Das Schwäbische Tagblatt interviewte Sarah Schmid, die Sprecherin der Tübinger Ortsgruppe des Deutschen Hanfverbandes, zu Problemen im Zusammenhang mit der geplanten Legalisierung.
Warum ist es Ihnen eigentlich so wichtig, Cannabis zu legalisieren?
Cannabis ist sehr viel weniger gesundheitsschädlich als Alkohol oder Tabak. Trotzdem ist es in Deutschland noch immer verboten. Der Besitz, Verkauf und der Anbau wird bestraft. Ich kenne mehrere junge Menschen, deren Lebenspläne durch Sanktionsmaßnahmen infolge eines Cannabis-Vergehens durchkreuzt wurden. Sie durften keinen Erziehungsberuf mehr ausüben, obwohl sie nur im Urlaub – weit weg von Kindern – konsumierten. Viele verlieren den Führerschein, ohne je berauscht Auto gefahren zu sein. Mit Alkohol wäre ihnen das nicht passiert. Das ist einfach sehr ungerecht. Die Repression kostet viel Geld, bindet Personal und vor allem: Sie funktioniert nicht. Das hat man inzwischen deutlich gesehen. Aktuell führt die Repression etwa dazu, dass besonders gefährliche Drogen mit unbekannten und sehr schädlichen Beimischungen auf dem Markt sind.Viele Mediziner sagen, dass es vor allem für Jugendliche gefährlich ist, Cannabis zu konsumieren.
Wir vom Hanfverband sind entschieden dagegen, dass Jugendliche kiffen. Aber es gibt auch Erwachsene, für die Cannabis nicht die richtige Droge ist. Wir plädieren deshalb für den kontrollierten Verkauf der Droge in speziellen Fachgeschäften. Dort muss es ein qualifiziertes Beratungsangebot geben mit Informationen über die Inhaltsstoffe der jeweiligen Produkte. Wir denken, dass Jugendliche ihren Drogenkonsum dann reduzieren, wenn man sie kompetent und glaubwürdig berät und nicht mit Repressalien verfolgt, die als willkürlich wahrgenommenen werden. Und wir setzen auf den mündigen, gut informierten Verbraucher, der selbst entscheidet, welche Droge er nehmen will. Die FDP kann sich auch Apotheken als Ausgabeorte vorstellen. Das mag in einer Übergangszeit sinnvoll sein. Auf Dauer aber halten wir es für keine gute Idee, Genussmittel in Apotheken anzubieten. Es sollte eher wie im Weinhandel laufen. Allerdings sollten die Verkäufer auch die Gefahren der Droge thematisieren – anders als dies derzeit bei der deutlich gefährlicheren Droge Alkohol passiert.Wie kann man verhindern, dass die Mafia, wie in den Niederlanden, die Vertriebswege kontrolliert?
In den Niederlanden wurde die Legalisierung nicht sinnvoll um-gesetzt, die Produktion und der Großhandel blieben illegal, sodass die Mafia die Kontrolle der Lieferwege übernehmen konnte.
Daraus muss man lernen und dafür sorgen, dass auch die Produktion und der Transport kontrolliert werden. Hilfreich ist sicher auch, den Anbau von Drogen für den Eigengebrauch zu gestatten. Pro Person könnten beispielsweise bis zu drei Cannabis-Pflanzen straffrei bleiben. Vorstellen können wir uns auch, dass sich örtliche Produzenten in sogenannten Cannabis Social Clubs zusammenschließen, die sich dann Anbauflächen aufteilen können.Wird das reichen, um den Bedarf zu befriedigen?
Erstmal sicher nicht. Man wird Cannabis nach Deutschland importieren müssen, und weil viele Transportwege durch Länder gehen, in denen Cannabis komplett verboten ist, besteht die Gefahr, dass mafiöse Strukturen weiter bedient werden.Immerhin bringen sich auch einige große Unternehmen in Stellung. Sie könnten die teuren Sicherheits- und Qualitätsauflagen für den Großanbau erfüllen.
Es ist klar, dass dies ein lukrativer Markt werden wird. Und ich kann mir gut vorstellen, dass der Großhandel am Ende von einigen wenigen Playern kontrolliert wird. Umso wichtiger ist es, dass man zumindest für den Eigenverbrauch Cannabis anbauen darf.Wie kann man sich eigentlich die Treffen des Hanfverbandes vorstellen? Sitzen da fröhliche Kiffer zusammen?
Nein. Wir achten sehr auf Seriosität, weil wir aufklären wollen. Das machen wir unter anderem mit Demos oder bei Auftrittenmauf Podien. Bei uns sind übrigensmauch Leute, die selbst gar nicht kiffen, aber von Freunden mitbekommen haben, welch üble Folgen die aktuelle Politik hat.