Kiffer setzen auf die Krise

Auch die Taz nahm sich des aus den USA “herüber geschwappten” Themas -Steuereinnahmen durch Legalisierung- an. Der Artikel beschäftigte sich unter anderem mit den Schätzungen des DHV über die Finanziellen und wirtschaftlichen Auswirkungen einer Cannabislegalisierung.

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Presseecho – 2009


Im Jahr 2009 dominierte das Spice-Verbot die drogenpolitische Berichterstattung der Medien.


21.01.2009 – Chemie-Rausch ade´

Es freut uns besonders, dass die erste DHV-Presse-Erwähnung des Jahres 2009 aus dem Mund eines Mitglieds stammt. Der Inhaber des Headshops Udopea Kassel verwies den Reporter der Zeitung Extratip befragt nach der Zukunft von Spice an “seinen Verband”.

Chemie-Rausch ade´

Der Extratip fragte beim Kasseler Headshop Udopea nach, ob es sein kann, dass Kräutermischungen auf dem legalen Markt bleiben, die nicht den bald verbotenen chemischen Zusatzstoff beinhalten. Grundsätzlich sei das möglich.
Allerdings verwies der Inhaber auf den in Berlin ansässigen Deutschen Hanfverband und dessen Stellungnahme zum Thema.

Verbandssprecher Georg Wurth sagte auf Anfrage, er wisse nicht genau, welche Produkte auf dem Markt bleiben dürfen. Dazu wäre erstmal die Analyse aller Sorten wie Sense, Skunk, Smoke, Yucatan und vielen mehr erforderlich. “Es gibt aber Produkte, die auch künftig nicht verboten sind.” Auch der Hanfverband sehe die chemische Mixtur sehr kritisch. Es gebe über 100 synthetische Substanzen, die ebenfalls eine halluzinogene Wirkung hervorrufen können. Es sei also durchaus möglich, dass kurzerhand ein anderer Stoff beigemengt wird, der (noch) nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt. Ist dieser wiederum verboten, wäre der nächste dran.

Artikel des Extratip vom 21.01.2009 “Chemie-Rausch ade´


22.01.2009 – Kommt nach Spice jetzt Space?

Am Tag der Spiceverbots befragte die Tageszeitung “taz” Georg Wurth nach dem Sinn der Verbotspolitik. Der DHV-Chef plädierte für die Einführung von Fachgeschäften für psychoaktive Pflanzen.

Gesundheitsministerin verbietet Droge

Auch wenn das Eilverbot der zur Modedroge hochgeschriebenen Kräutermischung “Spice” so richtig wie wirkungslos ist – es ändert nichts an einer falschen Drogenpolitik.

Der Fall “Spice” zeugt nicht nur von der Perfidie der Geschäftemacher, die einer harmlosen Kräutermischung kaum erforschte psychoaktive Chemikalien beimischen und die Benutzer als Versuchskaninchen missbrauchen, sondern einmal mehr auch von der Untauglichkeit der herrschenden Prohibitionspolitik. “Durch die Verbotspolitik gegen rauscherzeugende Pflanzen, die die Bundesregierung in den letzten Jahren verfolgt hat”, so der Deutsche Hanfverband, “hat der Staat die Kontrolle über diesen Markt aufgegeben und ein Produkt wie Spice geradezu heraufbeschworen. Wenn Cannabis legal erhältlich wäre, hätte Spice sicherlich keine Chance.” Deshalb sprechen sich die Hanf-Lobbyisten dafür aus, Fachgeschäfte für rauscherzeugende Pflanzen zu schaffen: “Konsumiert wird sowieso”, so der Verbandsvorsitzende Georg Wurth, “deshalb ist es sinnvoller, wenn der Staat für diese Kräuter einen kontrollierten Rahmen schafft, der Risiken minimiert. Ein transparenter Fachhandel ist da sicher besser als ein völlig unkontrollierbarer Schwarzmarkt.” Dort wird “Spice” künftig auch weiterhin zu haben sein. Von einer solchen schadensmindernden Drogenpolitik ist die deutsche Regierung allerdings noch weit entfernt. Artikel der taz vom 22.01.2009 “Gesundheitsministerin verbietet Droge


28.01.2009 – Kiffen oder nicht?

Das Planet Radio ließ seine Hörer entscheiden, ob der Moderator einen Amsterdambesuch dazu nutzen solle, erstmals Cannabis zu konsumieren. Im Interview versuchte Georg Wurth, trotz der absurden Fragestellung seriöse Informationen über die Risiken des Kiffens an den Mann zu bringen.

Da das Verbot der Räuchermischung Spice zu diesem Zeitpunkt noch keine Woche alt war, wurde der DHV-Chef natürlich auch dazu befragt.

Moderator: Ich habe mich gefragt, geht es mir besser, wenn andere mir Entscheidungen abnehmen und ich nicht mehr die Qual der Wahl habe.

Und jetzt entscheidest Du, ob ich am kommenden Wochenende, wenn ich mit meinen Kumpels in Kifferhochburg Amsterdam fahre, ob ich da kiffe oder nicht.

Ich bin ja eigentlich Nichtraucher und ich hab auch noch nie gekifft, aber gut, dass die anderen da kiffen, da hab ich mich natürlich gefragt, soll ich das auch mal probieren? Im Moment im Voting auf planetradio.de 49,4 Prozent für “Kiffen” und “Nichtkiffen” 50,6 also noch nie war eine Abstimmung wirklich so dramatisch spannend.

