Grauzone Designerdrogen: Legaler Kick aus dem Chemiebaukasten?

in Bericht über sogenannte “legal Highs” mit Stellungnahmen von DHV-Chef Georg Wurth.

Für den Konsumenten sind Räuchermischungen und Badesalze vor allem aus einem Grund interessant: Straffreiheit. Zwar verstößt der Händler beim Verkauf der Substanzen gegen das AMG, nicht aber der Käufer. Für ihn wird der Umgang mit Designerdrogen erst in dem Moment rechtlich riskant, wenn diese ins BtmG aufgenommen werden. Georg Wurth, Vorsitzender des Deutschen Hanf Verbandes (DHV) unterstreicht noch einen weiteren Aspekt, der für Konsumenten eine große Rolle spielt: „Diese Substanzen sind nicht ohne weiteres nachweisbar. Das ist wichtig für Menschen, die Drogentests machen müssen – beispielsweise als Bewährungsauflage.” Aber auch Menschen, die bisher nicht straffällig geworden sind, würden zunehmend mit derartigen Tests konfrontiert, so Wurth: „Betriebe testen ihre zukünftigen Azubis immer häufiger auf Drogen. Und auch im Straßenverkehr kommen solche Tests immer öfter vor.” Von letzterem sind seiner Meinung nach insbesondere Konsumenten von Marihuana betroffen: „Als Cannabiskonsument kann man seinen Führerschein sogar dann verlieren, wenn man völlig nüchtern fährt und nur noch unwirksame Restmengen THC im Blut hat. Also raucht man lieber bisher nicht nachweisbare Substanzen.”

Die fehlenden Nachweisbarkeit der Designerdrogen ist aus Sicht der Konsumenten ein großer Vorteil. Allerdings geht mit den weitgehend unerforschten Substanzen auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko einher: (…)

Georg Wurth vom DHV warnt noch deutlicher: „Die enthaltenen Chemikalien werden nicht deklariert, der Konsument wird zum Versuchskaninchen. Ich würde niemandem raten, das Zeug zu probieren.”

Doch trotz der potenziellen Risiken: Die Konsumentenzahlen der neuartigen Designerdrogen steigen parallel zum Rückgang bei anderen Drogen, wie der Drogenbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2011 feststellt. Diese Zunahme sehen Kritiker wie Georg Wurth in direktem Zusammenhang zur deutschen Drogenpolitik: „Bei Cannabis fördern Verbot und massive Verfolgung von Konsumenten in einigen Regionen klar die Verbreitung dieser neuen Drogen. Die Politik hat noch nicht begriffen, dass es nicht möglich sein wird, dem Thema mit weiteren Verboten und Repression Herr zu werden.” Seiner Meinung nach sollte der Staat im Umgang mit Drogen auf einen anderen Weg setzen: „Konsumenten informieren, Stoffe und Märkte regulieren und dadurch kontrollieren, Transparenz und Klarheit über die angebotenen Produkte schaffen und Drogenmündigkeit fördern.” Eine kontrollierte Legalisierung von Cannabis wäre für Wurth das wichtigste Instrument, um den Boom synthetischer Ersatzdrogen zu stoppen.

Einen veränderten Blick auf das Thema Drogen fordern – neben Lobbygruppen wie dem DHV -auch mehrere politische Parteien in Deutschland. (…)