Am Samstagabend der CaNoKo wurden traditionell die Hanf-Adler als Auszeichnung für verdiente Menschen aus den Bereichen Wissenschaft, Aktivismus und Politik verliehen.
Das versammelte Auditorium wartete gespannt auf die Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger, als Georg Wurth die Verleihung eröffnete und eine kurze Bilanz der CaNoKo 2022 zog. Anschließend ging es mit der Auszeichnung in der Rubrik Wissenschaft los.
Die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger in der Kategorie Wissenschaft Dr. Bernd Werse hielt dessen Kollege Dr. Gerrit Kamphausen vom Centre for Drug Research in Frankfurt. Kamphausen würdigte Werse als Forscher, der sich immer radikal und manchmal auch subversiv den häufig verborgenen Aspekten des Themas Cannabis widmet und die Menschen und ihre Schicksale in den Mittelpunkt stellt. Dr. Bernd Werse veröffentlichte zahlreiche Studien zu Drogenkleinhandel, Cannabisanbau und neuen psychoaktiven Substanzen (NPS) und ist weiterhin drogenpolitisch sehr aktiv als Sprecher des Schildower Kreises und Mitherausgeber des Alternativen Drogen und Suchtberichts.
Der Preisträger Dr. Werse bedankte sich für die Auszeichnung und gab den Dank umgehend an die aktive Hanf-Szene weiter:
“Umso mehr freue ich mich aber, dass ich jetzt tatsächlich anscheinend diesen Preis verdient habe. Vielen Dank dafür, und ich finde es wirklich ganz wichtig, dass Leute aus der Wissenschaft, Leute aus der Medienwelt, Leute von Organisationen wie dem Hanfverband, aber vor allen Dingen auch die ganzen Leute, die jetzt hier sitzen, die sich privat und vielleicht auch nicht ganz so privat dafür einsetzen, anscheinend jetzt wirklich mit dazu beitragen, dass es endlich was wird mit der Legalisierung. Vielen Dank.”
Georg Wurth fasste seine Bewunderung für Werse, den er auch aus der gemeinsamen Arbeit im Schildower Kreis kennt, kurz und prägnant zusammen:
“Immer geradeaus, immer anti Prohibition, immer für Legalisierung”.
Anschließend ging es weiter mit der Auszeichnung in der Kategorie Aktivismus. Die Laudatio auf die diesjährige Preisträgerin Ingrid Wunn hielt Florian Rister vom DHV. Die sehr persönliche und emotionale Würdigung sorgte für die ein oder andere Träne der Rührung im Publikum. Rister pries Wunns bereits 20 Jahre dauerndes Engagement “mit Rückgrat” rund um das Thema Cannabis und blickte auf gemeinsame persönliche Momente zurück. Ingrid Wunn begründete die Hanfinitiative Frankfurt mit, organisierte zahlreiche Veranstaltungen und Demos in den letzten Jahrzehnten und engagiert sich zudem sehr aktiv in der Lokalpolitik, um einen Unterschied zu machen und Menschen zu inspirieren.
Die Preisträgerin bedankte sich und scherzte, dass sie ganz kurz darüber nachdachte nun vielleicht aufzuhören:
“Ja, als mich der Flo anrief und mir das ankündigte, da habe ich gedacht: Tja soll ich das jetzt als krönenden Abschluss meines Aktivistenlebens nehmen? Das habe ich ja kurz, ganz kurz getan. Dann war für mich klar, das ist eine Aufforderung weiter zu nerven! In meiner Partei – die hat es nötig, in Parlamenten – die haben es noch nötiger und in den Ausschüssen – die müssen aufgeklärt werden. Also also keine Zeit für Ruhestand – Zeit für Legalisierung.”
Den Abschluss bildete die Auszeichnung in der Kategorie Politik. Die Laudatio hielt Georg Wurth und gab eine Anekdote zum Sommerfest eines Bundestagsabgeordneten preis, auf dem zahlreiche Lobbyisten eingeladen waren. Anders als dies vielleicht viele erwarten würden, seien dies allerdings nicht Vertreter von Konzernen, sondern ausschließlich Aktivisten aus NGOs und zivilgesellschaftlichen Bewegungen gewesen. Der ausrichtende Bundestagsabgeordnete war der diesjährige Preisträger Niema Movassat, der als drogenpolitischer Sprecher der Linken stets Druck auf die Regierung beim Thema Legalisierung ausübte. Ein Einblick in seine parlamentarische Arbeit zu Cannabis wurde anschließend mit einem Best-of-Video einer Rede Movassats im Bundestag gegeben.
Der Preisträger bedankte sich und mahnte das anwesende Publikum, den Druck auf die Regierung aufrecht zu halten:
“Ich wünschte mir natürlich, dass ich diesen Hanf-Adler heute bekomme und wir danach alle zusammen auf den Hof gehen und ganz entspannt unser Gras rauchen, das wir vorher in einem Fachgeschäft oder einem Club besorgt haben. Das wäre sozusagen der Idealzustand gewesen. Der zweitbeste Idealzustand wäre gewesen, wir würden unten kiffen. Die Polizei kommt vorbei, grüßt nett und geht weiter, weil es entkriminalisiert ist. Das wäre auch schon mal ein ordentlicher Fortschritt gewesen. […] Leider ist ja die heutige Situation so, dass wir zwar in der Theorie einen Koalitionsvertrag haben, der sagt, wir wollen Cannabis legalisieren, aber die praktischen Schritte noch nicht passiert sind […] Jetzt chillen wir ein bisschen und dann wird schon alles gut. Das wird nicht funktionieren. Der Druck muss ganz massiv bleiben, damit wir wirklich am Ende eine Legalisierung haben”.
Trotz den angesprochenen nötigen großen Anstrengungen auf dem Weg zur Legalisierung wurde anschließend ausgiebig gefeiert, denn das kann die Hanf-Community auch ganz passabel.
Hier die Aufzeichnung der gesamten Preisverleihung:
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