Georg Wurth vom Hanfverband Berlin, ihr seid ja für eine Legalisierung, das ist ja sonst verboten. Warum wollt ihr das legalisieren das Zeug?

Georg Wurth: Wir sind für eine Cannabislegalisierung, weil das Verbot erstmal keine positiven Ergebnisse bringt. Das sollte ja eigentlich dazu da sein, um den Konsum zu verringern und damit Drogenprobleme zu verringern, aber es gibt überhaupt keine Hinweise, dass das Verbot irgendeinen Einfluss auf den Konsum hat.

Aber dafür gibt es sehr viele negative Begleiterscheinungen des Verbotes. Sei es, dass ein riesiger Markt für kriminelle Strukturen reserviert wird, sei es eine Tabuisierung, dass man nicht vernünftig über den Konsum reflektieren kann mit anderen und drüber reden kann, dazu stehen kann, irgendwie auch. Und da gibt es noch eine ganze Menge negativer Dinge, die da mit dran hängen, die wir einfach abschaffen sollten.

Moderator: Siehst Du denn auch Gefahren?

Georg Wurth: Natürlich sehe ich auch Gefahren. Cannabis ist keine völlig harmlose Droge. Es gibt keine völlig harmlose Droge! Für einen gewissen Teil der Konsumenten besteht eine gewisse Abhängigkeitsgefahr und für einen ganz kleinen Teil der Konsumenten besteht auch die Gefahr, dass eine latent vorhandene Psychose ausgelöst wird. Das ist wahrscheinlich die schlimmste mögliche Nebenwirkung von Cannabis.

Moderator: Georg Wurth vom Hanfverband ist für die Legalisierung, aber er sagt ganz deutlich, kiffen ist überhaupt nicht ohne. Entscheide Du, ob ich am Wochenende in Amsterdam kiffe oder nicht.

Ich bin ja normalerweise Nichtraucher, hab ich schon öfter gesagt und ich hab auch noch nie gekifft, aber die anderen haben durchaus schonmal und überlegen sich natürlich Amsterdam, da liegt das nahe, da ist das ja legal. Sie werden das tun, hab ich mich gefragt, soll ich das vielleicht auch so, soll ich auch mal einfach probieren, soll ich das Kiffen mal ausprobieren, wenn ich schon da bin?

Im Moment im Voting auf Planetradio.de, da kannst Du das ja entscheiden, im Moment ganz ganz knapp, 49,4 Prozent für “Kiffen”, für “Nichtkiffen” 50,6 Prozent.

Georg Wurth vom Hanfverband Berlin, der setzt sich für die Legalisierung ein und der hat mir vorhin am Phone schon erzählt, warum der Hanfverband für die Legalisierung ist. Nämlich unter anderem, weil es die Leute kriminell macht, die kiffen.

Georg, letzte Woche wurde doch die Droge Spice verboten. Was ist das denn genau?

Georg Wurth: Spice ist schon ein bisschen ein merkwürdiges Produkt. Also meiner Meinung nach ist das auch eine negative Begleiterscheinung der Verbotspolitik. Nicht nur bei Hanf, sondern auch bei anderen Kräuterdrogen, pflanzlichen Drogen, die in den letzten 10 Jahren nach und nach vom Markt verdrängt wurden, durch Gesetze. Und jetzt eben kaum noch ne legale Möglichkeit besteht, an legale Kräuterdrogen zu kommen.

Und diese Lücke hat im Prinzip Spice genutzt und das ist ein betrügerisches Produkt, was vorgibt, eine rein pflanzliche Mischung zu sein und sind eben gnadenlos irgendwelche Chemikalien aus der Pharmaforschung reingemischt worden, die in irgendnem chinesischen Labor zusammengerührt werden.

Aber ich würde eben sagen, sollen die Leute doch lieber andere pflanzliche Drogen kaufen können. Ich mein, sie tun es sowieso, aber eben auch unter legalen Bedingungen. Und ich glaub auch, dass dann so ein Produkt wie Spice gar keine Chance hätte, bei den Konsumenten.

Moderator: Am kommenden Wochenende fahr ich nach Amsterdam und ich habe die Hörer gefragt, soll ich da kiffen oder nich, soll ich’s mal probieren oder nicht? Was würdest Du mir empfehlen?

Georg Wurth: Na ich würde Dich erstmal fragen, ob Du wirklich das Bedürfnis hast, nach einem Rausch. Und wenn das so ist, bin ich jetzt nicht der Meinung, dass Cannabis zu probieren gefährlicher ist, als Alkohol ausprobieren oder andere Substanzen.

Wenn Du das mal machst, um Spaß zu haben – Bitteschön! Ich würd’ jetzt nicht dazu “raten”. Ich sag nich, Cannabis ist ne tolle Droge, das müssen alle nehmen und alle werden glücklich. Es ist auch ein gewisses Risiko dabei, aber dass Du als Erwachsener nach nem Probekonsum irgendwelche Probleme damit kriegst, ist schon sehr unwahrscheinlich.

Moderator: Das schlimme am Kiffen sind die Langfristprobleme. Entscheide Du, ob ich am Wochenende in Amsterdam kiffe oder nich… Interview des Planet Radio vom 28.01.2009 “Kiffen oder nicht?”


30.01.2009 – Der Spreeblick Drogenführer?

