Die Rhein-Neckar-Zeitung über den diesjährigen GMM in Heidelberg.
Die Aktion war Teil des “Global Marihuana March”, zu dem allein in Deutschland unter dem Motto “Keine Pflanze ist illegal!” in 28 Städten für eine kontrollierte Verkaufserlaubnis von Marihuana protestiert wurde. Die Gruppe hauptsächlicher junger Menschen zog von der Schwanenteichanlage bis zum Uniplatz.
Veranstalter war der Deutsche Hanfverband (DHV), der sich für die Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel einsetzt. Als Mitglied der Organisation war Christoph Lehner einer der Moderatoren des Events. “Gerade für das Wohl junger Menschen ist eine Legalisierung von Marihuana wichtig!”, erklärte er. Das klingt erst einmal unsinnig, sind die Gefahren von übermäßigem Cannabiskonsum doch schon lange bekannt und wissenschaftlich bewiesen.
“Das eigentliche Problem ist aber, dass ohne Legalisierung immer noch der Konsum besteht. Nur eben nicht kontrolliert”, so Lehner: Verbote hielten gerade die jüngere Generation nicht auf. “Stattdessen laufen sie Gefahr, dass ihnen Streckmittel untergejubelt werden oder sie den Führerschein verlieren, sollten sie von der Polizei mit zu hohen THC-Werten angehalten werden”, findet Lehner. Das Problem bei den Polizeikontrollen seien die viel zu niedrigen Grenzwerte des rauschauslösenden Stoffes THC. Der Abbau dessen im Blut, sei nämlich sehr langsam, selbst nach einer Woche könnten sich noch Restspuren nachweisen lassen.
So geschehe es, dass manche Konsumenten den Führerschein verlören – “obwohl sie zum Zeitpunkt der Kontrolle gar nicht mehr high sind”, sagt Lehner. Und: “Unter Einfluss zu fahren, ist völlig zu Recht verboten. Aber wenn man nicht fahren darf, weil man die Woche zuvor mal einen Joint geraucht hat, ist das einfach nur noch lächerlich.”
Seit Jahren kämpft der DHV für eine neue Gesetzesregelung zum Umgang mit Marihuana. Es geht darum, Marihuana als Schmerzmittel bezahlbarer zu machen und es als Konsumgut überhaupt zu erlauben. Denn so, wie das Gesetz gerade aussehe, sei es für alle Beteiligten negativ. Das meint auch Roland Hoffman, ein weiterer Organisator: “Sowohl die Konsumenten als auch die Polizei haben nur Probleme damit. Es wird jährlich mehr als eine Milliarde Euro für Strafverfolgungen und Verfahren gegen Marihuana-Konsumenten ausgegeben.”
Das Thema ist auch schon im Bundestag angekommen: Die Grünen setzen sich schon länger für eine neue Ordnung der Legalisierung ein, die Linke schlägt Modellprojekte vor, um den Effekt neuer Regeln auszuprobieren. Und dennoch: Man dürfe auch die Gefahren nicht unterschätzen, die Cannabis-Konsum mit sich bringe, meint Lehner. So wird geschätzt, dass von allen, die zum ersten Mal Gras rauchen, etwa zehn Prozent später davon abhängig werden. “Aber im Vergleich sind beispielsweise Tabak und Alkohol mehr als doppelt so süchtig machend”, sagt Lehner.