Rausch frei!

Das Berliner Stadtmagazin Zitty widmet sich der Legalisierung von Cannabis und beschreibt in diesem Kontext auch die Atmosphäre auf der "Cannabis Normal!".

Diese Konferenz ist ein etwas absurder Kiffertreff. Die meisten Sprecher und Gäste tragen Jackett, nur zwei aus rund 150 Besuchern Dreadlocks. Viele haben einen Doktortitel. Sie fordern keine Legalisierung, sondern eine Regulierung. Und das Härteste: Die Einführungsveranstaltung beginnt und endet jeweils zwei Minuten nach dem gesetzten Termin.

Das sind auf jeden Fall nicht die exzentrischen und bunten Cannabisaktivisten, die man von der Hanfparade kennt. „Vergesst, was ihr gedacht habt, wie die Legalisierungsbewegung aussieht!“, ruft Eröffnungsredner Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband.

Die Gras-Aktivisten mischen jetzt im Jackett und auf Augenhöhe mit. Politiker von SPD, Grüne, Linke und FDP sind darunter und auch Polizisten, Ärzte, Apotheker, Suchthelfer und ein Pfarrer treten auf dem Legalisierungskongress auf. Der Pfarrer sagt: „Wir brauchen Drogenfreiheit. Im Sinne von: Religionsfreiheit.“

Die Legalisierer von heute wollen nicht freies Gras für jedermann, sondern Fachgeschäfte, die mit Beipackzetteln, sauberen Produkten, und im Rahmen des Jugendschutzes arbeiten. Sie wollen den Cannabismarkt regulieren, ihn so vielleicht eher eindämmen als mit dem gescheiterten Drogenkrieg, zumindest aber der Organisierten Kriminalität Gewinne entziehen und dem Staat in Form von Cannabissteuern zukommen lassen. Man könnte meinen: Die Legalisierungsbewegung ist erwachsen geworden.

Der Deutsche Hanfverband, der den Kongress organisiert, ist in den letzten 15 Jahren von einem Schreibtisch in der Redaktion des „Hanf Journals“ zu einem Neun-Personen-Unternehmen geworden. Die professionelle Vertretung der Kiffer spiegelt die neue Kifferszene: eine Industrie mit Verflechtungen in die Politik.