Das Blog Spreeblick beschäftigte sich in einer Artikelreihe mit den verbreitetsten Drogen und ihren Konsumenten. Für den 4. Teil, der sich mit Cannabis beschäftigt, befragte Malte Welding den Hanfaktivisten und DHV-Mitarbeiter Steffen Geyer nach den Chancen und Risiken einer Legalisierung.

Der Spreeblick-Drogenführer Teil IV: Cannabis

Ist Kiffen super-harmlos und gesund wie eine Kneipp-Kur oder sind die Folgen gefährlich wie die einer Kneipen-Tour durch Riad, macht es Krebs und debil und führt darüber hinaus sogar zu Reggaetum? Irgendwo zwischen Cypress-Hill-Folklore und einem Frontal-21-Beitrag muss es doch so etwas wie eine Cannabis-Realität geben. Ich habe daher einen Interviewpartner gesucht, der zwar nicht neutral ist, der aber eine seriöse Aufklärung über Cannabis zum Ziel hat. Interview mit dem Hanfaktivisten* Steffen Geyer nach dem Klick.

Spreeblick: Ich werde immer gefragt, wie man denn vom Bloggen leben kann. Aber trotzdem kann ich dir die Frage nicht ersparen – wovon lebt ein Hanfaktivist?

Steffen Geyer: Die Frage musste ich mir in den ersten Jahren nicht stellen. Da war das Legalisierertum nur ein zweitaufwendiges Hobby neben dem Studium. Seit Mai 2004 bin ich nun ein ganz normaler Angestellter in einem Dienstleistungsunternehmen. Nur dass das Deutscher Hanfverband heißt und für seine Kunden Cannabislobbyarbeit leistet. Reich werde ich davon nicht, aber immerhin kann ich das Tun, was mir Spaß macht und von dem ich glaube, dass ich gut darin bin und kann davon meine Miete bezahlen und den Kühlschrank füllen.

Spreeblick: Ich glaube ja, dass eher Tabak verboten wird als Cannabis legalisiert. Angesicht des Gesundheitsfetischs, der der globale Großtrend schlechthin ist – glaubst du noch an Cannabislegalisierung zu deinen Lebzeiten?

Steffen Geyer: Wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass kein falsches Verbot ewig hält, könnte ich mich sicher nicht für eine Legalisierung engagieren. Für mich ist sie keine Frage des Ob, sondern des Wann!
Leider hängt die Beantwortung der Frage “Wann wird Cannabis legal” in erster Linie von den Cannabiskonsumenten und ihren Angehörigen ab und die sind im Moment vorsichtig formuliert eher wenig politisch aktiv.

Spreeblick: Cannabiskonsumenten sind in der Regel nicht die besten Vertreter ihrer eigenen Sache, das ist wohl wahr. Ist deine Vorstellung, Vernunft werde sich durchsetzen nicht naiv? Es gilt in der Politik zum einen die alte Medizinerregel: “Je niedriger das, mit dem du dich beschäftigst, desto niedriger dein Ansehen.” Weshalb es viele Bücher über Herz- und Hirnchirurgie, aber nur wenige über Blähungen gibt. Und dementsprechend viele Politiker, die Experten für den Nahost-Friedensprozess, aber wenige, die Cannabis-Experten sind. Oder sich als solche hervortun wollen.

Steffen Geyer: Ist es unvernünftig auf die Vernunft zu setzen? Das ist ja schon fast eine Glaubensfrage. So sehr ich mich auch winde, aus meiner rationalen Haut komme ich nicht raus. Deshalb bin ich fest davon überzeugt, dass kein falsches Verbot ewig besteht.
Das Scheitern der Prohibitionspolitik ist ja quasi ins System eingebaut. Schon weil Repression ihre Ziele Angebots- und Nachfragereduzierung so offensichtlich verfehlt.

Warum ich mich ausgerechnet mit Drogenpolitik beschäftige – Letztlich weil ich irgendwann begriffen habe, dass uns Kiffern niemand hilft, wenn wir es nicht selbst tun. Gerade, weil es vermeintlich um so wenig geht, muss irgendjemand die Politik vor sich hertreiben.

Es gibt die alte Weisheit, dass die Legalisierungsbewegung das Land wie eine Grippewelle ungefähr alle zwölf Jahre heimsucht. Die letzte “Legalisierungswelle” ist von 1994-1998 gewesen. Es gilt also bis 2010 möglichst viel ehrliche Information unters Volk zu streuen, damit die kommende Welle nicht wie bisherige an “alter Prohibitionspropaganda” bricht.

Spreeblick: Wie stellst du dir die Legalisierung konkret vor? Verkauf im Supermarkt wie beim Alkohol oder in der Apotheke wie bei Medikamenten oder als Abgabe an Süchtige wie beim Heroin?

Steffen Geyer: Ich wünsche mir die Einrichtung von Drogenfachgeschäften, in denen geschultes Verkaufspersonal zu jedem Drogenkauf Informationen über Wirkstoff, Wirkung und Nebenwirkungen anbietet. Auch “Alltagsdrogen” wie Tabak und Alkohol haben im Supermarkt meiner Meinung nach nichts verloren.

Spreeblick: Wer würde deiner Vorstellung nach diese Läden betreiben?

Steffen Geyer: Wer verkauft denn die heute legalen Drogen. Man muss das Rad ja nicht neu erfinden. Wenn Cannabis legalisiert ist, sollte es da keine Unterschiede geben. Drogenfachgeschäfte statt Coffeeshops!

