Wie Cannabis-Patienten trotz Rezept von der Polizei schikaniert werden

Die Vice widmet sich dem Thema Cannabis als Medizin und stellt am Beispiel eines Cannabispatienten fest, dass Patienten trotz Rezepts zum Teil von der Polizei schikaniert werden. Um einen Überblick über die Entwicklungen der ersten fünf Monate nach Einführung des Gesetzes zu bekommen, sprach die Vice daher mit dem stellvertretenden Geschäftsführer, Florian Rister, und unserer DHV-Ortsgruppe München, an welche sich regelmäßig Patienten wenden.

Deutsche Apotheken bestellen Cannabis bislang noch in den Niederlanden und Kanada, bis die Produktion im nächsten Jahr auch hierzulande anlaufen soll. "Seit vier, fünf Wochen erleben wir den ersten großen Lieferengpass, doch auch in Zukunft wird es wohl immer wieder Engpässe geben, weil die Nachfrage ständig steigt", erklärt der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Hanfverbandes (DHV), Florian Rister. Zu den Engpässen kommen noch weitere Probleme.

Seit dem 10. März sollten Kranke an Cannabis kommen können – eigentlich. "Es ist nach wie vor unklar für die Patienten, ob die Krankenkassen zahlen, weil das Gesetz so schwammig formuliert wurde", sagt Rister vom Hanfverband. Weil es keine exakte Definition von Krankheitsbildern gibt, können die Kassen selbst auslegen, ob sie zahlen oder nicht.

Zu dieser Preisexplosion kam es unter anderem, weil Cannabis als Rezepturarzneimittel und nicht als Fertigarzneimittel gekennzeichnet werden muss und die Apotheken 100 Prozent auf den Einkaufspreis aufschlagen können. "Die Preise liegen aktuell bei 24 Euro pro Gramm für Privatpersonen, die selber zahlen müssen. Für die Kassen ist solch eine Preisexplosion auch eine Belastung", so Rister. Die hohen Preise schrecke auch die Ärzte ab. "Während sich viele Ärzte noch nie mit Cannabis beschäftigt haben, haben andere von ihnen Angst, ihr Praxisbudget mit diesen hohen Kosten zu sprengen und in Regress genommen zu werden."

Über die Münchner Zweigstelle des Deutschen Hanfverbandes lernte er andere Patienten kennen, die sich wegen der Engpässe ihre Medizin anders beschaffen mussten. Wenn sie erwischt werden, droht ihnen eine Anzeige. Beim DHV meldeten sich auch weitere Patienten, die wie Christoph trotz Rezepts wegen Cannabiskonsums von der Polizei durchsucht oder festgenommen wurden. "Körperverletzung, Hausdurchsuchung, Beleidigung", lauten die Vorwürfe gegen die Beamten in mindestens vier Fällen, die der DHV München bisher sammelte.