Coffeeshops statt Kriminalisierung

Auch die Süddeutsche Zeitung war bei der Podiumsdiskussion der Grünen Jugend in Geretsried, bei der mit Philipp Ferrer von der Münchener DHV-Ortsgruppe auch ein Vertreter des Deutschen Hanfverbands beteiligt war.

Philipp Ferrer vom Deutschen Hanfverband und Suchthelfer Stefan Wenger diskutieren in Gelting über eine mögliche Legalisierung von Cannabis. Sie sehen darin Chancen für Prävention, Gesundheit – und Jugendschutz

Ölkonzerne, Pharmalobby und Rassisten. Durch diese “unheilige Allianz” sei Cannabis – in der Nachkriegszeit von USA aus – in vielen Staaten verteufelt worden. Was nach Verschwörung klingt, ist laut Philipp Ferrer Geschichte. Der Vertreter des Deutschen Hanfverbands aus München klärte die verdutzten Besucher einer Informationsveranstaltung der Grünen Jugend am Freitag über die Herkunft der Cannabisverbote auf.

An der aktuellen Drogenpolitik müsse sich etwas ändern. Denn Verbote – das habe sich vielfach gezeigt – verschlimmerten nur die Probleme: psychische und finanzielle Belastung für die Konsumenten, erschwerte Suchtprävention und eine Stigmatisierung Abhängiger, erklärte Ferrer. Auch “Freizeitkonsumenten” würden so in die Kriminalität gedrängt. Der repressiven Hanfpolitik vieler Staaten entbehre jeder Grundlage: Cannabis sei nur einer “perfiden Lobbyarbeit” anheimgefallen. Da es in den Vereinigten Staaten der 1950er Jahre hauptsächlich von der schwarzen und lateinamerikanischen Minderheit konsumiert worden sei, seien mit rassistischen Kampagnen gegen die Hanfpflanze Verbote erwirkt worden. Die Pharma- und Plastikindustrie habe aus Angst vor den medizinischen und praktischen Verwendungsmöglichkeiten der Pflanze zudem viele Studien gefälscht, erzählte Ferrer. “Fake News wurden nicht von Donald Trump erfunden.” Der War on Drugs, der aus diesen Behauptungen hervorging, sei global krachend gescheitert. Ein Verbot der “Heil- und Nutzpflanze” sei inzwischen absolut “von gestern”.

Es gebe zudem schlicht keine Gründe für die Kriminalisierung von Cannabis, erklärte Ferrer. Nicht nur sei die Verhältnismäßigkeit eines solchen Gesetzes im Vergleich zu anderen Drogen wie Alkohol und Tabak nicht gegeben. Auch Drogenprävention und Suchthilfe litten unter der momentanen Politik.

Am Ende des Abends wurden Wenger und Ferrer gefragt, zu welchem Zeitpunkt sie eine Legalisierung in Deutschland für wahrscheinlich hielten. Es gebe Bewegung in der öffentlichen Wahrnehmung des Themas, doch es sei weiterhin schwierig, antwortete Wenger. Ferrer pflichtete ihm bei: Es gebe keinen “Automatismus für die Legalisierung”.