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infratest dimap: 59% der Deutschen für echte Legalisierung

Pressemitteilung des Deutschen Hanfverbands (DHV) vom 20.12.2024

Erstmals spricht sich laut infratest dimap eine absolute Mehrheit der Deutschen für die Legalisierung von Cannabis aus, also eine regulierte Abgabe an Erwachsene, wie sie ursprünglich im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung vereinbart war. Eine ähnlich große Mehrheit widerspricht den Plänen von CDU/CSU, den Besitz geringer Mengen Cannabis und den Eigenanbau einiger Pflanzen wieder als Straftat zu verfolgen.

Nach drei Jahren Stagnation der Zustimmung zur Legalisierung knapp unterhalb von 50% zeigt sich nun ein spektakulärer und überraschender Anstieg auf 59%! Überraschend, weil seit Antritt der Ampelregierung die Gegner der Cannabislegalisierung wie Bundesärztekammer und Polizeigewerkschaften regelmäßig mit hoher Medienreichweite Negatives über das diskutierte und umgesetzte Cannabisgesetz (CanG) verbreitet hatten.

Beim CanG, das federführend von Karl Lauterbach entworfen wurde und am 01.04.2024 in Kraft getreten ist, handelt es sich allerdings nicht um eine Legalisierung von Cannabis, weil kein legaler Verkauf vorgesehen ist. Deshalb haben wir dieses Jahr entsprechende zusätzliche Fragen bei infratest dimap in Auftrag gegeben. Und auch hier gibt es überwiegend Zustimmung in Deutschland. Nur 37% sind dafür, den Besitz geringer Mengen wieder als Straftat zu verfolgen (bzw. 41% bzgl. Eigenanbau).

Die Umfragen von infratest dimap für den DHV sind die beste Datengrundlage zur Meinung der Deutschen in Bezug auf die Legalisierung von Cannabis, weil die Umfrage in Absprache mit dem Institut neutral formuliert ist und abgesehen von einigen kleinen Aktualisierungen fast gleichlautend jedes Jahr seit 2014 durchgeführt werden. So ist nicht nur eine Momentaufnahme möglich, sondern auch ein langfristiger Trend erkennbar.

Legalisierung/Verkauf

“In Kanada und vielen US-Bundesstaaten können volljährige Personen Cannabis legal in Fachgeschäften erwerben. Stimmen Sie folgender Aussage hierzu eher zu oder eher nicht zu? „Cannabis sollte in Deutschland für Volljährige legal und reguliert erhältlich sein, zum Beispiel über Fachgeschäfte wie in Kanada oder den USA.“ 

-> Zustimmung: 59%, Ablehnung 38%

Besitz

“Seit diesem Jahr ist in Deutschland der Besitz geringer Mengen von Hanf, auch bekannt als Cannabis oder Marihuana zum Eigenverbrauch erlaubt, ebenso der private Anbau von bis zu drei Hanfpflanzen zur Selbstversorgung. Wie sehen Sie das? Sollte in Deutschland der Besitz kleiner Mengen Cannabis wieder als Straftat verfolgt werden oder nicht?

  • sollte wieder als Straftat verfolgt werden
  • sollte weiterhin nicht als Straftat verfolgt werden
  • **weiß nicht
  • **keine Angabe”

-> Sollte weiterhin nicht als Straftat verfolgt werden: 59%, Sollte wieder als Straftat verfolgt werden: 37%

Anbau

“Und sollte der private Anbau von bis zu drei Hanf-Pflanzen in Deutschland künftig wieder verboten werden oder nicht?

  • sollte wieder verboten werden
  • sollte nicht wieder verboten werden
  • **weiß nicht
  • **keine Angabe”

-> Sollte wieder verboten werden: 41%, Sollte nicht wieder verboten werden: 56%

Es fällt auf, dass die Befragten vor einigen Jahren noch stärker unterschieden haben zwischen Entkriminalisierung und Legalisierung. Eine Mehrheit für die Entkriminalisierung der Konsumenten hatten wir schon 2018 ermittelt, die legale Abgabe an Erwachsene in Fachgeschäften wurde aber noch deutlich abgelehnt. Die Kritik an der aktuellen Situation, in der Cannabis besessen und konsumiert werden darf, aber keine legalen Shops zur Verfügung stehen, scheint bei den Leuten angekommen zu sein. “Wenn schon, denn schon”, das scheint die Schlussfolgerung der Bevölkerung zu sein. 

Mit Blick auf die Parteianhängerschaft der Befragten zeigt sich außerdem: Die Union steht allein da mit ihrer Forderung nach einem Zurückdrehen der Reform. Bei allen potenziellen Koalitionspartnern sind die Anhänger mehrheitlich gegen ein erneutes Verbot von Besitz und Eigenanbau. Auch die SPD, die sich im aktuellen Programmentwurf nicht zu Cannabis äußert, kann mutiger sein und zu ihrem Gesetz stehen. 

infratest dimap fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen:

“▪ Seit Beginn dieses Jahres ist in Deutschland der Besitz geringer Mengen von Cannabis zum Eigenkonsum legal, ebenso der private Anbau von bis zu drei Hanfpflanzen. Eine Mehrheit der Bundesbürger will an dieser Entscheidung des Gesetzgebers derzeit nicht rütteln. Vier von Zehn favorisieren zwar eine Rückkehr zu den alten Verbotsregelungen. Sechs von zehn sprechen sich jedoch dagegen aus.

▪ Wie schon in den vergangenen Jahren findet die Entkriminalisierung von Cannabis vor allem unter den Jüngeren Anklang. Unter Anhängern der Grünen findet sich im Grundsatz die größte Unterstützung, gefolgt von Anhängern von BSW und SPD. Anhänger von AfD und CDU/CSU sind eher gespalten oder lehnen die Straffreiheit ab.

