Kiffen oder nicht?

Das Planet Radio ließ seine Hörer entscheiden, ob der Moderator einen Amsterdambesuch dazu nutzen solle, erstmals Cannabis zu konsumieren. Im Interview versuchte Georg Wurth, trotz der absurden Fragestellung seriöse Informationen über die Risiken des Kiffens an den Mann zu bringen.

Da das Verbot der Räuchermischung Spice zu diesem Zeitpunkt noch keine Woche alt war, wurde der DHV-Chef natürlich auch dazu befragt.

Moderator: Ich habe mich gefragt, geht es mir besser, wenn andere mir Entscheidungen abnehmen und ich nicht mehr die Qual der Wahl habe.

Und jetzt entscheidest Du, ob ich am kommenden Wochenende, wenn ich mit meinen Kumpels in Kifferhochburg Amsterdam fahre, ob ich da kiffe oder nicht.

Ich bin ja eigentlich Nichtraucher und ich hab auch noch nie gekifft, aber gut, dass die anderen da kiffen, da hab ich mich natürlich gefragt, soll ich das auch mal probieren? Im Moment im Voting auf planetradio.de 49,4 Prozent für “Kiffen” und “Nichtkiffen” 50,6 also noch nie war eine Abstimmung wirklich so dramatisch spannend.

Georg Wurth vom Hanfverband Berlin, ihr seid ja für eine Legalisierung, das ist ja sonst verboten. Warum wollt ihr das legalisieren das Zeug?

Georg Wurth: Wir sind für eine Cannabislegalisierung, weil das Verbot erstmal keine positiven Ergebnisse bringt. Das sollte ja eigentlich dazu da sein, um den Konsum zu verringern und damit Drogenprobleme zu verringern, aber es gibt überhaupt keine Hinweise, dass das Verbot irgendeinen Einfluss auf den Konsum hat.

Aber dafür gibt es sehr viele negative Begleiterscheinungen des Verbotes. Sei es, dass ein riesiger Markt für kriminelle Strukturen reserviert wird, sei es eine Tabuisierung, dass man nicht vernünftig über den Konsum reflektieren kann mit anderen und drüber reden kann, dazu stehen kann, irgendwie auch. Und da gibt es noch eine ganze Menge negativer Dinge, die da mit dran hängen, die wir einfach abschaffen sollten.

Moderator: Siehst Du denn auch Gefahren?

Georg Wurth: Natürlich sehe ich auch Gefahren. Cannabis ist keine völlig harmlose Droge. Es gibt keine völlig harmlose Droge! Für einen gewissen Teil der Konsumenten besteht eine gewisse Abhängigkeitsgefahr und für einen ganz kleinen Teil der Konsumenten besteht auch die Gefahr, dass eine latent vorhandene Psychose ausgelöst wird. Das ist wahrscheinlich die schlimmste mögliche Nebenwirkung von Cannabis.

Moderator: Georg Wurth vom Hanfverband ist für die Legalisierung, aber er sagt ganz deutlich, kiffen ist überhaupt nicht ohne. Entscheide Du, ob ich am Wochenende in Amsterdam kiffe oder nicht.

Ich bin ja normalerweise Nichtraucher, hab ich schon öfter gesagt und ich hab auch noch nie gekifft, aber die anderen haben durchaus schonmal und überlegen sich natürlich Amsterdam, da liegt das nahe, da ist das ja legal. Sie werden das tun, hab ich mich gefragt, soll ich das vielleicht auch so, soll ich auch mal einfach probieren, soll ich das Kiffen mal ausprobieren, wenn ich schon da bin?

Im Moment im Voting auf Planetradio.de, da kannst Du das ja entscheiden, im Moment ganz ganz knapp, 49,4 Prozent für “Kiffen”, für “Nichtkiffen” 50,6 Prozent.

Georg Wurth vom Hanfverband Berlin, der setzt sich für die Legalisierung ein und der hat mir vorhin am Phone schon erzählt, warum der Hanfverband für die Legalisierung ist. Nämlich unter anderem, weil es die Leute kriminell macht, die kiffen.

Georg, letzte Woche wurde doch die Droge Spice verboten. Was ist das denn genau?

Georg Wurth: Spice ist schon ein bisschen ein merkwürdiges Produkt. Also meiner Meinung nach ist das auch eine negative Begleiterscheinung der Verbotspolitik. Nicht nur bei Hanf, sondern auch bei anderen Kräuterdrogen, pflanzlichen Drogen, die in den letzten 10 Jahren nach und nach vom Markt verdrängt wurden, durch Gesetze. Und jetzt eben kaum noch ne legale Möglichkeit besteht, an legale Kräuterdrogen zu kommen.

Und diese Lücke hat im Prinzip Spice genutzt und das ist ein betrügerisches Produkt, was vorgibt, eine rein pflanzliche Mischung zu sein und sind eben gnadenlos irgendwelche Chemikalien aus der Pharmaforschung reingemischt worden, die in irgendnem chinesischen Labor zusammengerührt werden.

Aber ich würde eben sagen, sollen die Leute doch lieber andere pflanzliche Drogen kaufen können. Ich mein, sie tun es sowieso, aber eben auch unter legalen Bedingungen. Und ich glaub auch, dass dann so ein Produkt wie Spice gar keine Chance hätte, bei den Konsumenten.

Moderator: Am kommenden Wochenende fahr ich nach Amsterdam und ich habe die Hörer gefragt, soll ich da kiffen oder nich, soll ich’s mal probieren oder nicht? Was würdest Du mir empfehlen?

Georg Wurth: Na ich würde Dich erstmal fragen, ob Du wirklich das Bedürfnis hast, nach einem Rausch. Und wenn das so ist, bin ich jetzt nicht der Meinung, dass Cannabis zu probieren gefährlicher ist, als Alkohol ausprobieren oder andere Substanzen.

Wenn Du das mal machst, um Spaß zu haben – Bitteschön! Ich würd’ jetzt nicht dazu “raten”. Ich sag nich, Cannabis ist ne tolle Droge, das müssen alle nehmen und alle werden glücklich. Es ist auch ein gewisses Risiko dabei, aber dass Du als Erwachsener nach nem Probekonsum irgendwelche Probleme damit kriegst, ist schon sehr unwahrscheinlich.

Moderator: Das schlimme am Kiffen sind die Langfristprobleme. Entscheide Du, ob ich am Wochenende in Amsterdam kiffe oder nich… Interview des Planet Radio vom 28.01.2009 “Kiffen oder nicht?”