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DHV-Newsletter: Rundbrief zur Cannabispolitik vom 14.06.2007

DHV-Newsletter: Rundbrief zur Cannabispolitik vom 14.06.2007

Newsletter des Deutschen Hanf Verbandes – Ausgabe Juni 2007


1. DHV in der ARD, Steffen Geyer bei “Menschen bei Maischberger”

Ein verspätetes Geburtstagsgeschenk machte die ARD dem DHV- Mitarbeiter Steffen Geyer. Er wurde eingeladen an der Sendung “Menschen bei Maischberger” teilzunehmen. Anlässlich der Veröffentlichung des Drogen- und Suchtberichtes war das Thema der am 15.05.2007 gesendeten Ausgabe “Jedem seine Droge: Sind wir eine gedopte Gesellschaft?”
Mit Steffen Geyer im Studio waren die Medikamentenabhängige Gitte Daun und ihr behandelnder Arzt Dr. Rüdiger Holzbach, Siegfried Schönherr, ein ehemaliger Cracksüchtiger, und Brigitta Reitz vom “Elternkreis drogengefährdeter und drogenabhängiger Jugendlicher”.

Zunächst befragte die Moderatorin Sandra Maischberger Frau Daun und Dr. Holzbach zu den Ursachen und Auswirkungen der Medikamentenabhängigkeit. Als Betroffene konnte Gitte Daun die gesellschaftlichen Folgen der “stillen Sucht” nach Schlaf-, Schmerz- oder Beruhigungsmitteln drastisch aber glaubhaft darstellen. Der Chefarzt des zweitgrößten deutschen Suchtzentrums, der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Lippstadt, begleitete die Geschichte ihrer Abhängigkeit mit Sachverstand und manch kleinem Scherz.

Nach einer halben Stunde kam Steffen Geyer erstmals zu Wort. Er erklärte der Moderatorin und den gut 1,5 Millionen Zuschauern, dass Cannabis nicht frei von Risiken sei, aber gerade diese Erkenntnis ihn dazu zwinge, sich für die Legalisierung einzusetzen. Nur ein legaler Hanfmarkt sei nach seiner Überzeugung geeignet, möglichen Problemkonsum frühzeitig zu erkennen. Auch führe die allgegenwärtige Repressionsdrohung dazu, dass Präventionsarbeit unglaubwürdig erscheint und die Hemmschwelle bei Hilfesuchenden unnötig hoch sei. Im Ergebnis müsse man zugeben, dass das Experiment Kriminalisierung gescheitert ist und seine Fortsetzung mehr gesellschaftlichen Schaden verursacht, als es das Rauschmittel kann.

Eine wirkliche Diskussion über die Entkriminalisierung von Cannabis kam jedoch nicht zustande. Insbesondere Frau Reitz versuchte die rund vier Millionen Cannabiskonsumenten in Deutschland auf jugendliche Extremkonsumenten zu reduzieren.

Die Reaktionen auf den ersten Auftritt eines DHV- Sprechers in der ARD waren überwiegend positiv. Einzig die Springerpresse bemängelte sein Aussehen und nahm seine Argumente deshalb nicht genauer unter die Lupe. Die Mehrheit der Medienberichte, die Redaktion der Sendung und nicht zuletzt fast alle beim DHV eingegangenen Zuschauerreaktionen bescheinigten Steffen Geyer einen gelungenen Auftritt.

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2. Drogenbericht 2007: Weniger Raucher – mehr Kiffer, mehr Trinkexzesse

Anfang Mai hat die Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing den “Drogen- und Suchtbericht 2007” vorgestellt. In ihm berichtet die Bundesregierung (unter anderem an die EU) von der Verbreitung von Rauschmitteln in Deutschland.
Sabine Bätzing nutzte die Gelegenheit, um auf die unterschätzten Risiken des Missbrauchs legaler Rauschmittel wie Alkohol und Nikotin, sowie auf den steigenden Medikamentenmissbrauch hinzuweisen.

