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US-Studie: Cannabis hat kaum Einfluss auf die Unfallwahrscheinlichkeit

Wie NORML.org auf seiner Internetseite berichtet, kam eine der größten durchgeführten Studien  zur Gefährlichkeit von Drogen im Straßenverkehr zu dem Ergebnis, dass das Unfallrisiko von Cannabis-positiven Fahrzeugführern um 25 % erhöht ist und somit auf  einen OR-Wert von 1,25 steigt. Nüchterne haben im Vergleich hierzu einen OR-Wert von 1.0.

Bisher wurde das Unfallrisiko für Cannabis-positive Fahrer mit einer Erhöhung der Unfallwahrscheinlichkeit um fast 100 %, und damit mit einem OR -Wert von 2,0 bewertet.
Damit liegt das Unfallrisiko für Cannabis nach dieser Studie noch deutlich unter dem bisher angenommenen.
Das Unfallrisiko wurde nach dieser Studie als noch geringer bewertet, nachdem  die demografischen Faktoren, die für sich alleine genommen schon zu einer Erhöhung der Unfallwahrscheinlichkeit führen (Alter/Geschlecht), berücksichtigt wurden. Nach Abzug dieser Variablen sank der OR- Wert auf 1,05. Wurde zudem ein weiterer „Risikofaktor“ (Alkohol ab 0,2 ‰ BAK) berücksichtigt, konnte keine Risikoerhöhung mehr mit einem THC-Nachweis im Blut in Verbindung gebracht werden, wie die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) in einer Zusammenfassung schreibt:

…when demographic factors (age and gender) and alcohol use were controlled, the study did not find an increase in populationbased crash risk associated with THC use.

Die Wissenschaftler kommen in dieser Studie auch zu dem Ergebnis, dass das Unfallrisiko bei Alkohol-positiven Fahrzeugführern auch unter Berücksichtigung der Variablen (Alter/Geschlecht) schon ab 0,3 Promille BAK um 20 % auf einen OR- Wert von 1,2 steigt. Bei 0,5 Promille liegt das Unfallrisiko bereinigt bei einem OR- Wert von 2,07. Bei 0,8 Promille hat sich das Unfallrisiko dann mit einem OR-Wert von 3,96 fast vervierfacht.

Diese Ergebnisse bedeuten allerdings nicht, dass es ungefährlich ist, bekifft am Straßenverkehr teilzunehmen, da bei hohen THC- Dosen die Leistungsfähigkeit einige Stunden massiv beeinträchtigt ist, und damit auch das Unfallrisiko steigt. Leider konnte die Studie hierzu keinerlei Aussage treffen, denn bei Cannabis wurde, anders als bei Alkohol, die genaue THC-Konzentration im Blut gar nicht bestimmt. So fielen Teilnehmende mit 1 oder mit 50 ng THC/ml Blut in die gleiche Kategorie der „Cannabis-positiven Fahrer“. 

Interessant dabei ist, dass die Leistungsfähigkeit durch den Konsum von Cannabis vor allem bei unregelmäßigen Konsumenten deutlich absinkt und dies auch einige Stunden anhält, es aber gleichzeitig kaum zu mehr Unfällen kommt. Die wenigsten Konsumenten nehmen offensichtlich in diesem Zustand aktiv am Straßenverkehr teil. Ein wesentlicher Faktor dabei scheint die Wirkweise zu sein, nämlich hauptsächlich sedierend/beruhigend. Dieser Zustand führt ganz offensichtlich zu einer hohen Trennungsbereitschaft zwischen Konsum und Verkehrsteilnahme, da sich die Konsumenten ihrer Leistungsdefizite bewusst sind. Dieser Umstand wird in der ARD-Sendung “Quarks & Caspers: Kiffen – 7 Dinge, die Sie wissen sollten!” anschaulich dargestellt. Eine Testfahrerin sagt bei Probefahrten auf einem Testgelände in den Niederlanden nach drei starken Joints, dass sie normalerweise in diesem Zustand auf dem Sofa sitzt und nicht Auto fährt, obwohl sie in den Tests besser abschneidet als ihre Zwillingsschwester nach drei Starkbier. Eine Bonner Gerichtsmedizinerin bestätigt, dass ihr THC-Wert von 111 ng THC/ml Blut “ungefähr einmal in 10 Jahren” vorkommt.

Auch die aktuelle US-Studie weist explizit darauf hin, dass viele Cannabiskonsumenten trotz positivem THC-Befund nicht unbedingt berauscht waren, sondern es sich um zurückliegenden Konsum handelte.

(Text: Theo Pütz, Michael Knodt, Georg Wurth)


Kommentare

6 Antworten zu „US-Studie: Cannabis hat kaum Einfluss auf die Unfallwahrscheinlichkeit“

  1. Nico

    Ich finde, daß man die
    Ich finde, daß man die fahrtauglichkeit bei thc besser einschätzen kann, als bei alkohol.
    Wobei ich einmal nach einem jungesellenabschied selbst nach 12 stunden lieber das taxi stehen gelassen habe, weil ich mir nicht vorstellen konnte, daß der kater auf nüchternheit deutet.

    Aber lieber auf nummer sicher gehen.

  2. Nico

    Ich finde, daß man die
    Ich finde, daß man die fahrtauglichkeit bei thc besser einschätzen kann, als bei alkohol.
    Wobei ich einmal nach einem jungesellenabschied selbst nach 12 stunden lieber das taxi stehen gelassen habe, weil ich mir nicht vorstellen konnte, daß der kater auf nüchternheit deutet.

    Aber lieber auf nummer sicher gehen.

  3. dieter

    Der Link für pdf der
    Der Link für pdf der Zusammenfassung funktioniert leider nicht. Bei google ist die Datei zu finden, man suche nach: CrashRiskStudy-Exec-Sum_020615.pdf

  4. dieter

    Der Link für pdf der
    Der Link für pdf der Zusammenfassung funktioniert leider nicht. Bei google ist die Datei zu finden, man suche nach: CrashRiskStudy-Exec-Sum_020615.pdf

  5. Rage Davis

    Also zwei , drei Sachen dazu:
    Also zwei , drei Sachen dazu:
    1. Wieso wundert mich das nicht…nach 20 Jahren Autofahren mit Restwerten (ja, Asche über mein Haupt, in jungen Jahren auch mehr als das) und Anzahl der Verkehrsauffälligkeiten 0 (bei ca 500000km Gesamtstrecke).
    2. Wird Zeit, dass das auch in der Gesetzgebung umgesetzt wird – spätestens nach dieser Studie kann man ja wohl mit Fug und Recht sagen, dass “Gefahrenabwehr” und “Schutz der Allgemeinheit” keine Begründung für einen Führerscheinentzug nach Cannabis-Konsum (mehr) sein können.

  6. Rage Davis

    Also zwei , drei Sachen dazu:
    Also zwei , drei Sachen dazu:
    1. Wieso wundert mich das nicht…nach 20 Jahren Autofahren mit Restwerten (ja, Asche über mein Haupt, in jungen Jahren auch mehr als das) und Anzahl der Verkehrsauffälligkeiten 0 (bei ca 500000km Gesamtstrecke).
    2. Wird Zeit, dass das auch in der Gesetzgebung umgesetzt wird – spätestens nach dieser Studie kann man ja wohl mit Fug und Recht sagen, dass “Gefahrenabwehr” und “Schutz der Allgemeinheit” keine Begründung für einen Führerscheinentzug nach Cannabis-Konsum (mehr) sein können.

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