseits des Atlantiks ist der Begriff 420, und damit auch das Datum 4-20, ja schon länger mit Cannabiskonsum assoziiert. Über die Entstehungsgeschichte des Mythos gibt es verschiedene Theorien, aber auf jeden Fall ist er aus der heutigen US-amerikanischen Legalisierungsbewegung nicht wegzudenken. Denn rund um diesen Begriff entwickelten sich im Laufe der Zeit einige gesellschaftlich und politisch relevante Trends, unter anderem die 4-20 Smoke-Outs (oder auch Smoke-Ins genannt).

In vielen Städten der USA und anderer Länder treffen sich Menschen am 20. April in Parks, auf öffentlichen Plätzen oder auf den Campussen der Universitäten. Sie treffen sich nicht nur zum Protest gegen das Hanfverbot, sondern auch um gemeinsam Cannabis zu konsumieren. Einige der Veranstaltungen sind angemeldet und mit Bühne, Musik und Ständen für Informationen, Essen und Getränke ausgerüstet. Andere sind nur unorganisierte, harmlose Treffen von Hanf-Enthusiasten, die sich dem staatlichen Verbot widersetzen wollen. Meist zählen die Teilnehmer um 4:20 Uhr Nachmittags einen Countdown, wonach sich alle gemeinsam ihre Joints, Bongs oder Pfeifen anzünden. Das stärkt den Gemeinschaftscharakter, und führt oft zu spektakulären Bildern.

https://www.youtube.com/watch?v=Re7RdnzeX98

Teilweise sind diese Veranstaltungen von permanenter Polizeirepression bedroht und mitunter konsumieren die Teilnehmer vor Ort nur Tabak, oder andere legale Produkte. In manchen Universitäten der USA wird am 20. April sogar der ganze Campus von der Hochschulverwaltung abgesperrt, um Ansammlungen von Studenten zu verhindern. Es wurden in einzelnen Universitäten auch schon Listen mit Fotos von kiffenden Studenten veröffentlicht in der Hoffnung, dass andere Leute sie denunzieren.

Einige 420 Events wurden im Lauf der Zeit zu riesigen Veranstaltungen, die auch von der nationalen und internationalen Presse nicht ignoriert werden konnten. Im Gegenteil scheint es bei Betrachtung der Presseberichte fast so, dass Medien lieber über ein Smoke-Out mit öffentlich zelebriertem Cannabiskonsum berichten als über eine klassische Demonstration für die Legalisierung.

In der kanadischen Stadt Vancouver findet seit Jahren eines der erfolgreichsten 420 Smoke-Outs statt, über das sogar die internationale Presse regelmäßig berichtet. Dort bauen die Organisatoren der Veranstaltung nicht nur Stände und eine große Bühne auf – sie bauen auch hunderte pure Cannabiszigaretten und werfen diese kurz vor dem magischen Moment in die Menschenmenge. Unter den weit mehr als 10 Tausend Besuchern bieten währenddessen fliegende Händler Cannabis, vorgedrehte Joints und berauschendes Gebäck an. Viele lassen sich bereitwillig dabei fotografieren und filmen. Die Polizei akzeptiert dieses Treiben, obwohl Cannabisbesitz dort grundsätzlich auch illegal ist.

In Amsterdam gibt es seit 2012 auch ein 420 Smoke-Out, das von vielen Deutschen besucht wurde. Allerdings wurde es 2014 nur sehr wenig beworben und blieb dementsprechend klein.

Eingeschüchtert vom Überwachungsdruck und der vielerorts scharfen Repression gegen einfache Hanfkonsumenten, schien eine solche Aktion in Deutschland seit dem Ende der 90er Jahre unmöglich. Der bekannte Hanfaktivist Steffen Geyer hatte es 2010 mit einem sogenannten “Flash-Smoke” vor der kanadischen Botschaft versucht. Trotz der kurzfristigen Ankündigung in einem YouTube Video war eine große Anzahl von Polizisten vor Ort und kontrollierte jeden, der auch nur ansatzweise nach einem Hanffreund aussah. Danach war es lange Zeit ruhig um das ganze Konzept Smoke-Out. Dieses Jahr sollte sich daran aber etwas ändern.

Wenige Tage vor dem 20. April wurde durch Steffen Geyer eine Veranstaltung für 15:45 Uhr im Görlitzer Park angemeldet und auf Facebook beworben. Außerdem erschien ein Transparent an einem hohen Zaun im Park, und Flyer wurden im Park verteilt, die auf 4:20 hinwiesen. Es war klar: Am 20. April um 16:20 passiert etwas im Görli.

Foto by DHV

Tatsächlich sammelten sich kurz nach 16 Uhr einige dutzend Menschen inmitten des Parks, der in den letzten Jahren wegen des dort stattfindenden öffentlichen Cannabishandels für viele zum Symbol für die fehlgeschlagene Drogenpolitik der deutschen Regierung wurde. Durch zwei Hanf-Banner im Hintergrund der Menschenmenge wurde der Versammlungscharakter noch etwas verdeutlicht. Ein paar Teilnehmer brachten mit dem Longpaper-Baum auch eine kreative und passende Dekoration mit.
Foto by DHV

Zunächst schien vielen Teilnehmern etwas unklar, was passieren sollte. Es gab keine Anlage, kein Megaphon und keine Ansprache. Erst um kurz vor 16:20 Uhr kam Bewegung in die Gruppe. Einige Leute blickten verstohlen auf ihre Uhren oder Handys, zückten irgendwoher Joints, tuschelten untereinander und plötzlich fingen ein paar Teilnehmer an, einen Countdown von 20 abwärts zu zählen.

