Die Rheinische Post widmet sich der DHV-Ortsgruppe Düsseldorf und hat sich dafür mit Jan Wenzel und Chris J. Demmer unterhalten.
Der Deutsche Hanfverband streitet für die Legalisierung von Cannabis. In Düsseldorf stehen dabei mit Jan Wenzel und Chris J. Demmer zwei Nichtraucher in erster Reihe. Wenn der eine konsumiert, dann anders und zu einem besonderen Zweck.
Jan Wenzel, der mit Demmer die Ortsgruppe gegründet hat, hat da so seine Erfahrung. Seit er für den Hanfverband öffentlich auftritt, werde er öfter mal von der Polizei kontrolliert. Was im Fall des 28-jährigen Studenten durchaus auch am eher alternativen Outfit liegen könnte, was in Kombination mit dem Stichwort Cannabis eine Menge Klischees erfüllt – die aber alle falsch sind: Wenzel ist keiner dieser Kiffer, die eingehüllt in Rauchschwaden selig lächelnd vor sich hindämmern. Er raucht nicht mal. Und wenn er denn – sagen wir: in Holland – mit dem Vaporisator ein bisschen Gras verdampft, dann nicht, um high zu werden. Im Gegenteil. Jan Wenzel ist ADHS-Patient und mit Cannabis gelingt es ihm, das im Griff zu halten – besser, als mit allen Medikamenten, die er schon genommen hat. Cannabis, irgendwann mal auf einer Party ausprobiert, helfe ihm, die Realität zu erleben und nicht, ihr zu entfliehen.
Auch zum Vorsitzenden passen Rastafari-Bilder überhaupt nicht. Wenn man Chris J. Demmer reden hört, wohlüberlegt und ganz und gar nicht missionierend, dann könnte man fast glauben, der Nichtraucher und Nichttrinker kämpfe für die Legalisierung eines Produkts, das er noch nie probiert hat, einfach um der Sache willen. Was wohl nicht ganz zutreffend ist, denn auch wenn der 27-Jährige öffentlich nicht so gern über Konsumgewohnheiten sprechen mag, will er durchaus eine "Legalisierung für den Genussbereich".
Die Prohibition sei nicht vernünftig, sagt er, und nutzt bewusst den Begriff, der im Allgemeinen für das Alkoholverbot der 1920er Jahre in den USA steht, was bekanntermaßen eher negative als positive Folgen hatte. Ähnlich sieht Demmer nämlich auch das Verbot von Cannabis. Wer es konsumieren wolle, werde auf den Schwarzmarkt gezwungen, gewissermaßen in Kontakt mit dem Internationalen Drogenhandel gebracht. Da sei man weder vor giftigen Streckmitteln noch vor anderen Gefahren sicher.
Die Freigabe diene sogar dem Jugendschutz. "Weil Jugendliche jetzt auf dem Schwarzmarkt alles kriegen. Schaffen wir den Schwarzmarkt ab, richten Fachgeschäfte ein, in denen sauberes Gras angeboten wird, dann lässt sich auch der Jugendschutz besser durchsetzen", sagt Demmer, der legales Cannabis auch frühestens an über 20-Jährige abgeben lassen würde. "Vorher hat es schädliche Wirkungen, sagt die Wissenschaft." Gesunde Produktion wünschen sich Demmer und Wenzel, mit Pflanzen, deren Herkunft in Colorado, wo sie legalisiert sind, besser dokumentiert werde, als der Fleischverkauf in Deutschland. Das stärkste Argument der Gegner sei für ihn die Sorge, dass durch die Freigabe der Konsum steige. Das sei auch in den USA passiert. "Aber nur bei Erwachsenen. Bei Jugendlichen ging er klar zurück – das ist doch gut so."
Chris J. Demmer studiert Informationswissenschaft. "In einem utopischen Deutschland würde ich gern für eine Cannabis-Firma arbeiten." Da gäbe es dann auch kein Imageproblem.