„Kiffen muss endlich legal sein!“ – So ungewöhnlich kämpft dieser Duisburger für den Jugendschutz

Der Westen beschäfttigt sich mit der am Wochenende in Duisburg im Rahmen des anstehenden Global Marijuana Marchs stattfindenen Demonstration und sprach daher mit dem Hanf-Aktivisten Christian Ehmann, Mitorganisator des Global Marijuana Marchs in Duisburg.

Kiffen ohne Konsequenzen? Dafür kämpft Christian Ehmann. Der Kundenberater aus Duisburg bezeichnet sich als Hanf-Aktivist. Zusammen mit seinen Mitstreitern beim „Deutschen Hanfverband“ organisiert Christian den „Global Marijuana March“ am 6. Mai 2017 in Duisburg.

Zu den Veranstaltungen unter dem Motto „Legalisierung macht Sinn!“ werden in bundesweit 30 Städten insgesamt 10.000 Demonstranten erwartet.

Christian Ehmann, warum sollte in Deutschland mit Cannabis ein weiteres Suchtmittel erlaubt werden?

Christian Ehmann: „Von einer Hanf-Legalisierung würden Gesellschaft und Staat gleichermaßen profitieren. Das Produkt könnte viel besser kontrolliert werden. Wie in den Niederlanden könnte der Staat THC-Grenzwerte einführen, um superpotentes Gras vom Markt zu verdrängen. Die Produkte und Inhaltsstoffe könnten gewissermaßen etikettiert werden. Somit würde der Verbraucher auch vor gestreckter, teilweise gesundheitsschädlicher Ware geschützt.“

Der Staat würde also eher indirekt profitieren?

Ehmann: „Es gäbe auch unmittelbare Auswirkungen. Die mafiösen Strukturen rund um den Schwarzmarkt würden nahezu restlos verschwinden. Stattdessen könnte der Staat beim Verkauf von Marihuana direkt mitverdienen. Wir reden hier von Steuereinnahmen in Millionenhöhe, die etwa in Schulen oder den Straßenbau gesteckt werden könnten.“

Sehen Sie nicht die Gefahr, dass durch eine Legalisierung die Wirkung der Droge verharmlost wird?

Ehmann: „Im Gegenteil. Mit frei verkäuflichem Cannabis wäre der Weg frei für effektiveren Jugendschutz. Die Ressourcen, die zur Strafverfolgung von Dealern eingesetzt werden, könnten dann bei der Aufklärung Jugendlicher helfen. Außerdem gäbe es offizielle Verkaufsorte, an denen gezielte Angebote für Menschen mit Konsumproblemen gesetzt werden könnten. Den Dealer an der Ecke interessiert das alles herzlich wenig. Der möchte sein Zeug verticken. So viel wie möglich – egal ob der Käufer zwölf oder 47 Jahre alt ist.“

Existiert für Sie der Begriff Drogenmissbrauch?

Ehmann: „Natürlich gibt es das. Aber man darf nicht vergessen, dass Marihuana in geringen Mengen erwiesenermaßen therapeutisch wirkt. Als Epileptiker darf ich persönlich zudem keinen Alkohol konsumieren. Trotzdem bin ich der Meinung, dass mir nach einer harten Arbeitswoche hier und da ein Rausch zusteht. Wie jede Droge macht Hanf aber auch abhängig. Manche Konsumenten verlieren die Kontrolle über ihren Konsum und möglicherweise auch über ihren Alltag.“

Wie sollen Jugendliche Ihrer Meinung nach vor der Suchtgefahr gewarnt werden?

Ehmann: „Unserer Ansicht nach sind Strafen und Verbote nicht das richtige Mittel. Wer Jugendlichen etwas stumpf verbietet, erntet eher eine Trotzreaktion. Stattdessen sollte man nicht nur über die Gefahren und Risiken reden. Sondern auch über die positive Wirkung aufklären. Dann fühlen sich Jugendliche ernst genommen und treffen bessere Entscheidungen. Wenn ein Erwachsener Drogen konsumieren will, muss er das aber mit sich selber ausmachen dürfen: Selbstschädigung ist in Deutschland nicht verboten.“

Das heißt im Umkehrschluss: Sie sind dafür, dass jede Droge frei zugänglich ist?

Ehmann: „Als Verband setzen wir uns lediglich für die Legalisierung von Cannabis ein. Persönlich bin ich allerdings der Meinung, dass jede Droge legalisiert werden sollte. Selbstverständlich aber nur für Erwachsene. Wer das Verlangen hat, etwas zu konsumieren, der sollte es lieber legal tun können. Das eröffnet viel mehr Möglichkeiten zum Dialog und holt Drogen aus den dunklen Ecken.“

Am 6. Mai wird es keine dunklen Ecken geben. Was erwartet die Besucher beim zweiten „Global Marijuana March“ in Duisburg?

Ehmann: „2016 waren in der Spitze etwa 150 Leute dabei. Dieses Jahr haben wir ein viel größeres Rahmenprogramm mit mehreren Musik-Acts und einer Aftershow-Party. Von daher gehen wir von bis zu 500 Teilnehmern aus. Los geht's um 14 Uhr in der Fußgängerzone am „Life Safer“.“