DHV-Umfrage
Infratest Dimap 2022
Letztes Jahr konnten wir mit 49% pro und 46% contra zum ersten Mal eine einfache Mehrheit für die Legalisierung verkünden, wenn auch im Rahmen der statistischen Schwankungsbreite von 3%. Dieses Jahr ist es genau umgekehrt: 46% pro, 49% contra, wieder bei 3% Schwankungsbreite. Es hat sich also nicht viel getan bei der Meinung der Bevölkerung zum Thema Cannabislegalisierung. Ein klarer Aufwärtstrend sieht jedenfalls anders aus.
Exakt 46% Zustimmung zur Legalisierung bei den Umfragen hatten wir auch schon 2018 und 2020. Die Gegenstimmen sind zwar seitdem leicht gesunken, aber ebenfalls nur im Rahmen der Schwankungsbreite.
Ihr könnt euch die Ergebnisse in der Bildergalerie und den Dokumenten im Anhang anschauen. Die Ergebnisse in den Untergruppen der Befragten (Parteianhänger, Alter, Geschlecht, Bildung) haben eine größere Schwankungsbreite als das Gesamtergebnis. Über die Jahre zeigen aber auch diese Daten durchaus stabile Trends. Infratest Dimap fasst die Ergebnisse so zusammen:
Mögliche Legalisierung von Cannabis nach wie vor umstritten
▪ Eine mögliche Legalisierung von Cannabis ist bei den Bundesbürgern nach wie vor umstritten. Die eine Hälfte (49 Prozent) präferiert aktuell die Beibehaltung des in Deutschland bestehenden Cannabis-Verbots. Die andere Hälfte (46 Prozent) könnte sich damit anfreunden, wenn Cannabis in Deutschland legal und reguliert erhältlich wäre.
▪ Nach wie vor findet ein legalisierter Cannabis-Zugang am ehesten bei den jüngeren Bundesbürgern Unterstützung (63:34 Prozent), ebenso bei formal Bessergebildeten (56:41 Prozent). Ablehnend äußern sich dagegen insbesondere Ältere ab 65 Jahren (34:61 Prozent) sowie formal Niedriggebildete (38:57 Prozent).
▪ Deutlichen Zuspruch findet ein legalisierter Cannabis-Zugang unter den Anhängern der Grünen (65:32 Prozent). Aber auch unter den Anhängern der beiden anderen Koalitionsparteien FDP (55:42 Prozent) und SPD (53:42 Prozent) findet sich eine Mehrheit für die Legalisierung. Deutlich gegen eine Legalisierung sprechen sich insbesondere die Anhänger der Unionsparteien aus (32:66 Prozent). Die Anhänger der AfD sind in der Sache weniger eindeutig positioniert (48:48 Prozent).
Dieses Jahr fanden wir es vor der Umfrage besonders schwierig, die Entwicklung vorherzusagen. Cannabis war ein großes gesellschaftliches Thema. Das war auch vor einem Jahr schon so. Kurz nach Verkündung des Koalitionsvertrags mit der spektakulären Legalize-Vereinbarung lief unsere Umfrage. Aber nun hat sich die öffentliche Diskussion von grundsätzlichen Fragen hin zum Kleinklein der Detailregulierung und der Hürden entwickelt. Manche grundsätzlichen Legalisierungsbefürworter sind evtl. auf Grund diverser diskutierter Details, die ihnen nicht gefallen, skeptisch geworden.
Es gab sicher auch positive, meinungsentspannende Impulse dadurch, dass „jetzt sogar die Regierung legalisieren will“. „So dramatisch werden die Folgen also wohl doch nicht sein“, mag sich mancher Skeptiker gedacht haben. Vor allem aber fiel auf, dass sich ein gewisser Widerstand gebildet hat. In konservativen Zeitungen und TV-Sendungen mit hoher Reichweite kamen Kritiker wie Rainer Wendt (DPolG) mit ihren abstrusen Anti-Cannabis-Behauptungen wieder vermehrt zu Wort. Sogar die taz veröffentlichte vor Kurzem einen legalisierungskritischen Artikel.
Womöglich macht sich auch bemerkbar, dass wir uns beim DHV dieses Jahr logischerweise auf die Begleitung des Legalisierungsprozesses konzentriert haben, während wir in den vergangenen Jahren schwerpunktmäßig Öffentlichkeitsarbeit gemacht haben. Uns fallen noch einige weitere mögliche Einflüsse ein, die die Stimmung beeinflusst haben könnten. Aber was meint ihr: Was hat dieses Jahr die Zustimmung der Bevölkerung zur Legalisierung gefördert, was hat sie gebremst?
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