Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband weist die gestrigen Anschuldigungen der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler zurück. Mortler hatte in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) gesagt, der DHV würde mit seinen Kino-Spots “auf schäbige Art und Weise mit den Ängsten der Menschen spielen”. Dem Verband ginge es nur um die völlige Legalisierung einer illegalen Droge, auch und gerade zu Rauschzwecken.
“Natürlich wollen wir mit unserer Arbeit eine Legalisierung von Hanf erreichen.”, entgegnet Georg Wurth, “Das haben wir nie geleugnet. Dabei geht es uns aber nicht um eine unkontrollierte Freigabe, wie Frau Mortler mit ihrer Wortwahl glauben lassen möchte. Wir halten einen legalen und regulierten Cannabis-Markt für die beste Alternative zum derzeitigen Schwarzmarkt.”
Mortler wies in dem Zusammenhang auch auf eine neue Zusammenstellung von Daten zum Rauschmittelkonsum hin, die gestern von der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) vorgelegt wurde. Demnach habe sich der Anteil der Menschen, die sich wegen Cannabinoid-Missbrauch erstmals in Sucht-Behandlung begeben mussten, erhöht. Der Anteil stieg binnen eines Jahres von 58,4 auf 59,5 Prozent. Dies belege die Gefährlichkeit von Cannabis.
“Die Drogenbeauftragte verschweigt, dass es sich dabei oft um künstliche Cannabinoide aus sogenannten >Legal Highs< handelt.”, so Wurth. “Die Probleme mit diesen neuen Substanzen werden durch das Cannabisverbot eher verschärft, nicht gelöst. Damit ist sie es, die mit den Ängsten der Menschen spielt. Der Deutsche Hanfverband geht hingegen offen mit den Risiken von Cannabiskonsum um. Wir sind der Meinung, dass gerade junge Menschen durch übermäßigen Konsum Schaden nehmen können und deswegen eine vernünftig regulierte Abgabe an Erwachsene gesundheitspolitisch sinnvoll wäre.”
Marlene Mortler äußerte sich außerdem abfällig zum Sänger Thomas D. von den “Fantastischen Vier”. Dieser hatte kürzlich in einem Interview mit der “Welt” erklärt, er sei stark dafür, Cannabis zu legalisieren. Für ihn sei Alkohol die schlimmste Droge.
“Wenn ich sehe, was Alkohol aus Menschen macht und trotzdem legal ist, dann kann ich nicht Marihuana verbieten, ein Kraut, das eindeutig beruhigt, was entspannt, was aber auch egal macht.”
Mortler warf ihm daraufhin gefährliche Verharmlosung vor: “Prominente wie Thomas D haben einen enormen Vorbildcharakter. Daher sollten sie sich gut überlegen, wie sie sich zu illegalem Drogenkonsum äußern”, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung. Das Kleinreden der Cannabis-Gefahren sei verantwortungslos.
Sie frage sich, ob Menschen, die eine Legalisierung vorschlagen, womöglich schon zu viel gekifft hätten.
Georg Wurth: “Mit dieser abfälligen Bemerkung beleidigt sie nicht nur unsere seriöse Arbeit, sondern auch die Vorstöße von allen Experten, die sich für eine Änderung der Drogenpolitik aussprechen. Darunter Kriminologen, Ärzte, Strafrechtler, Polizisten.”
Laut einem anderen Medienbericht hat die Bundesdrogenbeauftragte vor wenigen Tagen bei dem Besuch eines Gymnasiums gesagt, sie sehe eine Gefahr darin, dass der Hanfverband auftritt „als Verband cooler Jungs, die den Konsum im Griff haben.“ Weiter sagte sie bezüglich unserer Arbeit: „Man muss aufpassen, dass die Minderheit die Mehrheit nicht in eine andere Richtung
manipuliert.“
Georg Wurth dazu:
“Nach dieser Logik müssten sämtliche Nichtregierungsorganisationen ihre Arbeit einstellen. Wir sind Demokraten. Wir wollen die Öffentlichkeit mit guten Argumenten überzeugen, nicht mit Manipulation. Gerne bin ich bereit, mit der Bundesdrogenbeauftragten in einer Talksendung o.ä. zu diskutieren, um ihr unsere Argumente darzulegen und im Gegenzug ihre Argumente anzuhören. “
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