Welchen Einfluss hat die Legalisierung von Cannabis in Colorado auf den Konsum unter Jugendlichen?

Im November 2012 stimmten die Bürger von Colorado für „Amendment 64“ und damit für die Legalisierung von Cannabis, inklusive Fachgeschäften und Eigenanbau für alle Menschen ab 21 Jahren. Während der kommerzielle Handel erst zum 1.1.2014 startete, war schon 2013 der Eigenanbau sowie die kostenlose Weitergabe an Freunde legal.

Neben der legalen Abgabe zum Freizeitgebrauch wuchs das Cannabis als Medizin Programm in Colorado in den letzten Jahren stark an. So gab es im Jahr 2009 erst 5.051 Patienten mit einer Erlaubniskarte, 2011 waren es bereits 118.895. Seitdem bliebt die Zahl relativ stabil, im August 2014 waren es 115.710 Personen, davon waren 406 unter 18 Jahre alt. Dies entspricht einem Anteil von 3% unter der erwachsenen Bevölkerung.

Auch da die direkte Verfügbarkeit von Cannabis für Jugendliche durch einen funktionierenden Jugendschutz nicht gestiegen ist, hat sich für die Jugendlichen primär der gesellschaftliche Umgang mit der Droge Cannabis verändert. Diese Änderung hat sich bereits ab 2011, spätestens aber 2013 manifestiert.

Auf der Ebene von Colorado sowie USA-weit liegen bisher nur Zahlen für den Konsum unter Highschool Schülern für 2013 vor.

Neben den Konsumprävalenzen wurde auch abgefragt, ob der erste Konsum von Cannabis vor dem 13 Lebensjahr stattfand. Diese Frage beantworteten 2013 in Colorado 8,1% der Schüler mit Ja und bundesweit 8,6% mit Ja.

Kritiker der Legalisierung wie Kevin Sabat vom Project SAM („Smart Approaches to Marijuana“) führten an, dass eine Reduktion um 2% statistisch nicht signifikant sei. Zudem habe wie schon erwähnt der legale Verkauf zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht begonnen. Wie relevant die statistische Signifikanz für Herrn Sabat ist, zeigt sein aktueller Artikel mit der klaren Überschrift „Youth Use in Colorado Going Up“ (“Zahl der jugendlichen Konsumenten steigt in Colorado”). Grundlage hierfür sind die Daten aus dem “National Survey on Drug Use and Health” für die Gruppe 12-17 Jahre, Konsum im letzten Monat. Diese beginnen bei ihm mit 9,82% zum Beginn des Cannabis als Medizin Programms 2002/2003, reichen über einen Peak mit 10,72% (+0,9%) 2010/2011 und enden dann beim Zeitraum 2011/2012 mit 10,47% (+0,65%).

Nichtsdestotrotz deuten diese vorläufigen Zahlen klar darauf hin, dass der Wandel im Umgang mit Cannabis in Colorado keinen messbaren Konsumanstieg mit sich brachte. Die Horrorvorstellungen, die gerne an die Wand gemalt werden, wurden damit einmal mehr von der Empirie konterkariert.

Marijuana Policy Project Communication Director Mason Tvert: “Once again, claims that regulating marijuana would leave Colorado in ruins have proven to be unfounded […] How many times do marijuana prohibition supporters need to be proven wrong before they stop declaring our marijuana laws are increasing teen use?”

Ein weiterer Effekt einer Legalisierung, der noch nicht angesprochen wurde, ist der Scheinanstieg durch ehrlichere Antworten. Hierzu schreibe ich in meinem Blog: “Untersuchungen aus den USA legen nahe, dass bei allgemeinen Umfragen 40% der Cannabiskonsumenten fehlen. Von den genannten Werten müssen noch je nach betrachteter Prävalenz 0,7%, 0% und 0,3% abgezogen werden, diese Personen konsumierten illegale Drogen aber kein Cannabis.” – es liegt nahe, dass in den Niederlanden oder Colorado dieser Effekt weniger stark ist als in Ländern bzw. Regionen mit einer Prohibition.

Quellen:

• Healthy Kids Colorado Survey sowie Youth Risk Behavior Survey, zitiert via Pot Use Among Colorado Teens Appears to Drop After Legalization, US News vom 7.8.2014
• Healthy Kids Colorado Survey 2013, Executive Summary
• Colorado Population by County, Age, Race, and Gender 2010, Colorado Department of Local Affairs
• Department of Public Health and Environment, Medical marijuana statistics
• Der Jugendschutz in Colorado funktioniert nach der Legalisierung besser denn je /der-jugendschutz-in-colorado-funktioniert-nach-der-legalisierung-besser-denn-je