Mit nahezu allen Legalize-Kollegen und der Vereinigung der Coffeeshopbetreiber in den Niederlanden bin ich für ein striktes Werbeverbot für psychoaktive Substanzen. Alles was glücklich macht, enthemmt, anregt oder sonstwie zur Ablenkung von Alltagssorgen taugt, hat sowieso reichlich Mund-zu-Mund-Propaganda und braucht keine Hilfe der Werbeindustrie!

Schwieriger wird da schon die Frage nach der richtigen Altersgrenze. Cannabiskonsum insbesondere durch Jugendlich ist ja nicht frei von Risiken. Ich glaube deshalb, dass an einer Altersgrenze von 18 Jahren für den Erwerb und Besitz von Cannabis kaum ein politischer Weg vorbei führen wird.
Leider erreichen hohe Altersgrenzen oft nicht das gewünschte Ziel. Im Gegenteil drängen sie jugendliche Konsumenten in Grauzonen oder die Illegalität und erschweren so das rechtzeitige Erkennen problematischer Konsummuster. Oft genug, werden Hilfsangebote von jungen Kiffern schlicht nicht genutzt, weil sie Angst vor Strafe haben.

Spreeblick: Und wie schätzt du selbst die Gesundheitsrisiken von Cannabis ein – es gibt ja sehr widersprüchliche Studien. Es gibt sowohl eine Studie, die besagt, dass es Hinweise darauf gibt, dass Cannabis vor Lungenkrebs schützt, als auch eine, die davon ausgeht, dass ein Joint 20-Mal so krebserregend ist wie eine Zigarette.

Steffen Geyer: Die Studienlage zur Gefährlichkeit des Cannabiskonsums ist bei genauerem Hinsehen längst nicht so widersprüchlich, wie dies oft von den Medien kolportiert wird. Die überwiegende Mehrheit der Wissenschaftler spricht Cannabis nur ein geringes Gefahrenpotential zu.

Die wichtigsten akuten Nebenwirkungen können Kreislaufprobleme, Orientierungsschwierigkeiten sowie Halluzinationen sein. Diese Probleme klingen aber mit der Rauschwirkung also nach 2-4 Stunden wieder ab.
Kritischer können potentielle Langzeitfolgen sein. Da ist zunächst die Ausbildung einer Cannabisabhängigkeit, die laut Prof. Kleiber rund 2% der “Nur-Cannabis-Konsumenten” betrifft. Häufigste Folgeerscheinung des Kiffens ist in Deutschland jedoch die Nikotinabhängigkeit, weil hier anders als z.B. in den USA in aller Regel ein Gemisch aus Cannabis und Tabak geraucht wird.

Nicht verschweigen will ich das Risiko, dass Cannabiskonsum eine latent vorhandene Psychose auslöst. Wie hoch dieses Risiko ist, ist sehr umstritten. Als sicher gilt jedoch, dass Cannabis keine Psychose “verursacht” – aber es kann Psychose hervorbrechen lassen, die sonst womöglich erst Jahre später zu Tage getreten werden. Andererseits profitieren eine ganze Reihe von Psychosepatienten von der beruhigenden Wirkung von Cannabis und nutzen es um ihre psychotischen Schübe zu bändigen.

Spreeblick: Ich habe zwei unterschiedliche Grundmuster kennengelernt: Es gibt die, die früh (teilweise mit 14) angefangen haben und das Kiffen dann wie andere Angewohnheiten aus der Zeit der Pubertät abgelegt haben. Aber die, die wirklich mit 30 noch gekifft haben – und dann eben seit 15 Jahren dauerbekifft – die kannten sich ja gar nicht mehr nüchtern. Die hatten sich selbst tatsächlich noch nie als erwachsenen, unbekifft denkenden Menschen erlebt. Und hatten dementsprechend nicht einmal eine Vorstellung, wie sie drogenfrei leben könnten.

Mehrere unsere Leser sagen (und das Bundesverfassungsgericht argumentiert ähnlich): Wenn schon eine gefährliche Rauschdroge legal ist, mit all den zum Teil schwerwiegenden Folgen – warum dann noch eine zweite legalisieren? Was würdest du ihnen antworten?

Steffen Geyer: Es geht bei der Legalisierung von Cannabis ja nicht darum, einen neuen Drogenmarkt zu schaffen oder eine “neue” Droge zu etablieren. Cannabis ist schon tausende Jahre Teil der menschlichen Zivilisation. Daran haben die Jahre der Prohibition nichts ändern können.

Spreeblick: Allerdings gibt es in Deutschland keine Kultur des Umgangs. Ich habe das Kiffen kennengelernt in einem Umfeld, in dem es normal war, morgens Bong zu rauchen. Das ist zwar eines meiner Hauptargumente gegen die Prohibition – weil man Kiffen als etwas erlebt, das einfach nicht so wirkt, wie das, was man im Kopf hat, wenn man in der Schule vor Drogen gewarnt wird, geht man umso leichtfertiger mit Cannabis um – aber gleichzeitig kann man auch nicht leugnen, dass eine Tradition wie sie beim Alkohol besteht, mit dutzenden von Trinkfeiertagen wie Karneval, Oktoberfest, Silvester und Mallorca-Urlaub, für Cannabis schlicht nicht existiert und auch nicht aus dem Boden gestampft werden kann.

