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Leipziger Initiative „Drug Scouts“ erhält Josh‐von‐Soer Preis 2012

Auf der heutigen Mitgliederversammlung von akzept e.V. Bundesverband für akzeptierende Drogenarbeit und humane Drogenpolitik würde der Josh‐von‐Soer Preis für das Jahr 2012 an die „Drug Scouts“ verliehen. Seit 2011 ist die Initiative „Drug Scouts“ durch den Leipziger Polizeipräsidenten und die Medien massiv unter Beschuss geraten. Der Preis ist ein Ausdruck der Solidarität und Anerkennung für die Kompetenz, das Durchhaltevermögen & das ehrenamtliche Engagement der Initiative.

Urkunde: Josh-von-Soer Preis 2012
Urkunde: Josh-von-Soer Preis 2012

Aus Laudatio für die Preisträger 2012 am 25.01.2013 in Berlin:

akzept hat 2005 den Josh-von-Soer Preis ins Leben gerufen um herausragende, innovative und mutige Personen oder Initiativen mit guten Beispielen akzeptierender Drogenarbeit und Politik aufzuzeigen und zu ehren. Wir wollen damit sowohl neue Impulse setzen, als auch unserem Verständnis für die Arbeit mit Drogen gebrauchenden Menschen und unserer Forderung nach einer drogenpolitischen Wende öffentlich mehr Aufmerksamkeit verschaffen.  […]

Für das Jahr 2012 haben wir eine Initiative ausgewählt, die schon mehrmals vorgeschlagen wurde, und die, wie die vormaligen PreisträgerInnen, beispielhaft sind für ihren unermüdlichen und mutigen Einsatz im Sinne akzeptierender Drogenarbeit und dies, obwohl sie dafür extremst medial und fachlich angegriffen wurden. Das erinnert schon sehr an die heftigen Konfrontationen, welche akzeptierende Drogenarbeit in ihrem Anfängen ausgelöst hat. Längst überholte Thesen und Verhaltensweisen werden hier postuliert, dass man lachen könnte, wenn es nicht so traurig aktuell wäre. Seit 2011 ist die Initiative „Drug Scouts“ durch den Leipziger Polizeipräsidenten und die Medien massiv unter Beschuss geraten und verdient umso mehr unsere Solidarität und Anerkennung. Auslöser war ein Flyer für DrogenkonsumentInnen über Verhalten bei Polizeikontrollen (Nichts mehr als die Aufklärung über die allgemeinen Rechte). Daraus machten der Polizeipräsident und die Bildzeitung eine massive Kampagne gegen akzeptierende Drogenarbeit und Hilfeangebote, welche angeblich ein „Wohlfühlklima für DrogenkonsumentInnen“ schaffen und Drogenabhängige anderer Regionen und Länder anziehen würde, und so zu einem „Import von Beschaffungskriminalität“ führe. […]

Die Drug Scouts wurden 1996 von jungen Menschen aus der elektronischen Musik‐ und Partyszene gegründet. Ihr Anliegen ist es, sachlich und umfassend über legale und illegalisierte psychoaktive Substanzen und deren Konsum zu informieren und aufzuklären. Akzeptanz gegenüber den individuellen Entscheidungen der KonsumentInnen ist dabei ein Grundsatz ihrer Arbeit. Oft werden junge DrogenkonsumentInnen vom „klassischen Drogenhilfesystem“ nicht erreicht bzw. fühlen sie sich mit ihren Bedürfnissen und Realitäten dort nicht akzeptiert. Hier setzen Drug Scouts mit ihrer Aufklärungsarbeit an. Der differenzierte Umgang mit positiven und negativen Aspekten des Drogenkonsums sowie die Vermittlung von Safer‐Use‐Regeln soll KonsumentInnen dabei unterstützen, selbstbestimmt, weniger riskant und genussorientiert mit Drogen umzugehen – d.h., eine Drogenmündigkeit zu entwickeln. Abstinenz kann ein Weg sein, mit psychoaktiven Substanzen umzugehen. Aber nicht alle Menschen wollen oder können abstinent leben. Sie beraten und unterstützen Menschen unabhängig von einem Abstinenzwunsch. Drug Scouts versuchen ihr Ansinnen auch auf politischer Ebene voranzubringen, z.B. durch ihren Einsatz für Drug Checking oder die Etablierung von Safer Clubbing. Das Angebot richtet sich vor allem an junge KonsumentInnen und deren Angehörige, aber auch an PädagogInnen und andere Interessierte.

