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DHV-Seite bald zensiert?

Im Mai hatte ich hier auf die enorm erfolgreiche Petition “Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten” hingewiesen. Über 130.000 Menschen hatten sich an dem Protest beteiligt und befürchten, dass die willkürliche und unkontrollierte Zensur durch das Bundeskriminalamt bald auch andere Bereiche als die Kinderpornografie betreffen könnte.

Die Berliner Zeitung meldete am 06. Juni: “Wiefelspütz für Ausweitug von Internetsperren”. Dort hieß es unter anderem:

Politiker der großen Koalition diskuteiren darüber, die Sperrung von Internetseiten auszuweiten. Bislang war nur von einer Blockade kinderpornografischer Inhalte die Rede. “Natürlich werden wir mittel- und längerfristig auch über andere kriminelle Vorgänge reden”, sagte der SPD-Innenpolitiker Dieter Wiefelspütz der Berliner Zeitung. (…) Er könne sich vorstellen, so Wiefelspütz, auch Seiten mit verfassungsfeindlichen oder islamistischen Inhalten zu blocken…”

Wiefelspütz ruderte zwar am nächsten Tag zurück, aber die Katze war aus dem Sack und die Diskussion um eine Ausweitung der Internetsperren in der Welt. Die Befürchtung der vielen Unterzeichner der Petition, dass mit dem Vorwand der Bekämpfung der Kinderpornografie ein generelles Instrument zur Zensur des Internets geschaffen wird, war offensichtlich begründet. Das Gesetz wurde mittlerweile verabschiedet.

Und was hat der DHV damit zu tun? Immerhin wird niemand auf der Seite extremistische oder kriminelle Vorgänge finden, es handelt sich ja lediglich um eine Informationsseite rund um Cannabis und Drogenpolitik.

Aber Zensur findet auch im Falle des DHV längst statt. Vor kurzem erreichte mich ein Hinweis, dass die Seite des DHV vom Computer einer Schule für Erwachsenenbildung nicht erreichbar sei. Damit war klar: Es gibt bereits Filter, die die DHV-Seite sperren. Dass es solche Filter gibt, die es Eltern ermöglichen, ihre Kinder von bestimmten Inhalten fern zu halten, ist ja hinlänglich bekannt. Die Rede ist vor allem immer von Seiten, auf denen sexuelle Handlungen oder Gewalt zu sehen seien. Aber auch Drogen-Informationsseiten sind offensichtlich betroffen. Eine schöne Zusammenfassung dazu findet sich in einem Foren-Beitrag beim Verein eve-rave, der ebenfalls betroffen ist.

Und siehe da, das dort genannte “Jugendschutzprogramm” listet auch den DHV als der Kategorie “Drogen” zugehörig. Es ist mit diesem Programm also nahe liegend, mit der Einstellung “Drogenseiten sperren” auch die Informationsseiten des DHV und zum Beispiel diesen Blog-Eintrag zu sperren. Wozu? Wir halten uns in keiner Weise für jugendgefährdend. Das sind vielmehr die derzeitigen Drogengesetze, gegen die wir kämpfen. Was wir z.B. über die Wirkungen, Nebenwirkungen und Risiken von Cannabis schreiben, stammt direkt aus den Broschüren der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen bzw. der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ist das jugendgefährdend? Ist es jugendgefährdend, die unbrauchbare Drogenpolitik der Bundesregierung in Frage zu stellen?

Jenseits aller großen bundespolitischen Diskussionen hat die Zensur des Internets längst begonnen, werden viele gerade junge Menschen in Deutschland durch technische Maßnahmen daran gehindert, unsere Seite zu besuchen. Ich glaube, die Informationen des DHV sollte auch Kindern und Jugendlichen zugänglich sein und habe eine entsprechende Prüfung beim “Jugendschutzprogramm beantragt.

