Bürokratie-Frust bei Berliner Cannabis-Clubs: Kiffer bekommen legales Gras woanders viel schneller – in 60 Minuten

Der Tagesspiegel berichtet über die Schwierigkeiten der Berliner Anbauvereinigungen mit den Behörden sowie die Konkurrenz durch Telemedizinanbieter von Medizinischen Cannabis und sprach ausführlich mit DHV-Geschäftsführer Georg Wurth.

„Der Handel mit medizinischem Cannabis auf E-Rezept boomt: „Wir haben im vergangenen Jahr über Rezepte 40 Tonnen Cannabis zusätzlich importiert“, sagt der Lobbyist Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband (DHV). Und dieser Anstieg ginge in Deutschland munter weiter. Kanada dominiere diesen Markt, wo dank liberaler Gesetzgebung große Überkapazitäten vorhanden seien.
„Innerhalb von Großstädten lässt sich Cannabis auf E-Rezept meist innerhalb von einer Stunde bestellen“, sagt Wurth. Das trifft auch auf Berlin zu. Eine Reihe von Anbietern hat den Prozess stark vereinfacht: „In fünf Minuten kostenlos zum Rezept“, heißt es auf einer Seite – und: „jetzt auch ohne Beschwerde für Anti-Aging.“

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„Noch eine Frage stellt sich: Stimmt es, dass diese Entwicklungen keinen Einfluss haben auf Dealerszenen in kriminellen Brennpunkten wie dem Görlitzer Park, die in den vergangenen Jahren einen großen Teil ihres Umsatzes mit Cannabis machten? „Oft wird gesagt, der Schwarzmarkt würde boomen, weil die Clubs nicht gut vorankommen“, sagt Georg Wurth. Der Geschäftsführer des Hanfverbandes bezweifelt das.
„Der Eigenanbau boomt, das zeigt der Handel von Indoor-Zubehör und Samen.“ Hier sei ein Wachstum zu beobachten, das „ähnliche Größenordnung haben könnte wie die Rezepte“. Georg Wurth kann diese Entwicklung nicht durch Zahlen belegen. Doch er vermutet, dass die Teillegalisierung nach einem Jahr doch gewisse Wirkung zeigt, einem Teil der Dealer ihr Geschäft vermiest.
„Es fehlen die Fachgeschäfte“, sagt der Hanfaktivist. Mit legalen Verkaufsläden käme mehr Bewegung in die angestrebte Austrocknung des Schwarzmarkts. Cannabis-Clubs sieht Wurth in der Entwicklung als eine von mehreren tragenden Säulen. „Beim Aufbau eines Clubs steckt eine andere Motivation dahinter, als nur für sich selbst Gras zu besorgen.“
Es habe in den vergangenen Monaten bundesweit einen stetigen Aufwärtstrend in den Anbaugenehmigungen gegeben, sagt Wurth. Einige Clubs dächten bereits darüber nach, wegen der Obergrenze von 500 Mitgliedern Ableger zu gründen. Allerdings nicht überall: „In Bayern funktioniert es praktisch gar nicht, in Berlin ist es sehr schwierig und in Niedersachsen geht es richtig vorwärts.“