Interview mit Georg Wurth über die Legalisierung von Cannabis als Medizin
Sollte aus Hanf gewonnene Medizin in Deutschland legalisiert werden? FRiSCH fragt nach
Herr Wurth, in den USA wurde zusammen mit der Wahl des Präsidenten in einigen Bundesstaaten auch über die Legalisierung von Cannabis abgestimmt. Was sagen Sie zu den Ergebnissen?
Die Ergebnisse machen uns glücklich. In Washington und Colorado wurde positiv, also für die Legalisierung gestimmt. In Kalifornien wurde Cannabis schon vor einigen Jahren als Medizin anerkannt. Die Entscheidungen in den USA sind für den Hanf Verband sehr wichtig, da das Land maßgeblich an einem weltweiten Verbot von Cannabis beteiligt war und jetzt wieder den Anfang macht, die Rechtslage zu lockern. Diese Abstimmungen sind also eine internationale Frage.
Apropos Legalisierung – warum fordert der Verband sie?
Zum einen ist Alkohol das gefährlichere Genussmittel, erzeugt mehr Abhängigkeit und gesundheitliche Schäden. Alkohol ist legal – warum dann nicht Hanf? Das Verbot erreicht sein einziges Ziel nicht: den Konsum zu verringern. In den Niederlanden, wo jeder Erwachsene legal im Coffeeshop einkaufen und rauchen darf, wird nicht mehr konsumiert als bei uns. Das Verbot hat jede Menge negative Begleiterscheinungen. Ein Milliardenmarkt wird kriminellen Strukturen überlassen, auf dem Schwarzmarkt werden schädliche Streckmittel zugesetzt und der Staat lässt es sich Milliarden kosten, jedes Jahr über 100 000 Strafverfahren wegen Hanf einzuleiten. Das ist eine traumatisierende Erfahrung und die Leute kriegen Strafen für etwas, bei dem sie gar kein Unrechtsbewusstsein haben. Das Geld sollte lieber in Präventionsmaßnahmen investiert werden. Es hilft den Leuten nämlich nicht, wenn sie als kriminell abgestempelt werden.
Wer konsumiert Cannabis ihrer Erfahrung nach?
Viele denken, dass hauptsächlich Jugendliche Cannabis konsumieren. Aber tatsächlich sind es vor allem Erwachsene, die konsumieren. Hanffreunde sind in allen gesellschaftlichen Schichten zu finden. Rund 14 Millionen Menschen in Deutschland haben es bereits probiert.
Wie macht der Verband seine Forderungen publik?
Hauptsächlich durch das Internet. Auf Facebook zum Beispiel haben wir inzwischen 21 000 Fans. Anfang 2010 waren es 500. Außerdem sind wir bei Merkels Zukunftsdialog, bei dem die Bundeskanzlerin mit der Netzgemeinde Ideen über die Zukunft austauschte, bekannt geworden, wir belegten den zweiten Platz. Cannabis ist also ein Thema, das die Gesellschaft nach wie vor sehr interessiert.
Interview: Manisha Thakur, 17 Jahre
Zur Person
Georg Wurth ist Geschäftsführer des Deutschen Hanf Verbandes (DHV) und engagiert sich in vielen drogenpolitischen Initiativen.