So fordert sie unter anderem stärkere Sensibilisierung und größere Verantwortung in der Bevölkerung gegenüber bestehenden Suchtgefahren und eine Verbesserung des Nichtraucherschutzes.

Bei den illegalisierten Drogen weist der Bericht der Drogenbeauftragten jedoch zum Teil gravierende Mängel auf. So spricht Bätzing vom “illegalen Konsums von Suchtmitteln” obwohl ihr nach mehr als einem Jahr im Amt klar sein sollte, dass der Konsum gleich welchen Mittels in Deutschland noch nie verboten war, also ein illegaler Konsum schlechthin unmöglich ist.

Völlig unklar ist es, wie die Bundesdrogenbeauftragte auf eine Zahl von 400.000 Deutschen kommt, die Cannabis missbrauchen bzw. bei denen eine Abhängigkeit vorliegt. Wenn man die letzten amtlichen Zahlen von 3,8 Millionen Cannabiskonsumenten (REITOX- Bericht 2004) zu Grunde legt, müssten mehr als 10 Prozent der Konsumenten in diese Gruppe fallen. Dabei geht die Wissenschaft von einer deutlich niedrigeren Abhängigkeitsquote aus:

Cannabiskonsum: Entwicklungstendenzen, Konsummuster und Risiken (Dieter Kleiber, Reante Soellner 1995)

“Eine Abhängigkeit vom Typ Cannabis entsprechend der Klassifikation des DSM-IV ließ sich bei 2% derjenigen aktuellen Konsumenten feststellen, die bislang ausschließlich Cannabisprodukte und nicht auch andere “harte” Drogen konsumiert hatten.”

Überhaupt kein Wort verliert der Bericht zum Thema Streckmittel und verunreinigte Cannabisprodukte. Dabei ist das Phänomen europaweit bekannt und die Bundesdrogenbeauftragte weiß nicht erst seit der laufenden DHV- Kampagne, dass gestrecktes Gras ein Gesundheitsrisiko für Konsumenten darstellt.

Mehr zum Thema

  • Pressemitteilung der Bundesdrogenbeauftragten vom 03.05.2007
  • Der Drogen- und Suchtbericht 2007
  • Meldung der Tagesschau vom 03.05.2007 (mittlerweile offline)

3. USA/ Kanada: Einreiseverbot für Drogenkonsumenten

Dr. Andrew Feldmar, ein Psychiater aus Vancouver (Kanada) konnte nicht fassen, dass ihm die Einreise in die USA verweigert wurde. Dabei wollte er nur seine Tochter besuchen, wie er dies schon unzählige Male getan hatte. Die Grenzbeamten hatten seinen Namen diesmal jedoch bei Google eingetippt und dabei erfahren, dass er in einer wissenschaftlichen Zeitung zugegeben hatte, vor rund 40 Jahren im Rahmen seiner Forschungen 2 mal LSD konsumiert zu haben. Daraufhin verbot man ihm das Betreten der Vereinigten Staaten.

Grundlage der Maßnahme ist ein Gesetz, dass es den US-Grenzbeamten erlaubt, jedem die Einreise zu verweigern, der in der Vergangenheit wegen eines Drogendeliktes überführt oder ein Drogendelikt zugegeben hat. Darunter fällt auch der bloße Konsum von verbotenen Substanzen. Auch die kanadischen Einreisebestimmungen enthalten einen entsprechenden Passus.

Das Gesetz existiert zwar schon länger, wurde bisher aber nur von den direkt betroffenen wahrgenommen. Der Fall des bekannten Psychiaters rückte das Thema nun auch in das Blickfeld der Medien. So berichtete die New Yorck Times am 14.05. darüber, dass auf Grundlage der Regelung rund 100 Millionen Amerikaner nicht nach Kanada reisen dürften. In der anderen Richtung beträfe das Gesetz jeden sechsten Kanadier.

Um die Ungerechtigkeit der Regelung zu zeigen, fordert die Legalisierungsorganisation Drug Policy Alliance ein Einreiseverbot Kanadas für den ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, den Microsoftgründer Bill Gates, den Bürgermeister von New York Michael Bloomberg, den Schauspieler Brad Pitt und viele weitere Prominente, die eigenen Drogenkonsum zugegeben hatten.

