Cannabis auf Rezept – wo, wie, warum?

Unter der Rubrik "Fragen & Antworten", informiert tageschau.de über die Situation in Bezug auf medizinisches Cannabis. In der Tagesschau um 20:00 Uhr wurde auf diesen Beitrag verwiesen. Darin wird auch Georg Wurth interviewt, der Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbands, der die aktuelle Situation für Cannabispatienten schilderte:

Doch der Deutsche Hanfverband warnt auch: "Cannabis ist kein Wundermittel und hilft nicht allen Patienten." Insbesondere Patienten mit einem hohen Risiko für Psychosen oder Vorerkrankungen am Herzen müssten beim Konsum von Cannabis Vorsicht walten lassen, sagt Georg Wurth vom Hanfverband im Gespräch mit tagesschau.de. Cannabis biete in der Regel keine Heilung, sondern oft eine Linderung.

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Das kommt auf die Dosis an. "Medikamente sind teurer als der Eigenanbau von Blüten", sagt Wurth vom Hanfverband. Die Medikamentenkosten können Hunderte Euro im Monat betragen. Das gilt auch für Cannabisblüten und -extrakt. Kritiker monieren, dass sich viele Betroffene Cannabis daher nicht leisten könnten und gezwungen seien, auf dem Schwarzmarkt zu kaufen oder selbst anzubauen. Bis jetzt zahlen Krankenkassen nach Angaben des Deutschen Hanfverbandes fast nie die Kosten, einige private Kassen seien etwas kulanter. Nur bei Multipler Sklerose sind gesetzliche Krankenkassen unter bestimmten Bedingungen zur Kostenübernahme verpflichtet.

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Schwerkranken Patienten soll künftig der Zugang zu Cannabis zu medizinischen Zwecken erleichtert werden. Im Januar 2016 legte die Bundesregierung einen Referentenentwurf zur Änderung des Betäubungsmittelgesetzes vor. Dieser sieht vor, dass schwer chronisch Kranke künftig auf Kassenrezept leichter an Arzneimittel auf Cannabisbasis heran kommen. Der aufwändige Antrag beim Bundesinistitut für Arzneimittel und Medizinprodukte würde dann entfallen. "Das ist ein großer Schritt in eine richtige Richtung", sagt Wurth.

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Geplant ist eine staatliche Cannabis-Agentur, die den Hanfanbau und den Handel überwachen soll. Auch Krankenkassen sollen stärker verpflichtet werden, medizinisch genutzen Cannabis zu bezahlen. Der Eigenanbau von Cannabisblüten wird von der Bundesregierung jedoch als "nicht zielführend" betrachtet, so dass es notwendig ist, betroffenen Patienten über eine Kostenerstattung einen sicheren Zugang zu Cannabisblüten zu ermöglichen. "Damit zeigt sich ein Trend zu Cannabisblüten. Wenn auch hier in Deutschland Cannabisblüten angebaut würden, würde das Problem der Lieferschwierigkeiten entfallen", sagt Wurth vom Hanfverband. "Die Zahl der Cannabis-Patienten wird erheblich steigen. Ich erwarte in den kommenden Jahre eine Million", prognostiziert Franjo Grotenhermen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, im Gespräch mit tagesschau.de.