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Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 – Cannabis auf Platz eins

Anfang letzer Woche wurde die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2016 veröffentlicht. Während sich die öffentliche Debatte vor allem mit den ansteigenden Gewaltdelikten befasst, gibt es auch in Sachen der Strafverfolgung von Cannabiskonsumenten interessante neue Zahlen. Der Druck steigt, immer mehr Menschen werden wegen Cannabisbesitz kriminalisiert.

Cannabis mit großem Abstand auf Platz eins

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Anzahl von registrierten Rauschgiftdelikten 2016 in der Bundesrepublik um 7,1 Prozent auf insgesamt 302.594 Fälle. Besonders interessant sind die Zahlen bei Delikten im Bezug zu Cannabis. Auch hier ist ein Anstieg von 8,5 Prozent zu verzeichnen. Von den 302.594 registrierten Rauschgiftdelikten drehten sich 183.015 um Cannabis, also mehr als sechzig Prozent.

Die Zahl der “allgemeinen Verstöße”, bei denen es also nicht um Handel, Schmuggel oder Besitz großer Mengen ging, stieg ebenfalls deutlich von 132.745 auf 145.915. Wie in den vergangenen Jahren treibt die deutsche Polizei also weiter gezielt die Verfolgung von Cannabiskonsumenten im Alltag voran. „Cannabis bleibt das am häufigsten konsumierte Rauschgift“, heißt es passenderweise in dem Bericht.

Menge an beschlagnahmtem Cannabis gestiegen

Auch bei den sichergestellten Mengen gingen die Zahlen stark nach oben. So wurden insgesamt 1.874 kg Haschisch beschlagnahmt, eine Steigerung um 17,2 Prozent. Mit 5.955 Kilo wurden 54,6 Prozent mehr Marihuana als noch 2015 sichergestellt. Was sich zunächst nach einer enormen Menge anhört, entpuppt sich bei der Betrachtung der Verbrauchszahlen von Cannabis als Tropfen auf den heißen Stein. So liegt der durchschnittliche Jahresverbrauch in Deutschland laut Schätzungen des Deutschen Hanfverbands bei 198 bis 396 Tonnen Cannabis.

Trend der Strafverfolgung im Widerspruch zur gesellschaftlichen Debatte

Die Zahlen zeigen eindeutig, dass die Repression gegen Cannabiskonsumenten den Löwenanteil bei der Strafverfolgung von Rauschgiftdelikten ausmacht. Entgegen vielfacher Aussagen aus der Politik, das Hauptaugenmerk der Drogenpolitik liege hier auf der Prävention, deutet der jetzt vorgelegte Bericht in eine ganz andere Richtung.

Besonders bemerkenswert ist dies, wenn man bedenkt, dass die Legalisierungsdebatte eine immer größere Rolle in Politik und Gesellschaft spielt. International legalisieren immer mehr Staaten. Cannabis als Medizin ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch und mehrere Kommunen streben Modellprojekte zur Cannabisabgabe an.

Höchste Zeit für einen Paradigmenwechsel in der Politik

Auch mit Blick auf den Anstieg bei anderen Straftaten, insbesondere bei Gewaltdelikten, scheint der Anstieg bei der Verfolgung von Cannbiskonsumenten absurd. Die Politik muss hier dringend handeln, damit nicht noch mehr Mittel und Ressourcen von Polizei und Gerichten verschwendet werden. Konsumenten von Cannabis als Verbrecher zu stigmatisieren und zu verfolgen hilft niemandem und die Strategie der Kriminalisierung ist längst gescheitert. Diese Erkenntnisse müssen endlich zu einer neuen Drogenpolitik in Deutschland führen.


Kommentare

2 Antworten zu „Polizeiliche Kriminalstatistik 2016 – Cannabis auf Platz eins“

  1. Mich wundern die Zahlen kaum.
    Mich wundern die Zahlen kaum. Ich beobachte allgemein die letzten Jahre, dass der Umgang mit Cannabis in der Öffentlichkeit immer ungehemmter wird. So kann ich mir auch gerade die Erhöhung der Anzahl kleiner Delikte erklären. Die Zahlen beeindrucken aber ungemein: man sieht hier deutlich, dass der behördliche Aufwand (und damit letztlich Steuergelder) in absolut keinem Verhältnis zum erzielten Nutzen stehen. 1.8 Tonnen sind da tatsächlich nur die Spitze des Eisbergs von 400 Tonnen. Cannabis hin oder her: hier sollte unbedingt interveniert werden denn an anderen Stellen wie der Bildung wird das Geld wesentlich dringender gebraucht.

  2. Fred

    Ich denke das man sich so
    Ich denke das man sich so allmählich auch mal gegen solche staatlichen Nachstellungen zur Wehr setzen sollte. In Frage kommen da die sehr umfangreichen Dienstvorschriften der Polizei. Hat man den Eindruck, z.b zu einem Drogentest genötigt worden zu sein, kann man sich da auch juristisch per Anzeige gegen wehren.

    Wir sind einfach zu brav und machen es dem Staat zu einfach, diese unsinnige Gesetze durchzusetzen !