Steffen Geyer: Wer Angst vor der Legalisierung von Cannabis hat, sollte sich vor Augen halten, dass mehr als 4 Millionen Deutsche kiffen und jeder fünfte Europäer bereits Erfahrungen mit diesem uralten Rauschmittel gemacht hat.
“Nach vorsichtigen Schätzungen haben mehr als 70 Millionen Europäer mindestens einmal (Lebenszeitprävalenz) Cannabis konsumiert, das entspricht über einem Fünftel der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren.” Jahresbericht Drogen 2008 der EMCDDA (S. 41f.)

Eine legale Hanfkultur müsste also nicht aus dem luftleeren Raum zusammengezimmert werden. Schon heute gibt es dutzende Magazine und Zeitschriften, hunderte, wenn nicht tausende Webseiten beschäftigen sich mit Cannabis und seinen Konsumenten.
Ich bin mir sicher, dass die Mehrheit der Deutschen in ihrem täglichen Leben kaum etwas von der Legalisierung merken würde. Mehr Polizei für “echte” Verbrechen und kürzere Verfahrensdauer vor Gericht sind die wesentlichen Änderungen, die Nichtkonsumenten erwarten dürfen.

Spreeblick: Bei welcher Partei erwartest du am ehesten Unterstützung? Die Jugendorganisationen der Parteien lehnen sich ja teilweise recht weit aus dem Fenster, aber auf Bundesebene passiert gar nichts. Claudia Roth ist mir noch vor Augen mit dem Satz: “Es muss ein Joint durch Deutschland gehen”. Aber passiert ist auch unter rot-grün: Nichts.

Steffen Geyer: Zu Recht haben insbesondere die Grünen in den letzten Jahren viel Kritik für ihre in Sachen Cannabis verschenkte Regierungsbeteiligung einstecken müssen. Dabei hätte Bündnis 90/ Die Grünen sicher gern mehr getan.
Doch zur Rot-Grünen Regierung gehörte auch die SPD und die hat schon vor den Koalitionsverhandlungen gesagt, dass sie über dieses Problem nicht diskutieren wird. Am Ende war den Grünen der Atomausstieg wichtiger als eine Legalisierung.

Auch im anstehenden Bundestagswahljahr 2009 wird die Debatte über die Cannabisfreigabe wohl kaum über Parteigrenzen hinweg geführt werden. Die beiden “Volksparteien” sehen keinen Handlungsbedarf. Die kleinen sind zwar laut Programm zumindest für eine Entkriminalisierung des Besitzes für den eigenen Bedarf (ja auch die Liberalen), werden eine Regierungsbeteiligung aber sicher nicht an solch einer “Kleinigkeit” scheitern lassen.

Aber wer weiß – Wenn sich nach der Wahl z.B. ein Rot-Rot-Grünes Bündnis formiert, dann werden die Karten neu gemischt. 1998 konnte die SPD ja noch über 40 Prozent der Stimmen in die Waagschale werfen!

aus “Der Spreeblick-Drogenführer Teil IV: Cannabis


05.02.2009 – Spiceverbot entfacht alte Debatte neu

Das Hamburger Abendblatt beschäftigte sich nach dem Spiceverbot mit der Frage, nach Sinn und Folgen der deutschen Drogenpolitik. Der Betreiber des Hanf-Ladens Ganja beruft sich in seiner Argumentation gegen das Spiceverbot unter anderem auf den DHV.


Der aktuelle Fall entfacht die alte Diskussion um die richtige Drogenpolitik neu. Durch die Verbote gegen rauscherzeugende Pflanzen, so der Deutsche Hanfverband, habe der Staat die Kontrolle über diesen Markt aufgegeben und ein Produkt wie Spice geradezu heraufbeschworen. Auch Markus Daum findet die deutsche Regelung bedenklich. Immerhin habe die Cannabisszene nichts mit harten Drogen zu tun, werde aber durch das Gesetz kriminalisiert.

Artikel des Hamburger Abendblattes vom 05.02.2009 “Spiceverbot entfacht alte Debatte neu


Aufstieg einer dubiosen Psycho-Droge

Das Onlinemagazin Telepolis ging der Frage nach, was den “Erfolg” der Räuchermischung Spice erklärt. Der Autor Jörg Auf dem Hövel wollte wissen, welchen Anteil das Cannabisverbot am Geschäft mit synthetischen Cannabinoiden hat und sprach deshalb unter anderem mit Steffen Geyer.

Spice: Aufstieg einer dubiosen Psycho-Droge


Im August 2008 wird dem Hanfaktivisten Steffen Geyer eine chemische Analyse zugespielt, die in Spice diverse Lösungsmittel gefunden haben will. Geyer titelt in seinem Blog: “Spice gefährlicher als Klebstoff schnüffeln?” Daraufhin meldet sich der Hersteller The Psyche Deli bei ihm und kritisiert die Laboranalyse. Man fürchtet um den guten Ruf der Firma. Geyer kontert: Es ist beschämend, dass The Psyche Deli bis heute zu allen Fragen bezüglich der Inhaltsstoffe und Wirkstoffe schweigt.

Hilflosigkeit der Drogenpolitik?

