Deutscher Hanfverband rät von Gründung von Cannabis Social Clubs ab

MDR Aktuell sprach mit DHV-Sprecher Georg Wurth und dem Ortsgruppen-Sprecher Magdeburg Matthias Redlich über den Gesetzentwurf und die Zukunft von Cannabis Social Clubs in Deutschland.

Bei Georg Wurth, dem Gründer und Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbandes, könnte man vermuten, er sei ungeduldig. Das ist er nicht: “Ich rechne damit, dass um den Jahreswechsel Bewegung in die Sache kommt. Wir wollen das Ganze auch noch intensiv diskutieren, der Gesetzentwurf soll noch weiterentwickelt werden. Gerade was die Überschreitungen der Besitzgrenzen angeht, da braucht es noch Arbeit.”

Seit 27 Jahren setzt sich Wurth für die Legalisierung von Cannabis ein, seit 21 Jahren hauptberuflich. Von heute auf morgen ginge es mit der Gesetzesänderung eben nicht: “Klar, wir warten darauf, aber auf ein paar Wochen kommt es nicht an”, sagt er im Gespräch mit MDR AKTUELL.

Das Gesetz geht nach Meinung von Wurth in die richtige Richtung: “Es wird ein riesen Schritt nach vorne gemacht. Auf einmal wären wir in Europa an der progressiven Spitze. Denn momentan sind wir noch total repressiv, vor allem was die Verfolgung durch die Polizei angeht.”

Matthias Redlich vom Magdeburger Hanfverband ist der gleichen Meinung: “Wir sind der Legalisierung so nah wie noch nie, darauf freue ich mich”, sagt er. Redlich ist gerade mitten in der Gründung eines sogenannten Cannabis Social Clubs (CSC), einem Anbauverein.

Cannabis Social Clubs und nicht-kommerzielle Anbauvereinigungen werden einerseits medial und unter Konsumentinnen und Konsumenten viel diskutiert. Gleichermaßen gibt es einige offene Fragen zu dem Thema: “Wo kann man sich anmelden? Wie kann ein Club gegründet werden? Muss ein Club auch ein eingetragener Verein sein?” – all diese Fragen kommen unter anderem beim Deutschen Hanfverband und seinen Ortsgruppen an.

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Was die Anbau-Clubs angeht, ist Matthias Redlich, der schon einen CSC-Verein gegründet hat und auf seine Vereinsnummer wartet, skeptisch: “Wir dürfen als CSC kein Geld einnehmen, alles soll über einen Mitgliedsbeitrag laufen. Aber hier sind die Abnahmemengen unterschiedlich. Auch ist nicht mitbedacht, was der Anbau alles braucht: Strom, Wasser, IT. Wir wollen Jobs schaffen und nicht nur ehrenamtlich arbeiten.”

Wurth meint dazu: “Wo soll denn die Motivation bei den Ehrenamtlern herkommen, wenn es nicht auch um den gemeinsamen Spaß geht? Mit solchen Regeln sehe ich nicht, wie es funktionieren soll, Cannabis Social Clubs zu betreiben.” Redlich sieht das ähnlich: “Ich möchte, dass sich unsere Clubmitglieder wohlfühlen und nicht nur ihr Cannabis bei mir abholen”, sagt der 36-Jährige.

“Wir empfehlen, erst einmal abzuwarten. Es wird nicht darum gehen, wer in der Stadt als erstes einen Club eröffnet. Wir raten deshalb derzeit keinem, einen CSC aufzumachen”, sagt Wurth. Es gebe zu viele Unsicherheiten. Trotzdem: “Für viele wird es ein unglaulich befreiender Moment sein, sobald das Gesetz verabschiedet wird”, resümiert Wurth.