In den letzten Jahren sorgte eine völlig neue Form des Drogenhandels für Furore. Die Silkroad versprach den Drogenkauf so einfach und sicher zu gestalten wie bei Ebay. Nun hat das FBI mit Razzien und Festnahmen die Silkroad zerschlagen, die Website ist nicht mehr erreichbar. Wie geht es jetzt weiter und was bedeutet das alles für die deutsche Drogenpolitik?
Die rechtliche Lage ist, bis auf ein paar Ausnahmen, international die gleiche: Cannabis ist illegal und fast alle Staaten gehen repressiv gegen die Konsumenten vor. Das Ausmaß dieser Repression ist jedoch von Land zu Land unterschiedlich, die Konsumprävalenz ist davon scheinbar völlig unabhängig, Cannabis wird in jedem Land dieser Erde konsumiert. Und überall wo Nachfrage besteht, entstehen auch Umschlagplätze, wo Menschen Cannabis anbieten. In jedem kapitalistisch orientierten System wird das so funktionieren, egal wie scharf dagegen vorgegangen wird.
Davon ist auch das Internet nicht ausgenommen. Schon früher gab es immer wieder Versuche, den Handel mit Drogen über vermeintlich sichere Online-Verbindungen abzuwickeln. Nach einem Artikel von Vice war sogar eine der ersten über das Internet verabredeten Warentransaktionen ein Handel mit Cannabis zwischen Studenten von US-Universitäten Anfang der siebziger Jahre.
Eine Seite namens Silkroad etablierte sich nun vor einigen Jahren weltweit, vorallem wegen ihrer technischen Sicherheit und der Möglichkeit, Händler ähnlich wie bei Ebay zu bewerten und so Betrügereien zu vermeiden. Gezahlt wurde mit Bitcoins, einer virtuellen Währung, die dem Nutzer größtmögliche Anonymität verspricht. Besucher mussten zudem über das Tor-Netzwerk auf die Seite zugreifen, was für die Beteiligten den Vorteil hat, dass ihre Spuren im Internet schlecht nachzuvollziehen sind. So erregte diese Webseite schnell einige Aufmerksamkeit, bei Kunden wie auch bei neuen Händlern, die dort ihre Produkte anboten.
Für den reinen Konsumenten von Cannabisprodukten ergaben sich mehrere Vorteile: Sie mussten nicht mehr persönlich in Kontakt mit der illegalen Szene treten und die Gefahren, beim “Einkauf” durch die Polizei erwischt zu werden, waren sehr gering. Durch das Bewertungssystem konnten sich die Konsumenten bereits vor dem Kauf ein ungefähres Bild machen, wie die Qualität des Verkäufers und seiner Produkte ist. Cannabiskonsumenten, die in ihrem heimischen Schwarzmarkt immer wieder mit Streckmitteln oder kriminellen Abzockereien konfrontiert waren, standen, spätestens als diverse Medien weltweit über die Webseite berichteten, in ständiger Versuchung, auf den Online-Drogenhandel auszuweichen.
Aber die Silkroad spiegelte auch fast alle Probleme des illegalisierten Drogenschwarzmarktes drastisch wieder, die bisher oft nur wenig sichtbar waren. Völliger Verzicht auf Jugendschutz, unregulierter Zugang zu allen Drogen, unsichere Qualität und Pestizidbelastung sowie fehlende Beratung & Rechtssicherheit. Cannabiskonsumenten, die eigentlich nur gelegentlich eine geringe Menge gutes Gras kaufen wollten, wurden beim Besuch der Silkroad mit einem Angebot konfrontiert, das sämtliche klassischen Drogen beinhaltete, von Cannabis bis Heroin. Auch verschreibungspflichtige Medikamente oder andere illegale Güter wie gefälschte Ausweise waren im Angebot. In der ersten Zeit konnte man dort sogar Waffen kaufen. Während im normalen Drogenhandel die Akteure einander kennen und meistens gewisse moralische Standards einhalten, z.B. indem sie nicht an kleine Kinder verkaufen, ging es auf der Silk Road nur noch um Geld. Niemand weiß, wie viele experimentierfreudige und unwissende Jugendliche so ihre ersten LSD- oder Heroinerfahrungen hatten. Ohne Aufklärungsgespräch, Beipackzettel und Aufpasser.
