Würzner bei Cannabis-Freunden

Der Oberbürgermeister von Heidelberg, Eckart Würzner, hat sich gestern mit Aktivisten des Hanfverbands Rhein-Neckar, der regionalen Ortsgruppe des DHV, zur Diskussion über einen Cannabis Social Club in Heidelberg getroffen. Eine generelle Legalisierung lehnte er ab, bei der Idee eines wissenschaftlichen Modellprojekts zeigte er sich aber unentschlossen.

Der Aktion vorausgegangen war eine Online-Abstimmung auf einer offiziellen Plattform des Bürgermeisters, bei der das Thema die meisten Stimmen erhielt. Das regionale Newsportal Morgenweb berichtet über das Treffen:

…weder sein Treffen mit Einzelhändlern der Altstadt noch sein Gespräch mit einer Wohninitiative sind auf ein so großes öffentliches Interesse gestoßen wie sein dritter Termin: ein Besuch beim Hanfverband Rhein-Neckar. Dieser möchte, kurz gesagt, den Anbau und Konsum von Marihuana in einem gewissen Rahmen legalisieren – was Würzner zumindest nicht sofort ablehnte.

Doch von vorne. Vor etwa zwei Jahren hat sich der Hanfverband Rhein-Neckar gegründet, erzählt Sprecher Christoph Lehner. Einmal im Monat treffen sich die zwölf bis 20 aktiven Mitglieder, die sich als Lobbygruppe verstehen, die gegen das hierzulande geltende Verbot der Droge kämpft und Aufklärungsarbeit leisten will. Und dabei ist ihnen nun ein kleiner Coup gelungen.

Bei der Internet-Abstimmung der Aktion “#HolDenOberbürgermeister”, welches bürgerschaftliche Projekt Würzner als Nächstes besuchen soll, hat die Gruppe zuletzt die meisten Stimmen bekommen. Und so bildete das Stadtoberhaupt gestern mit den Vertretern des Hanfverbands im Café Leitstelle einen Stuhlkreis, um mit ihnen über einen “Cannabis Social Club für Heidelberg” zu diskutieren.

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Weil das Verbot aber existiert, argumentiert der Hanfverband, werden Cannabis-Konsumenten “kriminalisiert”. Und das seien in Heidelberg, so Lehner, immerhin rund 22 000. So viele Menschen hätten vergangenes Jahr mindestens einmal gekifft. Dieser “Kriminalisierung” solle mit der Einführung eines Clubs entgegengewirkt werden. Auch könne damit der unkontrollierbare Schwarzmarkt bekämpft und die Qualität der Drogen besser kontrolliert werden. Außerdem würden Polizei und Justiz entlastet. Darum wünscht sich der Verband, dass die Stadt das Modellprojekt beantragt, das wissenschaftlich begleitet und in Kooperation mit der Suchthilfe durchgeführt werden soll.

Der Oberbürgermeister hörte sich die Ausführung in Ruhe an und sprach sich gegen eine generelle Legalisierung von Marihuana aus. “Welches Signal sendet der Staat damit aus?”, fragte er mit Blick auf Kinder und Jugendliche. Vor allem um diese ginge es ihm, darum halte er Prävention für wichtig. Hinsichtlich des Modellprojekts wollte Würzner sich nicht festlegen: “Ich fühle mich momentan noch nicht in der Lage zu sagen, ob es sinnvoll ist oder nicht.” Und so lautete das Ergebnis, so Lehner nach der Debatte: “Wir bleiben im Gespräch.”

Sollte dieses irgendwann aus Sicht des Hanfverbands erfolgreich abgeschlossen sein, bleibt noch abzuwarten, was das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte von dem Ganzen hält: Dieses müsste das Modellprojekt genehmigen. Wie die Chancen dafür stehen, war gestern nicht mehr zu erfahren.