Zumindest greift die Überführung immer neuer Pflanzen (Kath, Salvia divinorum) in den Verbotskatalog (BtmG) kurz, weil sich die berauschungswilligen Bürger ihre Ausweichkandidaten suchen. Kritiker sehen die Verbote mitverantwortlich dafür, dass es zu immer neuen Auswüchsen kommt, die in den drogenpolitisch verantwortlichen Kreisen so niemand gewollt haben will. Mit der Cannabispflanze stünde die im Vergleich zu den Forschungs-Cannabinoiden weit weniger bedenkliche Alternative zur Verfügung. Drogenpolitische Aktivisten wie Steffen Geyer, der auch für den Deutschen Hanfverband arbeitet, sprechen sich daher dafür aus, Fachgeschäfte für rauscherzeugende Pflanzen zu schaffen, in denen die Kunden qualifiziert beraten, die Produkte sauber deklariert und staatlich kontrolliert werden.

Telepolis vom 22.02.2209 “Spice: Aufstieg einer dubiosen Psycho-Droge


Cannabis – Teufelsdroge oder Wundermittel

Das Kulturmagazin Port01 beschäftigte sich in seiner Märzausgabe unter anderem mit der Verwendung von Cannabis als Medizin und der schwierigen juristischen Lage der Cannabiskonsumenten. “Gut zu wissen” fragte eine Vertreterin des Suchthilfeprojekts mindzone, einen Headshopbesitzer, den leitenden Oberstaatsanwalt der Stadt Würzburg und den DHV-Mitarbeiter Steffen Geyer was dran sei, an den Klischees von der gefährlichen Rauschdroge, die mancher als Allheilmittel anpreist.

Gut zu wissen: Cannabis – Teufelsdroge oder Wundermittel

Steffen Geyer, Mitarbeiter des Deutschen Hanfverbandes und Autor des Buches “Rauschzeichen – Cannabis: Alles was man wissen muss”

Port01: Als ein sogenannter Hanfaktivist hast du eine positive Einstellung zum Thema Cannabis. Warum ist Cannabis eigentlich wirklich illegalisiert worden?

Steffen Geyer: Den ersten Schritt auf dem Weg in Richtung Hanfverbot ging man 1925 bei einer Opium-Konferenz in Genf. Hier ging es in erster Linie darum, die landeseigene Cannabisproduktion vor indischer Konkurrenz zu schützen. Als Gegenleistung für das Ja der Deutschen wurde beschlossen, keine neuen Verkaufsbeschränkungen für Kokain und Heroin zu verhängen. Das Schicksal der deutschen Unternehmen Merck und Bayer hing damals stark von diesen “Medikamenten” ab. In den 30er Jahren ging von den USA eine weltweite Anti-Cannabis-Kampagne bisher ungekannter Größe aus, die Marihuana als Kraut der Mörder und Vergewaltiger. Grund für Wahnsinn und Todesdroge darstellte. Die als Aufklärung getarnte Propagandaschlacht ist eng mit dem Namen Harry Anslinger verknüpft. Mit einer Mischung aus Lügen, Rassismus und Hysterie gelang es ihm. Angst vor der Wirkung eines Genussmittels zu wecken, das den Menschen über Jahrtausende begleitet hatte. Weil Anslinger in engem Kontakt mit der Pharma- und Chemieindustrie stand und viele seiner “Freunde” vom Verbot der Nutzpflanze und der Ächtung von Cannabis profitierten, ranken sich bis heute unzählige Verschwörungstheorien um den wahren Grund. Anslinger selbst hat in den 70er Jahren gesagt: “Sicherlich ist Marihuana eher harmlos. Aber die Sache war ein Beispiel dafür, dass ein Verbot die Autorität des Staates stärkt.”

Port01: Wie schätzt du die Gefahren beim Hanfkonsum ein?

Steffen Geyer: Heute ist die Ursache für die größten Gefahren die für Konsumenten von Cannabis bestehen seine Kriminalisierung. Der Verlust des Führerscheins, des Arbeitsplatzes oder die soziale Ächtung wiegen oft schwerer, als substanzspezifische Probleme. Natürlich ist Cannabis nicht gänzlich “harmlos”. Auf lange Sicht droht 2 bis 5% der Konsumenten eine psychische Abhängigkeit. Besondere Brisanz kann Cannabiskonsum für jenes Prozent der Bevölkerung gewinnen, das eine latent vorhandene Psychose hat. Hanf steht unter dem Verdacht, den Ausbruch schlafender Erkrankungen dieser Art unter Umständen zu beschleunigen. Die Wissenschaft ist sich jedoch einig, dass Cannabis keine Psychose verursacht, wenn man keine entsprechende Veranlagung hat.

Port01: Was genau sind die medizinischen Vorteile von Cannabis?

Steffen Geyer: Heute werden Cannabinoide vorwiegend bei folgenden Diagnosen verordnet: Krebspatienten lindern mit THC die Nebenwirkungen der Chemotherapie. In Einzelfällen wurde beobachtet, dass THC das Wachstum von Tumoren hemmt. Sie profitieren von abnehmender Übelkeit und steigendem Appetit. Bei HIV/AIDS Erkrankten wirkt Cannabis als Appetitanreger, einige berichten von einer Stabilisierung bzw. Anregung des Immunsystems. Patienten mit Grünem Star (Glaukom) kann die Senkung des Augeninnendrucks und die Zunahme des Wasserabflusses aus dem Auge Linderung verschaffen. Epileptiker können durch das entspannende THC Krampfanfälle abschwächen oder verhindern. Gleiches gilt für rückenmarkbedingte Spastik. Multiple Sklerose und ähnliche Erkrankungen der Muskulatur. Schmerzpatienten kann THC Linderung verschaffen. Auch gegen Migräne wurde es erfolgreich eingesetzt. Bei psychischen Erkrankungen wie Depression kann THC mitunter erfolgreich eingesetzt werden. Es kann die Erkrankung jedoch auch vertiefen. Cannabis ist jedoch kein Wundermittel. Manche Patienten profitieren kaum von ihm. andere schwören auf die billige, nebenwirkungsarme Medizin.

