Am Donnerstagmorgen hatte die US-amerikanische Drug Enforcement Agency (DEA) angekündigt, Cannabis nicht von „Schedule 1“, die illegale Substanzen ohne jeden medizinischen Nutzen umfasst, zu streichen. Trotzdem soll den Worten der Drogenverfolgungsbehörde zufolge das medizinische Potential von Cannabis zukünftig besser erforscht werden können.
DEA-Sprecher Rusty Payne sagte am Donnerstag gegenüber dem US-amerikanischen Cannabis-Portal Leafly, dass die Agentur dazu gesetzlich verpflichtet sei. “Gesetze sind bindender als Bücher. Der Kongress kann das Gesetz durch den Gesetzgebungsprozess ändern. Oder die FDA (Federal Drug Agency) beschließt, es sollte eine Medizin sein. Cannabis findet in den Vereinigten Staaten gegenwärtig keine Verwendung bei der medizinischen Behandlung. Basierend auf den bewährten fünf Kriterien für eine solche Einordnung hat Marihuana keinen ‘derzeit anerkannten medizinischen Wert‘. Erhebungen der HHS (Department of Health and Human Services) bestätigen, dass die Inhaltsstoffe der Droge nicht genau bekannt und deshalb nicht reproduzierbar sind, es gibt keine ausreichenden Studien zur Sicherheit, keine adäquaten und gut kontrollierten Studien zur Wirksamkeit, das Medikament ist in der Fachwelt nicht akzeptiert und insgesamt gibt es zu wenige wissenschaftliche Studien.“
„Doch“, so Payne weiter, „muss definitiv mehr Züchtern erlaubt werden, zu Forschungszwecken anzubauen. Wissenschaftliche Erkenntnisse können sich ändern, und das Potential von CBD scheint sehr vielversprechend. Hoffentlich wird das (Anm: die neue Position der DEA) den Weg für mehr Forschung, Innovation und zur Nutzung dieses Potenzials ebnen.”
Dies ist zwar nicht die große Geste, die Befürworter erhofften, doch einige Fachleute bewerten es als kleinen Schritt in die richtige Richtung. “Ich begrüße die Entscheidung, die Hürden für die Erforschung von medizinischem Cannabis zu senken”, sagte der US-Abgeordnete im Repräsentantenhaus Earl Blumenauer aus Oregon. “Mehr als die Hälfte der Bundesstaaten haben Cannabis als Medizin auf die eine oder andere Art legalisiert und ihre Zahl wächst weiter. Es ist empörend, dass die Bundespolitik die Wissenschaft so lange blockiert hat.“ Demokrat Blumenauer gilt als einer der aktivsten Legalisierungsbefürworter im US-Repräsentantenhaus. Doch neben ein paar moderaten Stimmen dominiert in der US-amerikanischen Hanfszene die Enttäuschung ob des halbherzigen Schritts der DEA. So wurde kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung diese Petition verfasst, in der die DEA aufgefordert wird, Cannabis umgehend aus „Schedule 1“ zu streichen. Die Petition hatte bereits wenige Stunden nach ihrem Upload ihr Ziel von 110.000 Stimmen fast erreicht.
In den USA argumentiert man demnach ähnlich wie in Deutschland: Es ist verboten, weil es zu wenig Studien gibt. Studien können aber nicht stattfinden, weil das sowohl in Deutschland als auch in den USA so gut wie verboten ist. Dazu müsste Cannabis bei uns aus Anlage 1 des Betäubungsmittelgesetzes (BtmG) verschwinden oder wenigstens in Anlage 3 umgestuft werden, in den USA müsste es von einer „Schedule 1“- zu einer „Schedule 2“-Droge umklassifiziert werden, um die Forschung ausreichend zu verbessern und nicht nur einige Einzelanträge wohlwollend zu prüfen. Jetzt wollen die USA und Deutschland zwar Ausnahmen zulassen, an der grundsätzlichen Bewertung des medizinischen Nutzens und somit auch am rechtlichen Status der Forschung jedoch wenig ändern.
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