Cannabislegalisierung in Uruguay

Flagge Uruguays mit Hanfblatt.

Ende 2013 beschloss das Parlament im südamerikanischen Land Uruguay unter Führung einer links-sozialistischen Regierung die vollständige Legalisierung von Cannabis. Damit ist Uruguay der erste Staat weltweit, der Cannabis komplett relegalisiert hat.

Ziel der Legalisierung war es, den grassierenden Schwarzmarkt zu verdrängen. Dort wurde hauptsächlich so genanntes “Brickweed” aus Paraguay angeboten, welches häufig gestreckt und mit Schimmelsporen kontaminiert war. Somit sollte auch dem Gesundheitsschutz der Konsumenten Rechnung getragen werden.

Eigenanbau und Cannabis Clubs

Das neu beschlossene Gesetz gestattete es Jedem ab 18 Jahren mit ständigem Wohnsitz in Uruguay privat oder gemeinschaftlich in Cannabis Clubs sein eigenes Cannabis anzubauen. Voraussetzung ist jedoch die Registrierung als Homegrower oder Mitglied eines Cannabis Clubs.

Privat dürfen bis zu 6 Hanfpflanzen legal angebaut werden. Die gesamte Erntemenge darf 480 Gramm pro Jahr nicht überschreiten. Die Erzeugnisse dürfen nicht verkauft werden.

Der gemeinschaftliche Anbau erfolgt in Cannabis Clubs. Die bestehen aus mindest 15 und höchstens 45 Mitgliedern und verpflichten sich kein Cannabis an Nicht-Mitglieder abzugeben. Der Club darf maximal 99 weibliche Pflanzen auf einmal anbauen und nicht mehr als 480 Gramm Cannabis pro Mitglied ausgeben. Weiterhin müssen die Clubs nachweisen, dass sie neben der Kultivierung auch gesundheitliche Aufklärungsarbeit bei ihren Mitgliedern leisten.

Legaler Verkauf verzögerte sich

Der legale Verkauf von Cannabis ließ ein paar Jahre auf sich warten, ehe schließlich ab 2017 der Verkauf in Apotheken startete. Das Modell Uruguays stellt auch heute noch einen Sonderweg der Legalisierung dar. Denn der kommerzielle Verkauf, Vertrieb und Anbau von Cannabis  wird strikt durch den Staat in Form des neu geschaffenen Instituto de Regulación y Control del Cannabis (IRCCA) kontrolliert und reglementiert.

Kommerzieller Anbau

Einheitsverpackung für staatliches Cannabis der Sorte Beta 1.

Den Anbau übernehmen exklusiv zwei private Firmen (ICCORP und SIMBIOSYS) in direktem Auftrag auf einem Gelände, das vom IRCCA im Departement San José im Südwesten von Uruguay verwaltet und durch die Nationalgarde gesichert wird.


Es werden zwei verschiedene Sorten angebaut, die für den uruguayischen Staat von der spanischen Firma POSITRONICS SEEDS SL entwickelt wurden. Die beiden Sorten hießen anfangs “Alfa I” (indica Hybrid ) und “Beta I” (sativa Hybrid). Sie wiesen einen sehr geringen THC-Gehalt (2%) bei gleichzeitig hohem CBD-Gehalt (6 bzw 7%) auf. Mittlerweile sind die Versionen II und III des Alfa und Beta Strains auf dem Markt, die einen höheren THC-Gehalt von max 9% bei min 3% CBD enthalten. Für Ende 2022 wurde angekündigt, Sorten mit einem THC-Gehalt von mehr als 10% auf den Markt zu bringen.

Übersicht der verschiedenen staatlichen Cannabissorten.

Verkauf und Vertrieb

Der Vertrieb wird durch den IRCCA abgewickelt. Als Verkaufsstellen dienen ausschließlich Apotheken, die durch den IRCCA lizenziert wurden. In den lizenzierten Apotheken dürfen alle Personen älter als 18 Jahre mit ständigem Wohnsitz in Uruguay Cannabis erwerben, insofern sie sich über die Post als Kunde mit einem Ausweisdokument, Wohnsitz und Fingerabdrücken registriert haben. Die Fingerabdrücke werden mittels Scannern in der Apotheke zur Verifikation der Käufer und der Nachverfolgung ihres Cannabis-Budgets genutzt. Denn die Abgabemenge ist auf 40 Gramm pro Monat und 10 Gramm pro Kauf begrenzt. Verkauft werden versiegelte Einheitspackungen mit Gefahrenhinweisen der Sorten Alfa und Beta zu 5 Gramm.
Die Registrierung als Käufer schließt eine gleichzeitige Registrierung als Anbauer aus. Es besteht jedoch die Möglichkeit sich “umzumelden”. Nach Beschwerden zur Erfassung mittels Fingerabdruck besteht neuerdings auch die Möglichkeit ein „Cannabisabgabeticket“ (TDC) mit einem Barcode zu erhalten. Dies berechtigt zum Kauf von insgesamt 40 Gramm Cannabis und muss anschließend neu beantragt werden.

Probleme in Uruguay

Der stark regulierte staatliche Cannabismarkt ist wiederholt in die Kritik geraten, da häufig das Angebot die Nachfrage nicht deckte und weiterhin die Versorgung in ländlichen Gebieten nahezu nicht gegeben war.
Für die Unterversorgung dürfte mit ausschlaggebend sein, dass anfangs geplant war, an 10 Privatunternehmen Anbaulizenzen zu vergeben. Bis heute bauen jedoch nur zwei Unternehmen Cannabis für den Verkauf in Apotheken an. Auch wurde die Qualität des angebotenen Cannabis der Sorten Alfa I und Beta I für den sehr geringen Wirkstoffgehalt an THC kritisiert. Die IRCCA hat hier jedoch gegengesteuert und zeigt mit der Ankündigung, in Zukunft stärkere Sorten auf den Markt zu bringen, dass sie die Kundenwünsche Ernst nimmt.

Karte Uruguays mit den Cannabis abgebenden Apotheken.

An der Versorgungslage im ländlichen Bereich hat sich jedoch nur wenig geändert. Zu Verkaufsbeginn 2017 existierten nur 14 lizenzierte Apotheken in ganz Uruguay, von den sich die Mehrzahl im Großraum der Hauptstadt Montevideo befand. Stand Frühjahr 2022 verkaufen mittlerweile 24 Apotheken Cannabis. An der katastrophalen Versorgungslage auf dem Land hat sich jedoch wenig geändert.

Bedingt durch diese Probleme und die Tatsache, dass Touristen der Zugang zu Cannabis bisher verwehrt ist, existiert noch immer ein ernstzunehmender Schwarzmarkt in Uruguay parallel weiter. Die Schaffung eines legalen Zugangs zu Cannabis für Touristen wurde von Seite des National Drug Board (JND) in Aussicht gestellt. Ein genauer Zeitpunkt steht bisher jedoch nicht fest.