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4. Fingerabdruck soll Drogenkonsum nachweisen

Forscher der University of East Anglia in Norwich und dem King´s College London wollen den Fingerabdruck von Menschen dazu nutzen, um auf deren Lebensgewohnheiten zu schließen. Schon jetzt ist es ihnen möglich, Raucher und Nichtraucher anhand von Cotininspuren im Schweiß zu unterscheiden. Cotinin entsteht beim Abbau von Nikotin im Körper und lässt sich mit dem neu entwickelten Verfahren selbst an Fingerabdrücken nachweisen.

Die Forscher hoffen in naher Zukunft auch den Konsum anderer Drogen, von Medikamenten und Nahrungsmitteln, aber auch bestimmte Krankheiten sicher aus dem Fingerabdruck lesen zu können. Sie sehen für ihre Erfindung zwei wichtige Anwendungsgebiete. Zum einen würde das kriminalistische Potential von Fingerabdrücken immens wachsen und so z.B. der Kreis der Verdächtigen eingeengt werden können. Zum anderen versprechen sie sich von ihrer Erfindung eine Verbesserung der Dopingkontrollen.

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  • Artikel auf ChemieOnline vom 21.05.2007

5. Hanfparade 2007 – Gib mir 5 – Gegen Gift im Gras

Wider Erwarten sieht es so aus, als ob es 2007 doch eine Hanfparade in Berlin geben wird. Es hat sich ein kleines Orgateam gebildet, das die Sache ohne Geld, dafür aber mit viel Motivation angehen will.

Aufruf zur Hanfparade 2007
Bundesweite Demonstration gegen Streckmittel und gesundheitsgefährdende Zusatzstoffe in Cannabisprodukten und für eine Legalisierung des heimischen Anbaus von Hanf für den eigenen Bedarf.

Die rund vier Millionen Cannabiskonsumenten Deutschlands haben ein Problem! Seit mehr als einem Jahr leiden sie unter der Geldgier skrupelloser Geschäftemacher. Immer öfter wird auf dem Schwarzmarkt gestrecktes Marihuana angeboten. Die mit Glas, Sand, Zucker oder Plastik verseuchten Cannabisprodukte gefährden dabei nicht nur die Gesundheit der Konsumenten. Wenn Streckmittel aus dem harmlosen Genussmittel Hanf einen giftigen Chemiecocktail machen, muss die ganze Gesellschaft die Folgen tragen. Obwohl bereits mehrere Länder Europas amtliche Warnungen veröffentlicht haben, streitet die Bundesdrogenbeauftragte die Existenz von gestreckten Cannabisprodukten in Deutschland weiter ab.

Ein Umdenken in der deutschen Drogenpolitik ist mehr als überfällig. Die PolitikerInnen werden erst dann handeln, wenn WIR sie dazu zwingen.

Prohibition bedeutet Krankheit, Knast und Elend! Nur ein legaler Hanfmarkt kann den Graspanschern und ihren Hintermännern das Geschäft versauen! Nur wer sein Gras selber anbaut, weiß was im Joint drin ist! Nur die Legalisierung macht wirksamen Jugendschutz und Qualitätskontrollen möglich!

Am 25.August fordern wir deshalb auf der Hanfparade 2007 in Berlin:
– Aufhebung des Hanfsamenverbots von 1998
– Entkriminalisierung des Eigenanbaus von fünf Hanfpflanzen
– Kostenlose Analyse von Haschisch und Marihuana auf Streckmittel, Schimmel, Pestzide und Bakterien

Die Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel kann nur gelingen, wenn die Cannabiskonsumenten und deren Angehörige und Freunde ihre Stimme erheben. Kommt zu Hanfparade 2007 und fordert euer Recht auf sauberes Gras!

Mehr zum Thema

  • Wiki der Hanfparade zum mitdiskutieren und mitmachen

6. Termine


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