Das RND sprach mit Georg Wurth und Martin Hofmann vom DHV aber rechtliche und gärtnerische Aspekte des privaten Cannabisanbaus.
Wer Cannabis im eigenen Garten anbauen möchte, darf das – muss aber einige Vorgaben beachten. Zwei Experten vom Deutschen Hanfverband geben Tipps für den Anbau.
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Erwachsene dürfen laut Cannabisgesetz an ihrem Wohnsitz bis zu drei Cannabispflanzen für den Eigenkonsum anbauen. Zum Wohnsitz gehören auch der eigene Garten oder der Balkon. „Grundsätzlich ist der Anbau im eigenen Garten erlaubt“, bestätigt Georg Wurth, Pressesprecher des Deutschen Hanfverbandes. Im Schrebergarten hingegen ist der Anbau laut Bundesgesundheitsministerium in der Regel nicht erlaubt. Ausnahmen gelten nur dann, wenn Eigentümer dort ein Wohnrecht haben.
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Ein Einverständnis der Nachbarn ist für den Anbau von Cannabis im eigenen Garten nicht erforderlich. Allerdings haben diese das Recht, sich gegen eine zu starke Geruchsbelästigung zu wehren. „Das Gleiche gilt, wenn jemand zum Beispiel unterbrochen auf seinem Balkon raucht oder jeden Tag grillt. Hier muss die Balance gefunden werden“, sagt Wurth. Am besten sollten die Pflanzen nicht zu nah am Nachbargrundstück stehen.
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Gemäß dem Cannabisgesetz müssen Pflanzen im Eigenanbau vor dem Zugriff durch Dritte, insbesondere Minderjährige, geschützt werden. „Aus unserer Sicht sollte dafür eine normale Garteneinzäunung genügen“, sagt Wurth. Zumindest gelte das, wenn keine Kinder im eigenen Haushalt leben. Allerdings gebe es auch hier Auslegungsspielraum und strittige Situationen – etwa, ob die Pflanzen geschützt sein müssen, wenn Gäste zu Besuch sind.
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Welcher Standort ist geeignet?
Grundsätzlich ist der Freilandanbau von Cannabis während der wärmeren Jahreshälfte in ganz Deutschland möglich – aber nicht an jedem Standort. „Je mehr Sonnenstrahlung, desto besser“, sagt Martin Hofmann vom Deutschen Hanfverband. „Vier bis sechs Sonnenstunden pro Tag sollten es schon sein.“
Cannabispflanzen gedeien laut Hofmann überall dort, wo auch Tomaten wachsen würden, die ebenfalls viel Sonne brauchen. Der Boden sollte nährstoffreich sein – was zum Beispiel in einem Gemüsebeet der Fall ist. Ansonsten kann spezielle, vorgedüngte Erde ausgebracht werden oder der Boden mit speziellem Dünger gedüngt werden.
Was ist die richtige Sorte?
Aus regulären Hanfsamen entstehen Pflanzen, die während des Sommers wachsen und zu blühen beginnen, wenn die Tage wieder kürzer werden. Der Herbst ist in Deutschland aber meist feucht, wodurch die Blüten schimmeln können. „Wer in Deutschland Hanf im Freien anbauen möchte, dem empfehle ich daher, sogenanntes automatisches Saatgut zu verwenden“, sagt Hofmann. Dieses wurde genetisch verändert und führt zu Pflanzen, die früher und kürzer blühen, ganz unabhängig von der Tageslänge.
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Hanfsamen dürfen legal aus dem europäischen Ausland bezogen werden, am einfachsten geht das übers Internet. „Da sie relativ teuer sind, sollte man sie nicht einfach auf den Boden streuen, sondern die Pflanzen drinnen einzeln auf der Fensterbank vorziehen“, empfiehlt Hofmann.
Zunächst sollte man die Cannabissamen zum Keimen bringen. Dazu legt man sie zwischen zwei feuchte Papiertücher oder Wattepads. Die Tücher sollten dann abgedeckt oder in einen Behälter gegeben und stets feucht gehalten werden. Wenn sich eine mehrere Millimeter lange Wurzel entwickelt hat, können die Samen vorsichtig in einen Anzuchttopf gepflanzt werden.
„Sobald die Pflanzen etwa 20 Zentimeter groß sind, kann man sie ins Freie aussetzen“, sagt Hofmann. Der beste Zeitpunkt sei nach den Eisheiligen. Achtung: Junge Cannabispflanzen sind bei Vögeln, aber auch bei Katzen oder Kaninchen beliebt. Hofmanns Tipp lautet deshalb, die Pflanzen durch einen kleinen Käfig aus Hasendraht zu schützen.
Was ist beim Gießen zu beachten?
Cannabispflanzen sollten nicht zu viel und nicht zu wenig gegossen werden. „Der Boden sollte feucht, aber nicht nass sein“, sagt Hofmann. Staunässe, die bei Topfpflanzen auftreten kann, sei unbedingt zu vermeiden. Wenn es zum Ende des Sommers hin viel regnet, sei ein Regenschutz eine gute Idee. So wird verhindert, dass sich an den Blüten der Pflanze Schimmel bildet.
Wie erntet man das Cannabis?
Die beste Methode für die Ernte ist laut Hofmann, die ganze Pflanze zum Trocknen aufzuhängen und später die Blütenstände abzuschneiden. Geeignet ist zum Beispiel ein belüftbarer Schuppen, die Ernte muss vor Licht und Feuchtigkeit geschützt werden. Die getrockneten Blüten dürfen am Ende nicht mehr als 50 Gramm Trockengewicht haben.