Am Samstagabend der Cannabis Normal! Konferenz wurden traditionell die DHV-Hanf-Adler als Auszeichnung für verdiente Menschen aus den Bereichen Wissenschaft, Aktivismus und Politik verliehen.
Den Auftakt bildete die Preisverleihung in der Kategorie Politik. Trotz der Tatsache, dass sich sicher viele Politiker in den letzten zwei Jahren bei der Verabschiedung des Cannabisgesetzes verdient gemacht haben, fiel die Wahl auf den Essener SPD-Politiker Dirk Heidenblut. Dieser war als Mitglied des Gesundheitsausschusses maßgeblich in die Verhandlungen des CanG eingebunden und berichtete zusammen mit seiner Kollegin Carmen Wegge in sozialen Medien ausführlich, offen und transparent über alle Verhandlungsschritte auf dem Weg zum Gesetz. Neben dieser wertvollen Berichterstattung schenkte Heidenblut immer wieder Betroffenen der Prohibition, Cannabisaktivisten und Patienten als Ansprechpartner persönlich Gehör und sprach mit ihnen direkt, geradeaus und verständnisvoll. Auch gegenüber den eigenen Partei- und Fraktionskollegen fand Heidenblut manchmal ungewöhnlich deutliche Worte. „Ich habe es satt, weiter zu warten”, teilte er zum Beispiel im November 2019 per Pressemitteilung der Öffentlichkeit mit, als es mit einem drogenpolitischen Grundsatzpapier der SPD-Fraktion nicht vorwärts ging. Ein echtes Original aus dem “Pott”, das sich zudem in seinem Wahlkreis konkret vor Ort einsetzt.
Aus diesem Grund konnte Heidenblut leider auch nicht persönlich an der Preisverleihung teilnehmen, obwohl er tags zuvor noch dem Podium der Politikerrunde beiwohnte. Per Videoschalte bedankte sich Heidenblut für den Preis und versprach auch zukünftig Transparenz und klare Worte: “Ich glaube, wir brauchen für die Säule II und das, was noch kommen muss, noch ein paar klare Worte. […] Und ich hoffe, dass Sie auch irgendwann wirken.” Ferner bedankte sich Heidenblut für die Zusammenarbeit mit seinen Kolleginnen auch aus den anderen Parteien, ohne die das CanG nicht möglich gewesen wäre. Ob Heidenblut auch die “Rauchfähigkeit” der diesjährigen Auszeichnungen ausprobieren werde, ließ er allerdings noch offen.
In der Kategorie Wissenschaft wurde dieses Jahr mit Dr. Fabian “Doc” Steinmetz ein bekanntes Gesicht der Szene ausgezeichnet. Als “wandelndes Drogenlexikon” setzt sich der Toxikologe unermüdlich öffentlichkeitswirksam für Substanzaufklärung und die Sichtbarmachung von durch die Prohibition verursachten Schäden ein. Er diskutiert dazu immer sachlich und wissenschaftlich fundiert auch mit dem letzten Verfechter von Drogenverboten und dürfte damit einer der Wissenschaftler in Deutschland sein, der sich in den letzten Jahren am meisten für die Entstigmatisierung von Konsumenten und einen neuen evidenzbasierten Umgang mit Drogen eingesetzt hat. Der drogenpolitisch beim Schildower Kreis, Encod und der DHV-Ortsgruppe Darmstadt engagierte Steinmetz verriet in seiner Dankesrede, dass dies sein bisher erster Preis sei und der größte Endgegner seiner unermüdlichen Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit noch immer der eigene Vater ist. Wir wünschen maximalen Erfolg bei dieser Mission Doc!
Den Abschluss der Verleihung bildete die Kategorie “Aktivismus”. Die zweifelsfrei schwierigste Entscheidung bei all den unzähligen Menschen, die in ganz Deutschland binnen der letzten Jahre für einen Neustart der deutschen Drogenpolitik gekämpft haben und mit der Teillegalisierung am 1.4. endlich einen ersten Teilerfolg feiern durften.
Eine gewisse Entität, die sich in der öffentlichen Debatte und bei wichtigen Online-Aktionen (z.B. den Mailaktionen rund um das Abstimmungsverhalten im Bundesrat) besonders hervorgetan hat, war zweifelsohne der Weedmob. Der Weedmob als lose Vereinigungen von vielen Aktivisten und Aktivistinnen hat entscheidend dazu beigetragen, das öffentliche Meinungsbild in den sozialen Medien positiv zu verändern. Prohibitionisten konnten dank der Arbeit des Weedmobs nicht mehr ungestraft ihre Lügen und Halbwahrheiten verbreiten, sondern wurden sogleich angeprangert und richtiggestellt. Dafür gebührt den Mitgliedern des Weedmobs definitiv der DHV-Hanf-Adler in der Kategorie Aktivismus. Der diesjährige Preis ist ebenso wie die beiden anderen Preise “rauchbar”, aber weniger filigran und wird somit hoffentlich zum gern genutzten Wanderpokal! Entgegengenommen wurde er durch Angehörige des Weedmobs. Ob der Preis bereits eingeweiht wurde, entzieht sich jedoch unserer Kenntnis.
Wer sich die gesamte Preisverleihung samt der Laudatios noch einmal anschauen möchte, kann dies hier im Video tun:
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