Das ist alles nichts Neues, wir kennen diese Probleme schon vom “normalen” Drogenschwarzmarkt. Die Silkroad machte einfach viele Dinge sehr offen sichtbar, die auch sonst ein ständiges Problem der Prohibition sind.
Am 2. Oktober 2013 kam dann die Meldung, dass die Seite durch das FBI geschlossen wurde. Der mutmaßliche Betreiber wurde festgenommen und die Seite ist seitdem nicht mehr erreichbar. Die Behörden feierten dies als großen Erfolg, doch Internetnutzer, die das Ende von Seiten wie “the pirate bay” und ähnlichen mitverfolgt haben, wissen, dass solche Erfolge selten lange anhalten. Schon wenige Tage nach den Razzien etablierte sich eine ähnliche, um nicht zu sagen identische Seite. Das Angebot ist dasselbe, logisch, da ja die Nachfrage ebenfalls dieselbe ist. Was jedoch unterschiedlich ist: Hier bekommt man wieder Waffen angeboten, wie in den Anfangszeiten der Silkroad.
Es bleibt nun abzuwarten, wie lange sich diese Seite hält. Eins ist hingegen klar: Don Quijotes Kampf ist nicht beendet. Die USA werden weiter mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den internationalen Online-Drogenhandel kämpfen und sehr wahrscheinlich werden sie dabei weiterhin nicht sehr viel Erfolg haben. Immerhin konnte die Silkroad mehrere Jahre ungehindert, trotz größter medialer Aufmerksamkeit, agieren und große Mengen illegaler Substanzen wurden unter Nutzung der Website verkauft. “We’ve won the State’s War on Drugs because of Bitcoin” sagte der mittlerweile verhaftete Gründer und Betreiber der Seite dazu. Auch wenn diese Worte nun nach der Verhaftung etwas überheblich wirken, sind sie dennoch richtig. Jahrelang konnte er unter den Augen der Öffentlichkeit ein Multi Millionen Dollar Drogen-Imperium betreiben, und das FBI tappte im Dunkeln. In jedem Fall ist dieser “Erfolg” des FBI eigentlich eine weitere Niederlage, denn nur bei sehr wenigen Händlern oder Käufern der Silkroad konnten sie zuschlagen, und so ist die Abschreckungswirkung für Nachfolger wohl eher gering.
Es bleibt spannend, im Internet.
geschrieben von Rudi M. und Groooveman85
Kommentare
8 Antworten zu „Das Ende der Seidenstraße“
jay
Es gibt im hidden wiki noch Dutzende Seiten welche btm anbieten. Es gibt sogar Seiten auf denen man auftragskiller ordern kann. Zahlung ist dort meist mit bitcoins.
Man kommt auch nur uber das verschlüsselte tor Netzwerk, welches eure ip-Adresse anonymisiert auf diese hidden wiki seite. Wie gesagt dort wird alles geboten von normalen blogs über Drogen und Hacker, Falschgeld/pässen etc bis zu Killern.
jay
Es gibt im hidden wiki noch Dutzende Seiten welche btm anbieten. Es gibt sogar Seiten auf denen man auftragskiller ordern kann. Zahlung ist dort meist mit bitcoins.
Man kommt auch nur uber das verschlüsselte tor Netzwerk, welches eure ip-Adresse anonymisiert auf diese hidden wiki seite. Wie gesagt dort wird alles geboten von normalen blogs über Drogen und Hacker, Falschgeld/pässen etc bis zu Killern.
RE: Das Ende der Seidenstraße
[quote]Wie heißt denn die neue Seite?[/quote]
Ich verweigere die Aussage 🙂
RE: Das Ende der Seidenstraße
[quote]Wie heißt denn die neue Seite?[/quote]
Ich verweigere die Aussage 🙂
RE: Das Ende der Seidenstraße
Ich bitte dich.. sowas findet man auf anderem Wege heraus.
RE: Das Ende der Seidenstraße
Ich bitte dich.. sowas findet man auf anderem Wege heraus.
RE: Das Ende der Seidenstraße
Wie heißt denn die neue Seite?
RE: Das Ende der Seidenstraße
Wie heißt denn die neue Seite?