Bei 0 wurden dann die verbotenen Zigaretten entzündet. Mit einer wilden Mischung aus dem amerikanischen „Happy 420„ und dem in Deutschland recht weit verbreiteten Facebook-Spruch „Zündung“ bejubelten die Teilnehmer den besonderen Moment und ihre erfolgreiche Aktion. Die Polizei war zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend und fiel auch im späteren Verlauf nicht unangenehm auf, obwohl Polizei in Uniform durch den Park patroullierte. Noch Stunden später saßen einige der Teilnehmer in entspannter Runde im Park.

Zeitgleich fand auch eine ähnliche Aktion in Frankfurt am Main statt. Es wurde zwar im Voraus nicht öffentlich beworben, aber aus gut informierten Kreisen wissen wir: eine niedrige zweistellige Anzahl von Menschen traf sich konspirativ in einem Frankfurter Park auf einer der alten „Haschwiesen” und zelebrierte unter einer wehenden Hanffahne das 420 Ritual.

Foto wurde dem DHV aus Frankfurt überlassen

So ist auch dieser Teil der US-amerikanischen Legalisierungsbewegung hiermit in Deutschland angekommen. Entgegen allen Ängsten haben es deutsche Hanffreunde geschafft, das 420-Ritual in aller Öffentlichkeit zu vollziehen. Ob dies förderlich für die weitere Akzeptanz von Cannabis in der Gesellschaft ist oder nicht – diese Frage muss an anderer Stelle erörtert werden. Zumindestens wurde dadurch der bisher fest zementierte Status Quo des Hanfverbots in Deutschland ein wenig erschüttert. Man kann wohl davon ausgehen, dass auch im Jahr 2015 deutsche Hanffreunde den 20. April nicht mehr völlig unbeachtet vorbei gehen lassen.


Kommentare

10 Antworten zu „420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?“

  1. Anonymous

    RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    Guckt mal auf Ziggy Jacksons Facebook seite dort wurde ein Strafbefehl eingescannt wegen 1.5 g 90 ts 2700 eu und jetzt überlegt nochmal.Das will sich doch niemand antuen,2700 eu zu blechen wegen einem smoke out.Man kann ja ruhig nach adam oder prag.
    Übrigens war das in nrw.

  2. RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    Wir haben uns auch wie seit 6 Jahren im Wald an unserem Persönlichen 420 Spot getroffen (:

  3. Anonymous

    RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    [quote name=”Paul Wieland”]… dieses so durch den Geburtstag eines geisteskranken Massenmörders vorbelastete Datum durch ein Symbol des Friedens und der allgemeinen Ausgelassenheit zu ersetzen.
    Happy 420![/quote]

    Naja ich würde Torakusu Yamaha ja jetzt nicht direkt als Massenmörder bezeichenen nur weil der eine oder andere beim kleinsten Sonnenstrahl meint den Griff zuweit drehen zu müssen^^

    Spaß muß auchma sein 😉

  4. Anonymous

    RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    [quote name=”FKFKKF”]ES WIRD ANZEIGEN REGNEN WENN DAS AUCH NACH DEUTSCHLAND KOMM,HAUSDURSUCHUNGEN GEBEN,LEIBESVISITATION ETC WEIß NET OB DAS IM STRENG KONSERVATIVEN DEUTSCHLAND MÖGLICH IST,DANN DOCH EHER NOCH IN POLEN ODER SONST WO[/quote]

    Sehe ich leider Ähnlich.

    Seit ich meinen Führerschein für 4 Jahre abgeben durfte hat es sich mit dem kiffen in der Öffentlichkeit für mich sowieso. Die Leute hatten wohl einfach Glück, dass es noch nicht so publik war. Sonst würde es wohl ähnlich laufen wie bei Steffen Geyer. Man will uns bewusst nicht sehen, wie auch unsere ganzen Probleme (Merkelsche Verdrängungstaktik auch bekannt als Vogel-Strauß-Algorithmus).
    Also Respekt für jeden der mitmacht und vielleicht bin ich ja (kein TCH-COOH im Blut vorausgesetzt) auch mal mit einem Dübbel-Dummy am Start 😉 .

  5. Anonymous

    Neuseeland
    Jaja, die Unterdrückung eines harmlosen Rituals durch die Polizei zeigt wie verbohrt die Gesetzgebung und Gesetzeshüter wirklich sind. Die Politik sollte die Gelegenheit am Schopf packen, dieses so durch den Geburtstag eines geisteskranken Massenmörders vorbelastete Datum durch ein Symbol des Friedens und der allgemeinen Ausgelassenheit zu ersetzen.
    Happy 420!

  6. Anonymous

    RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    ES WIRD ANZEIGEN REGNEN WENN DAS AUCH NACH DEUTSCHLAND KOMM,HAUSDURSUCHUNGEN GEBEN,LEIBESVISITATION ETC WEIß NET OB DAS IM STRENG KONSERVATIVEN DEUTSCHLAND MÖGLICH IST,DANN DOCH EHER NOCH IN POLEN ODER SONST WO

  7. Anonymous

    RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    kann mir das richtig vorstellen wie se alle verschwitzt auf ihr handy geierten,war irgendwie zum fremdschämen beim lesen^^

  8. Anonymous

    RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    Find ich geil.
    Und nächstes Jahr in jeder Stadt!

  9. Anonymous

    RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    das video is ja der hammer ! 😀 wie das langsam immer voller wird und immer mehr am dampfen ist 😀 muhaha so geil

  10. Anonymous

    RE: 420 Smoke Outs – Jetzt auch in Deutschland?
    ich seh schon in nicht all zu ferner zukunft den 20.4. zum oktoberfest der kiffeszene in berlin werden yehaa ;D wär doch mal was große grüne dampfende zelte wo sich hunderte von weedaromen mischen 😀 dazu dann shokikuchen und ragga statt volksmusik und schweinshaxe^^

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