Port01: Vor kurzem wurden von der Bundesopiumstelle in Bonn sieben Ausnahmegenehmigungen an Patienten erteilt, die Cannabis nun von der Apotheke erhalten können. Denkst du, das ist ein Schritt in die richtige Richtung?

Steffen Geyer: Natürlich freue ich mich darüber, dass nun zumindest theoretisch die ersten Patienten natürliches Cannabis legal als Medikament nutzen dürfen. Ich würde mir jedoch wünschen, dass die behandelnden Ärzte selbst entscheiden dürfen, was ihren Patienten hilft. Viele Mediziner und Betroffene scheuen den jahrelangen Kampf um eine Genehmigung des BfArM. Immer wieder versterben Patienten, bevor die Behörde überhaupt eine Entscheidung trifft. Die Legalisierung von Cannabis als Medizin ist keine Frage der Drogenpolitik, sondern eine der Menschenwürde!

Port01: Was wäre deiner Meinung nach ein gutes Konzept, mit dem Thema umzugehen?

Steffen Geyer: Es ist an der Zeit, dass die Politik die wissenschaftlichen Fakten anerkennt und die Cannabispolitik an seiner vergleichsweise geringen Gefährlichkeit orientiert. Ich plädiere für die Überführung von Cannabis aus dem BtMG in das Jugendschutzgesetz. Ich wünsche mir darüber hinaus eine enge Verknüpfung von Rauschmittelabgabe und Suchthilfe.

Stadtmagazin Port01 Ausgabe März 2009 “Cannabis – Teufelsdroge oder Wundermittel


06.05.2009 – Marihuanakonsum kann die Gesundheit schädigen

Das Aus- und Fortbildungsradio M94.5 in München informierte seine Hörer über die Gesundheitsrisiken, die von Streckmitteln in Cannabis ausgehen. Neben einem Betroffenen und der Bundesregierung kam auch Georg Wurth zu Wort.

Warnung: Marihuanakonsum kann die Gesundheit schädigen

Damit sind nicht nur die klassischen aber relativ seltenen Nebenwirkungen wie Atemwegserkrankungen oder psychische Folgen gemeint. Immer häufiger treten negative Folgen im Zusammenhang mit Streckmitteln auf.

Das Strecken von Cannabis ist auf dem Schwarzmarkt eine gängige Praxis, um die Gewinnspanne zu maximieren. In Bayern ist vor einigen Wochen eine Bleivergiftung durch gestrecktes Marihuana bekannt geworden.

Markus, einer der Betroffenen, erzählt, woran er die Vergiftung bemerkt hat:
Also, wir haben was geraucht und dann bin ich ohnmächtig geworden davon. Als ich wieder aufgewacht bin, habe ich halt gemerkt, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Die Tage danach, da sind mir die Hände eingeschlafen, die Füße eingeschlafen. Mir war sehr komisch auf jeden Fall.

Markus hatte Glück im Unglück. Die Bleivergiftung war nicht so schwer, dass er lebenslange Folgen davon trägt.

Georg Wurth, der Chef vom Deutschen Hanfverband, weiß, dass Blei zwar am gefährlichsten für die Gesundheit ist, es ist aber nur ein Streckmittel unter vielen.

Viel öfter kommen andere Streckmittel vor, zum Beispiel Sand oder Zucker oder auch gewisse Plastikmischungen. Also richtig gefährliche Sachen teilweise auch, die nicht gleich eine Vergiftung verursachen, wie Blei, aber auf Dauer schon auch sehr schädlich sein können, für die Lunge.

Weil diese Beigaben eben so schädlich sind, stellt sich die Frage, was die Politik unternimmt.

Mitte 2007 haben einige Grünenabgeordnete eine kleine Anfrage an die Bundesregierung zu diesem Thema eingereicht. In der Antwort der Bundesregierung heißt es wörtlich: Ein gesonderter Hinweis auf die zusätzliche Gefährlichkeit von verunreinigtem Cannabis könnte aus Sicht der Bundesregierung als Verharmlosung des Konsums von Cannabis an sich missverstanden werden.

Georg Wurth möchte Marihuanakonsum nicht verharmlosen. Er sieht aber eine große Notwendigkeit, auf die Gefahren durch Streckmittel hinzuweisen.

Da sind eben die Cannabiskonsumenten wesentlich stärker durch gefährdet, als durch die üblichen Risiken des Cannabis. Ich will natürlich nicht behaupten, dass Cannabis völlig harmlos ist. Natürlich gibt’s auch Menschen, die damit Probleme kriegen.

Gesundheitliche oder psychische Probleme bekommen ungefähr fünf bis zehn Prozent der Konsumenten. Die Streckmittel aber gefährden ausnahmslos jeden, der Cannabis zu sich nimmt.

Um das zu verhindern muss Marihuana nicht gleich legalisiert werden. Es gibt auch noch einen anderen Weg.