Wie sieht es bei euch aus, ist die Seite www.hanfverband.de von eurer Schule oder vom Computer eurer Eltern aus erreichbar? Was ist mit Internet-Cafes? Wenn euch entsprechende Zensur auffällt, berichtet doch mal hier darüber…


Kommentare

5 Antworten zu „DHV-Seite bald zensiert?“

  1. Wie berechtigt die Sorge ist,
    Wie berechtigt die Sorge ist, dass die Internetsperren nicht auf Kinderpornografie beschränkt bleiben und sich möglicherweise auch auf Drogeninhalte ausweiten könnten, zeigt einmal mehr ein Artikel auf heise online (c´t) vom 13.07. mit dem Titel “Bundespräsident soll Gesetz zu Web-Sperren stoppen”:
    http://www.heise.de/newsticker/Bundespraesident-soll-Gesetz-zu-Web-Sperren-stoppen–/meldung/141920
    Darin heißt es unter anderem:

    “Anders als hierzulande soll in Australien von Anfang an auch der Zugang
    zu Webseiten mit Darstellungen sexueller Gewalt, Anleitungen zu
    Verbrechen, Gewalttaten und Drogengebrauch sowie der Aufruf zu
    Terrorismus erschwert werden.”

  2. Mein Protest beim
    Mein Protest beim Jugendschutzprogramm hat ein wenig geholfen, der DHV ist dort von der Kategorie “Drogen” auf “ab 14 Jahren” umgestuft worden und ist damit ein bisschen weniger zensiert. Für 13-jährige, die sich bei uns informieren wollen, wird es dann vielleicht bald eine spannende Schnitzeljagt, einen Computer zu finden, der das Jugendschutzprogramm nicht installiert hat…

    =====

    Guten Tag,

    wir haben die genannte Seite neu geratet. Diese Seite ist nun unter “Default 14” in unseren Filter eingetragen worden.

    Bei unserer Software geht es nicht nur um Erotik sondern auch den Schutz von Kindern im Netz vor unmoderierten Foren, Gewaltdarstellung in Spielen etc.

    Viele Seiten gelangen in den Filter, weil bestimmte Schlagworte auf diesen Seiten fallen, die von jugendgefährdender Natur sein könnten.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr Helpdesk-Team

  3. Anonymous

    Es war abzusehen,dass die
    Es war abzusehen,dass die Politiker es wünschen weitere Seiten zu zensieren. Es geht nicht um freie Meinung oder Information. Der Mensch soll nur das erfahren,was erwünscht wird.
    Die Politiker haben aus der Geschichte nichts gelernt…oder wollen es nicht. Gut das es vor 20 Jahre kein Internet gab und die Pc´s nicht soweit vortgeschritten waren. Dann hätten wir uns die Vereinigung abschminken können…
    Eben im TV-nachrichten. Die Prügelknaben in die Schweiz haben Alk gesoffen und (betont!!!) Haschisch geraucht. Und genau das bleibt in die Köpfe der Menschen Hängen.

  4. Hier ist ein tolles Video,
    Hier ist ein tolles Video, dass die neuen Kinderpornofilter erklärt: http://www.youtube.com/watch?v=GUT_o23zqdk

    Zensur wird in vielen Ländern gegenüber politischen Gegnern betrieben. Nicht nur so weit-weg Ländern wie China oder Iran. Schon um die Ecke: Das Cannazine in UK wurde zensiert. Auf den Kipo-Listen aus Finnland sind politische Seiten. NRW hat schon viel früher angefangen, Naziseiten zu zensieren….

  5. Es war abzusehen, dass das
    Es war abzusehen, dass das Argument der Kinderpornografie nur als Vorwand diente. Das allerdings so schnell ein Politiker darüber redet, hätte ich nicht gedacht.

    Es ist ähnlich wie bei Cannabis-Konsumenten. Können wir den Konsum nicht verbieten müssen wir halt den Handel und Besitz unter Strafe stellen. Können und wollen wir die Seiten nicht gänzlich abschalten, setzen wir halt einen Filter davor.

    Allerdings frage ich mich zum Beispiel, was mit den Inhalten von Newsfeeds passiert, die ja über Seiten wie Google erreichbar sind…

    Bisher gab es für jede Technik ein Gegenmittel, meist schon waren neue Verfahren von Beginn an nicht 100% sicher. Dies wird auch bei den Internetfiltern der Fall sein. Ausser dem kollektiven Verständnis für DNS- und Gateway-Server sowie deren Bedeutung bei Internetzensur wird das Gesetz nichts bringen – und kostet uns Steuerzahler mal wieder Millionen. Fehlt nur noch, dass ein Politiker jetzt noch zufällig im Vorstand der führenden Filteranbieter sitzt. War ja bei der biometrischen Waffensicherung auch so…