▪ Die Möglichkeit für Volljährige, Cannabis wie nach amerikanischem oder kanadischem Vorbild in Fachgeschäften legal beziehen zu können, fänden 59 Prozent der Wahlberechtigten gut. Damit überwiegt erstmals die Zustimmung zu entsprechenden Modellen.”

Daten/Quelle

Die kompletten Ergebnisse von infratest dimap stellen wir hier als pdf-Datei zur Verfügung.


Kommentare

7 Antworten zu „infratest dimap: 59% der Deutschen für echte Legalisierung“

  1. unknown

    So weit würde ich nicht gehen zu sagen, dass das CanG von Lauterbach ENTWORFEN wurde. Die Ähnlichkeiten des CanG mit der maltesischen Gesetzgebung sind überraschend groß. 😉

  2. Anonym

    Warum berichtet kaum jemand sonst darüber?

  3. Anonym

    Das hat so legal zu sein, wie Alkohol. Die Jugendschutzbestimmungen, die bei Alkohol und Tabak gelten, sollten auch bei den Hanfdrogen reichen. Auch die Abstandsregeln und Mengenbegrenzungen, die es bei Alkohol und Tabak auch nicht gibt, und auch praktisch kaum zu kontrollieren sind, haben zu entfallen. Wenn jemand 100 Flaschen Whiskey im Keller stehen hat, dann haben auch die Unionsparteien nichts dagegen einzuwenden, obwohl man schon nach der 2. Flasche tot umfallen würde. Wenn man die CSU-Drogenpolitik ernst nehmen soll, muß Bayern erst mal ein alkoholfreier Freistaat werden, und auch auf dem Münchner Oktoberfest darf es dann nur noch alkoholfreie Getränke geben. Auch daß bei jedem 3. Autounfall Alkohol ein Thema ist, wird auch in Bayern stillschweigend hingenommen.

    Fachgeschäfte als Bezugsquellen sind absolut notwendig. Schließlich muß man auch nicht Mitglied in einem Alkohol- oder Tabakclub sein, um Alkohol oder Tabakwaren kaufen zu können. Ob die Fachgeschäfte den Schwarzmarkt wirklich austrocknen werden, bleibt fraglich. Das wird nur dann der Fall sein, wenn das Angebot der Fachgeschäfte von den Sorten reichhaltiger, von der Qualität besser und preislich billiger ist als der Schwarzmarkt. Auch den Zigarettenschwarzmarkt haben erst die Wucherpreise für Tabakwaren überhaupt möglich gemacht.

    Der THC-Grenzwert im Straßenverkehr muß auf 10 ng angehoben werden, und die Urintests bei Verkehrskontrollen haben zu entfallen, denn zur Beurteilung der Fahrtüchtigkeit zählt nur das Blut, und ein THC-positiver Urintest sagt nichts über die Fahrtüchtigkeit aus. Bei der Verkehrskontrolle reicht der Augentest. Wenn die Augen normal aussehen, ist man nicht berauscht, und dann ist alles in Ordnung. Lediglich wenn die Augen durch Drogen verändert sind, ist eine Blutprobe zu nehmen.

    Auch weshalb sich die Drogenpolitik der Unionsparteien aus koalitionstaktischen Gründen nicht ändert, bleibt unverständlich, denn eine absolute Mehrheit der CDU/CSU ist bei der nächsten Bundestagswahl nicht zu erwarten, und lediglich mit der AfD sind die Unionsparteien drogenpolitisch auf gleichem Kurs. Auch eine unionsgeführte Minderheitsregierung mit Duldung der AfD nach dem Vorbild des „Magdeburger Modells“ von 1990 wäre möglich. Eine Zusammenarbeit mit der AfD haben die Unionsparteien aber auf allen Ebenen ausgeschlossen. Alle anderen möglichen Koalitionspartner dürften eine liberale, entkriminalisierte Drogenpolitik zur Koalitionsbedingung machen. Wenn die Unionsparteien nach der nächsten Bundestagswahl wirklich jegliche Zusammenarbeit mit der AfD einschließlich ihrer Duldung ausschließen, werden sie sich drogenpolitisch ändern müssen. Auch eine Volksabstimmung über die zukünftige Drogenpolitik sollte man in Erwägung ziehen.

  4. chris80

    Ich finde das nicht sehr überraschend.
    Zwar rühren die Legalisierungsgegner wirklich sehr die Medientrommel, allerdings hat ja jeder auch sein soziales Umfeld. Und da dürften sich inzwischen zahlreiche Hanffreunde geoutet haben, die früher aus Angst vor Strafverfolgung lieber unerkannt geblieben sind. Leute, die man kennt und weiß, dass es vernünftige Erwachsene und keine Problem-Jugendlichen, Kriminelle oder Obdachlose am Bahnhof sind.
    Das sollte das von der Regierung über Jahrzehnte propagierte Bild des Drogenabhängigen etwas verzerrt haben.
    Man abgesehen davon habe ich das Gefühl, dass vor allem Hanffreunde diese Art von Nachrichten überhaupt mitverfolgen. Daher geht die versuchte Propaganda der Legalisierungsgegner eher nach hinten los.

  5. Rumpelstielzchen

    Das ist sehr ermutigend und es ist schön, zu sehen, wie das Lügengeböude der CDU und ihrer bayerischen Schwestern zusammenkracht.

  6. Peter17

    Toll, schöne Daten!
    Nur eine Frage: Warum wurden die FDP-Wähler ausgelassen? Die könnten als Koalitionspartner der Union ja schon noch relevant werden.

    1. 420

      Eine Partei, die nicht im Bundestag sein wird, kann auch kein Koalitionspartner werden.

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