Der Westfälische Anzeiger berichtet über Anbaumöglichkeiten in NRW und sprach mit Georg Wurth vom DHV über seine Einschätzungen zu den neuen Eckpunkten des Gesundheitsministeriums.
Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband (DHV) befürwortet Cannabis-Legalisierung
„Diese zwei Schritte haben wir schon lange gefordert und immer schon gesagt, dass wir die Konsumenten so schnell wie möglich entkriminalisieren müssen“, sagt Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband (DHV) im Gespräch mit wa.de. Ihm ging es besonders darum, weitere Strafverfahren zu vermeiden, „während wir über der Details der Legalisierung sprechen“. Wurth weiter: „In dieser Hinsicht bin ich zufrieden. Ich finde es auch gut, dass der Eigenanbau und die Cannabisclubs integriert sind und es schnell umgesetzt werden soll.“
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Das mit der Zeit ist so eine Sache. „Es wird Modellprojekte zwar geben – aber auch das steht noch in den Sternen, wie und wann das kommt. Wenn aber ganze Regionen daran teilnehmen, kommt das einer Legalisierung sehr nah und damit kann man leben“, meint Wurth. Für den Lobbyisten ist klar: „Wenn das der Kompromiss ist, um vorwärtszukommen – dann ist das ein riesiger Schritt und Meckern auf hohem Niveau.“
Deutschland würde damit schließlich zum liberalsten Land Europas, nämlich Malta, aufschließen. „Formal jedenfalls. Eigenbau, Clubs und Besitz sind da vollkommen legal, reguliert und nicht nur geduldet. Das soll in Deutschland auch passieren, daher ist das ein riesiger Schritt. Die Modellprojekte sind on top – wenn sie das umgesetzt bekommen, ist das nicht verkehrt“, meint Wurth vom DHV. Doch er hat auch einen Wermutstropfen ausfindig gemacht.
Hanfverband forder vollständige Cannabis-Legalisierung und Marktregulierung
Die Bundesregierung hatte eigentlich eine noch weitreichendere Legalisierung angestrebt. Die Ampel hatte dazu im Oktober 2022 auch ein entsprechendes Papier vorgelegt – die umfassende deutsche Reform stünde offenbar aber im Widerspruch zu EU-Recht, das die Mitgliedstaaten verpflichtet, den illegalen Handel mit Drogen wie Cannabis unter Strafe zu stellen.
„Ich finde es schade“, sagt der DHV-Vorsitzende Wurth daher, „wenn sie sich um einen Gesetzentwurf für eine vollständige Marktregulierung drücken wollen“. Dann wäre in seinen Augen immerhin formal klar, woran die Sache denn gescheitert sei. „Dadurch bleibt der schwarze Peter bei Deutschland und wir Aktivisten wissen immer noch nicht ganz, wer unser Ansprechpartner auf EU-Ebene ist für weitere Diskussionen. Das halte ich für einen strategischen Fehler“, sagt Wurth. Es ist ein geringer Malus, den er verkraften wird – denn die Cannabis-Legalisierung in Deutschland nimmt nun konkrete Züge an.