Wir fordern, dass analysiert wird. Dass man sieht, auch beim BKA zum Beispiel, Proben, die da beschlagnahmt werden, dass man da nochmal kuckt, sind da Streckmittel drin, welche Streckmittel, wie gefährlich sind die und dann entsprechend warnen.

Stattdessen vertritt die Bundesregierung die Auffassung, dass eine geeignete Strategie die gesundheitlichen Risiken des Konsums von verunreinigtem Cannabis zu vermeiden, darin besteht, auf den Konsum von Cannabis überhaupt zu verzichten.

Das Problem der Streckmittel auf dem Schwarzmarkt wird damit aber nicht behoben werden.

Beitrag des Radiosenders M94.5 in München vom 06.05.2009


13.05.2009 – Wie Cannabis den Staatshaushalt rettet

Die drogenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Die Linke Monika Knoche griff im Mai eine Erklärung des kalifornischen Gouverneurs Arnold Schwarzenegger auf und forderte, die Legalisierung von Cannabis unter finanzpolitischen Gesichtspunkten zu prüfen.

Das Magazin SpiegelTV befragte daher Georg Wurth nach den zu erwartenden Einnahmen.

Kiffen gegen die Krise: Wie Cannabis den Staatshaushalt rettet

Kiffen gegen die Krise. Saufen für den Staatshaushalt. Was kann man nicht alles tun, um die Steuereinnahmen zu steigern.

Die Linkspartei ist seit langem Verfechter eines lockeren Umgangs mit weichen Drogen, jetzt erklärt die Partei, eine Legalisierung von Cannabis ist nicht nur drogenpolitisch sinnvoll, es gäbe so die Bundestagsabgeordnete Monika Knoche auch eine fiskalpolitische Diskrepanz.

Monika Knoche (MdB, Die Linke): So ist es so, dass man bei Alkohol und bei Nikotin Steuern erhebt. Das sind eine Form von Konsumsteuern. Und so eine Form von Konsumsteuern wäre natürlich bei einer Legalstellung von Cannabis auch angebracht.

Martin Heller (SpiegelTV): Das wäre dann schon ein wesentlicher Betrag für den Bundeshaushalt?

Monika Knoche (MdB, Die Linke): Davon gehe ich aus.

Zum Welttag des Hanfs hat jetzt auch der Gouverneur von Kalifornien Arnold Schwarzenegger, hier Archivbilder, eine Diskussion über die Legalisierung weicher Drogen angestoßen. Vor allem wegen der zusätzlichen Steuereinnahmen.

Doch was verdient der Staat am Drogenrausch? Georg Wurth ist Chef des Deutschen Hanfverbandes und beschäftigt sich schon länger mit Cannabis, auch mit den finanziellen Folgen einer Legalisierung. Für den Finanzminister hat er ganz nüchtern nachgerechnet.

Georg Wurth (DHV): Ich gehe etwa von 1,4 Milliarden Steuern und eingesparten Verfolgungskosten aus pro Jahr.
Das setzt sich etwa durch ‘ne halbe Milliarde Euro an Steuereinnahmen zusammen, wie sie auch bei Alkohol und Tabak entstehen. Und aus etwas mehr als einer Milliarde Repressionskosten, die wegfallen würden, für Polizei Justiz und Gefängnisse. Und ein bisschen was kommt noch dazu, durch die Arbeitsplätze, die dadurch entstehen würden beziehungsweise legalisiert würden.

Womöglich rettet das grüne Konjunkturpaket auch noch die Renten- und Krankenkassen, die Bundesagentur für Arbeit, die Pflegeversicherung, Solizuschlag, Mehrwertsteuer und die Konsumstimmung.

SpiegelTV Online vom 13.05.2009 “Kiffen gegen die Krise: Wie Cannabis den Staatshaushalt rettet


20.05.2009 – Kiffer setzen auf die Krise

Auch die Taz nahm sich des aus den USA “herüber geschwappten” Themas -Steuereinnahmen durch Legalisierung- an. Der Artikel beschäftigte sich unter anderem mit den Schätzungen des DHV über die Finanziellen und wirtschaftlichen Auswirkungen einer Cannabislegalisierung.

Hanfsteuer soll Haushalt stärken – Kiffer setzen auf die Krise


Der deutsche Hanfverband, eine Lobbyorganisation für die Legalisierung von Cannabis, hat Zahlen zu möglichen Steuereinnahmen vorgelegt. Er schlägt einen Verkaufspreis von sechs Euro pro Gramm vor. Davon könnte die Hälfte problemlos an die Staatskasse gehen.

Zwischen 550 Millionen und 2,8 Milliarden Euro im Jahr wären an Steuereinnahmen möglich – je nachdem, aus welchem Land die Studie kommt, die man auf die deutsche Bevölkerungszahl umrechnet. Denn die Bundesregierung hat, anders als die Schweiz, England, Niederlande und Belgien, kein Interesse an solchen Zahlen.

Georg Wurth, der Vorsitzende des deutschen Hanfverbandes: “Die Ignoranz der Bundesregierung in Bezug auf die Kosten des Hanfverbots ist erstaunlich.” Denn es sind ja nicht nur die möglichen Einnahmen, die die Staatskasse füllen würden. Die immensen Kosten der Prohibition wären auch hinfällig. Der deutsche Hanfverband schätzt diese auf 1,6 bis 3,85 Milliarden Euro jährlich.

Artikel der Taz vom 20.05.2009 “Hanfsteuer soll Haushalt stärken