In Leipzig steht stellvertretend die gesamte akzeptierende Drogenarbeit auf der Anklagebank. Hier gilt es Stellung zu beziehen und das Durchhaltevermögen dieser, von jungen Menschen getragenen, Initiative zu stärken. Drug Scouts haben mit ihrer Arbeit und ihrem Internetportal weit über Leipzig hinaus Signalwirkung im Sinne akzeptierender Drogenarbeit. Sie erreichen mit ihrer Arbeit sowohl die Szene junger KonsumentInnen als auch weitere Interessierte, Multiplikatoren und Mitarbeiter der Drogenhilfe bundesweit.

Es gibt nur ganz wenige Initiativen und Drogenhilfen die sich dieser schwierigen Aufgabe widmen und die sie mit soviel Kompetenz, Durchhaltevermögen & ehrenamtlichen Engagement durchführen wie die „drug scouts“. Die Stadt Leipzig sollte stolz sein auf diese bundesweit hochgeachtete und beispielhafte Initiative und sie weiter fördern.

In diesem Sinne freuen wir uns, den Josh‐von‐Soer Preis 2012 an die Initiative „Drug Scouts“ zu verleihen.

Übergabe des Josh-von-Soer Preis 2012
Übergabe des Josh-von-Soer Preis 2012

Kommentare

4 Antworten zu „Leipziger Initiative „Drug Scouts“ erhält Josh‐von‐Soer Preis 2012“

  1. Hans Cousto
    Wahrlich ein wohlverdienter Preis. Die Drug Scouts leisten eine hervorragende Arbeit in einem schwierigen Umfeld. Gratulation an akzept e.V. für diese Entscheidung und ganz herzliche Gratulation an die Drug Scouts für diese Ehrung!

    Mit den besten Empfehlungen,

    Hans Cousto

  2. Hans Cousto
    Wahrlich ein wohlverdienter Preis. Die Drug Scouts leisten eine hervorragende Arbeit in einem schwierigen Umfeld. Gratulation an akzept e.V. für diese Entscheidung und ganz herzliche Gratulation an die Drug Scouts für diese Ehrung!

    Mit den besten Empfehlungen,

    Hans Cousto

  3. Anonymous

    RE: Leipziger Initiative „Drug Scouts“ erhält Josh‐von‐Soer Prei
    Finde ich sehr gut, vor allem wie beschrieben wegen der notwendigen Soldarität mit diesem unter Beschuss geratenen Projekt.
    Aber auch sonst machen die DS Leipzig sehr gute Arbeit, und haben sich das Lob verdient.
    Schade, dass der Preis scheinbar noch ohne Dotierung daherkommt. Da müssten eigentlich die staatlich unterstützten Suchthilfevereine mal was zusammenlegen für so einen Preis aber naja.

  4. Anonymous

    RE: Leipziger Initiative „Drug Scouts“ erhält Josh‐von‐Soer Prei
    Finde ich sehr gut, vor allem wie beschrieben wegen der notwendigen Soldarität mit diesem unter Beschuss geratenen Projekt.
    Aber auch sonst machen die DS Leipzig sehr gute Arbeit, und haben sich das Lob verdient.
    Schade, dass der Preis scheinbar noch ohne Dotierung daherkommt. Da müssten eigentlich die staatlich unterstützten Suchthilfevereine mal was zusammenlegen für so einen Preis aber naja.

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